Innovation trifft Tradition

Baden-Württembergs Unternehmen im Digitalisierungsfieber

Die Digitalisierung verändert die Wirtschaft grundlegend und fordert Unternehmen dazu auf, neue Technologien zu adaptieren und Geschäftsmodelle anzupassen. Auch in Baden-Württemberg, der Heimat zahlreicher Industrie- und Technologieunternehmen, ist diese Transformation spürbar. Von automatisierten Prozessen bis hin zu intelligenten Plattformlösungen – die Wege der Digitalisierung sind vielfältig. Doch wie setzen Unternehmen in der Region diese Veränderungen konkret um, und welche Herausforderungen stehen ihnen dabei im Weg?
Baden-Württembergs Unternehmen im Digitalisierungsfieber
Baden-Württembergs Unternehmen im Digitalisierungsfieber

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Intelligente Produktion: Effizienz durch Vernetzung

Die Digitalisierung revolutioniert die Produktionslandschaft, indem sie Maschinen, und Daten miteinander vernetzt, um Abläufe effizienter zu gestalten. Unternehmen wie Trumpf und Porsche setzen auf digitale Zwillinge und Echtzeitdaten, um ihre Fertigung zu optimieren. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist der Hackathon von Porsche und der HHL Leipzig. Bei diesem Event entwickelten IT-Talente innovative Lösungen zur Digitalisierung der Produktion. Das Siegerteam präsentierte eine Software, die Fehlerquellen in der Produktion systematisch identifiziert und den zuständigen Fertigungsbereichen automatisch meldet, um diese zu beheben.

Solche Initiativen zeigen, wie Unternehmen durch die Integration von Technologie und kreativen Ideen ihre Produktionsprozesse kontinuierlich verbessern können. Die Implementierung vernetzter Systeme und digitaler Zwillinge ermöglicht präzise Simulationen und Analysen, die zu einer kontinuierlichen Optimierung der Abläufe führen. Diese Technologien sind entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, erfordern jedoch erhebliche Investitionen und spezifisches Know-how.

Automatisierte Logistik und Lagerverwaltung

Die Optimierung der Logistik ist ein weiteres Feld, auf dem die Digitalisierung enorme Fortschritte bringt. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Mode- und Lifestyle-Unternehmen Breuninger, das in seinem Warendienstleistungszentrum (WDZ) in Sachsenheim ein intelligentes Warehouse-Management-System (WMS) des Anbieters TUP implementiert hat. Dieses maßgeschneiderte WMS deckt die gesamte Auftragsabwicklung ab, von Wareneingang bis Warenausgang, und integriert sowohl die Belieferung der stationären Filialen als auch den Online-Versand. Durch die Vernetzung von Lagertechnik und Software konnte Breuninger die Durchlaufzeiten optimieren und die Effizienz in der Logistik signifikant steigern. Die Einführung des TUP.WMS ermöglichte eine nahtlose Integration verschiedener Prozesse und Systeme, was zu einer verbesserten Transparenz und Steuerung der Materialflüsse führte.

Solche intelligenten Lagerverwaltungssysteme sind unverzichtbar, um den steigenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Logistikprozesse flexibel und effizient zu gestalten, was in einer globalisierten von großer Bedeutung ist

Digitalisierte Finanz- und Verwaltungsprozesse

Die Digitalisierung von Finanz- und Verwaltungsprozessen ist ein zentraler Hebel zur Effizienzsteigerung in Unternehmen. Das baden-württembergische Familienunternehmen Festo hat dies früh erkannt und zahlreiche Schritte unternommen, um interne Abläufe zu modernisieren. Ein bedeutender Fortschritt war die Zusammenführung mehrerer SAP-Systeme zu einer einzigen, zentralen Plattform. Dieser Prozess, der von Dr. Sebastian Beck, Vorstandsmitglied bei Festo, begleitet wurde, vereinfachte die Finanzverwaltung und legte den Grundstein für effizientere Workflows.

„Im Vergleich zu Start-ups, die ja quasi „born digital“ sind, blicken wir auf eine lange Historie zurück. Dementsprechend gibt es in allen Unternehmensbereichen gewachsene Prozesse, die wir aus der analogen in die digitale Unternehmenswelt überführen müssen. Hier hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Aber die Transformation ist natürlich noch im Gange“.Hier geht’s zum kompletten Interview: www.dgfp.de/aktuell/mit-den-menschen-loesungen-finden  

Ein besonders aktuelles Thema im Bereich der Finanz- und Rechnungsprozesse ist die kommende E-Rechnungspflicht ab Januar 2025, die Unternehmen in dazu verpflichtet, Rechnungen elektronisch zu erstellen und zu versenden. Diese Umstellung erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch organisatorische Veränderungen. Unternehmen, die bereits auf digitale Lösungen setzen, sind hier im Vorteil. Durch den Einsatz spezialisierter E-Rechnungssoftware können sie die Anforderungen der neuen Regelungen erfüllen, da diese den gesamten Rechnungsprozess – vom Erstellen bis zum Versenden – automatisiert.

Eine stufenweise Umsetzung:

  • Seit Januar 2022: In Baden-Württemberg besteht bereits seit Januar 2022 eine Pflicht zur elektronischen Rechnungsstellung für Leistungen an die öffentliche Verwaltung auf Landesebene
  • 2025-2026: Übergangsphase, in der neben E-Rechnungen auch noch Papierrechnungen zulässig sind
  • Ab 2027: Pflicht zum Ausstellen von E-Rechnungen für Unternehmen mit einem Vorjahresumsatz über 800.000 Euro
  • Ab 2028: Vollständige Pflicht zum Ausstellen von E-Rechnungen für alle Unternehmen

Integrierte Unternehmenslösungen für mehr Transparenz

Die Integration verschiedener Geschäftsbereiche in zentralen ERP-Systemen ist ein weiterer wichtiger Digitalisierungstrend. Kärcher demonstriert Aspekte dieses Trends, indem das Familienunternehmen mit Sitz in Winnenden Schritte zur Integration und Digitalisierung verschiedener Geschäftsprozesse unternommen hat:

  1. ERP-Integration: Kärcher nutzt SAP-Systeme, wobei erwähnt wird, dass verschiedene SAP-Systeme auf ein einziges reduziert wurden. Dies deutet auf eine Konsolidierung und Integration hin.
  2. Produktentwicklung und -management: Kärcher setzt die 3DEXPERIENCE Plattform von Dassault Systèmes ein, um den gesamten Produktentwicklungsprozess und das Anforderungsmanagement zu steuern. Dies verbessert die Entscheidungsfindung und sorgt für eine flexiblere Produktentwicklung.
  3. Supply Chain Collaboration: Kärcher hat SAP Business Network Supply Chain Collaboration (SCC) implementiert, um operative Beschaffungsprozesse zu digitalisieren und die Zusammenarbeit mit Lieferanten zu verbessern.
  4. E-Commerce und Händlerintegration: Kärcher hat eine zentrale E-Commerce-Plattform mit CMS-Funktionalitäten entwickelt, die eine Integration von ERP- und PIM-Systemen beinhaltet

Herausforderungen auf dem Weg zur Digitalisierung

So vielfältig Unternehmen in Baden-Württemberg stehen im Bereich Digitalisierung vor vielfältigen Herausforderungen. Insbesondere kleinere Unternehmen hinken bei der digitalen Transformation hinterher und müssen aufholen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine zentrale Herausforderung ist die Wissensvermittlung und praktische Umsetzung digitaler Strategien, vor allem im Bereich Künstlicher Intelligenz, wo der Wissensstand und Einsatz in KMU noch ausbaufähig sind. Die digitale Infrastruktur, insbesondere der Breitband- und 5G-Ausbau, muss weiter vorangetrieben werden, um flächendeckend leistungsfähige Netze bereitzustellen. Zudem müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle an die digitale Ära anpassen und resilientere, digitale Lösungen entwickeln. Die Fachkräftegewinnung im IT-Bereich stellt eine weitere Herausforderung dar, ebenso wie die kontinuierliche Weiterbildung der Belegschaft in digitalen Kompetenzen. Nicht zuletzt müssen Unternehmen die Cybersicherheit stärken, um ihre digitalen Assets zu schützen und das Vertrauen von Kunden und Partnern zu wahren.

Diese baden-württembergischen Unternehmen wurden im Artikel erwähnt:
Porsche Deutschland GmbH: www.porsche.com/germany
E. Breuninger GmbH & Co: www.e-breuninger.de/
Festo Vertrieb GmbH & Co. KG: www.festo.com/de
Alfred Kärcher Vertriebs-Gmbh: www.kaercher.com/de

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