Film – Überraschung

Anora: Ein Film, der die Oscars 2025 im Sturm eroberte

Anora, ein bittersüßes Comedy-Drama über eine Stripperin aus Brooklyn, die sich in den eigensinnigen Sohn eines russischen Oligarchen verliebt, hat die Oscars 2025 im Sturm erobert. Der Film, geschrieben, inszeniert, produziert und geschnitten von Sean Baker , gewann fünf der begehrtesten Auszeichnungen, darunter „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bestes Originaldrehbuch“, „Bester Schnitt“ und „Beste Hauptdarstellerin“ für Mikey Madison.
Anora: Ein Film, der die Oscars 2025 im Sturm eroberte
Anora: Ein Film, der die Oscars 2025 im Sturm eroberte
Foto: © 2024 Anora Productions, LLC

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Mit einem Budget von 6 Millionen US-Dollar produziert, spielte Anora weltweit über 41 Millionen US-Dollar ein und wurde so zu einem kommerziellen Erfolg. Dieser Erfolg macht Anora zu einem der größten Überraschungssieger der Oscar-Verleihung und zu einem Film, über den noch lange gesprochen werden wird.  

Handlung

Anora „Ani“ Mikheeva, eine 23-jährige Stripperin, lebt in Brighton Beach, einem russisch-amerikanischen Viertel in Brooklyn. Sie arbeitet im Stripclub „Headquarters“ und verdient ihren Lebensunterhalt mit Lapdances und anderen sexuellen Dienstleistungen. Ihr Boss stellt ihr Ivan „Vanya“ Zakharov vor, den verwöhnten Sohn des russischen Oligarchen Nikolai Zakharov. Vanya ist in den USA, um zu studieren, verbringt seine Zeit aber lieber mit Partys und Videospielen in der luxuriösen Villa seiner Familie. Da Vanya nur schlecht Englisch spricht, sucht er gezielt nach einer russischsprachigen Begleitung. Ani und Vanya beginnen eine Affäre, für die er sie großzügig bezahlt.  

Anora: Ein Film, der die Oscars 2025 im Sturm eroberte ANORA 001 Credit Augusta Quirk
Foto: © 2024 Anora Productions, LLC

Auf einem Trip nach Las Vegas macht Vanya Ani spontan einen Heiratsantrag. Für Ani scheint ein Traum wahr zu werden: Sie verliebt sich in Vanya und genießt den plötzlichen Reichtum und Luxus. Vanya hingegen erhofft sich durch die Heirat mit einer US-Bürgerin eine Green Card zu erhalten und so der Verpflichtung zu entgehen, nach Russland zurückzukehren und im seines Vaters zu arbeiten.  

Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Vanyas Eltern in Russland sind entsetzt über die Nachricht von der Hochzeit. Sie fürchten den Imageschaden für die Familie und sind wütend, dass Vanya sich ihren Anweisungen widersetzt hat. Vanyas Mutter Galina beauftragt Toros, den armenischen Patenonkel ihres Sohnes, die Ehe annullieren zu lassen. Toros reist mit seinen Handlangern Garnik und Igor nach New York, um Vanya zurück nach Russland zu bringen und Ani loszuwerden.  

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Foto: © 2024 Anora Productions, LLC

Es kommt zu einem turbulenten Aufeinandertreffen zwischen Ani und den Handlangern, bei dem Ani ihre ganze Wut und ihren Kampfgeist zeigt. Yura Borisov als Igor liefert dabei eine besonders eindrucksvolle Performance ab, die trotz der wenigen Worte seines Charakters dem Film Gewicht und Bedeutung verleiht. Letztendlich gelingt es Toros, Ani mit Geld und Drohungen zur Aufgabe zu zwingen. Am Flughafen trifft sie auf Vanyas Eltern, die sie mit Verachtung strafen. Vanya selbst erweist sich als feige und unreif und lässt Ani im Stich. Ani muss erkennen, dass ihre Hoffnung auf ein neues Leben vergeblich war.  

In einer letzten Szene, die gleichzeitig tragisch und befreiend wirkt, schläft Ani mit Igor, dem Handlanger, der sie zuvor gedemütigt und gefesselt hatte. Die Ambivalenz dieser Begegnung spiegelt die komplexe Realität wider, in der Ani gefangen ist.  

Hintergründe und Entstehung

Sean Baker ist ein amerikanischer Filmemacher, der für seine realistischen und einfühlsamen Porträts von Menschen am Rande der Gesellschaft bekannt ist. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Take Out“, „Starlet“, „Tangerine“, „The Florida Project“ und „Red Rocket“. In seinen Filmen beschäftigt er sich oft mit Themen wie Armut, Immigration und Sexarbeit. Baker legt Wert auf Authentizität und arbeitet eng mit den Menschen zusammen, die er in seinen Filmen darstellt.  

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Foto: © 2024 Anora Productions, LLC

Die Idee zu Anora entstand, als Baker von einem Freund die einer russisch-amerikanischen Braut hörte, die entführt worden war. Inspiriert wurde er auch von seiner Arbeit als Cutter von Hochzeitsvideos in den Jahren 2000 und 2001, bei der er Einblicke in die russisch-amerikanische Community in New York gewann. Für die Hauptrolle wählte Baker Mikey Madison aus, nachdem er sie in „Once Upon a Time in Hollywood“ und „Scream“ gesehen hatte. Madison bereitete sich intensiv auf die Rolle vor, indem sie Russisch lernte, Stripclubs besuchte und den Brooklyn-Akzent studierte.  

Kritiken

Anora wurde von der Kritik begeistert aufgenommen und für seine realistische und zugleich humorvolle Darstellung der Sexarbeit gelobt.

  • The Beaver: „Anora ist ein emotionaler, lustiger und fesselnder Film, der eine Branche entstigmatisiert, die so oft negativ betrachtet wird, während er gleichzeitig auf systemische Probleme aufmerksam macht, mit denen Sexarbeiterinnen konfrontiert sind, und eine realistischere Darstellung der Realitäten der Branche bietet als die Romantizismen der Vergangenheit – eine willkommene Ergänzung.“ Im Gegensatz zu Filmen wie „Pretty Woman“ romantisiert Anora die Sexarbeit nicht, sondern zeigt die Herausforderungen und die emotionale Belastung, die dieser Beruf mit sich bringt.  
  • Roger Ebert: „Anora ist grenzenlos lebendig mit einer Qualität, die wir immer wieder in den Filmen von Baker gesehen haben, der zu den humanistischsten Filmemachern gehört, die heute arbeiten. Es gibt Freude neben Traurigkeit. Es gibt Komödie in einer Tragödie.“ Baker gelingt es, die Komplexität des menschlichen Lebens einzufangen und die Schönheit und den Schmerz in den Geschichten seiner Figuren zu zeigen.  
  • The Film Pie: „Eines der besten des Jahres.“ Der Film besticht durch seine Authentizität, seinen Humor und seine emotionale Tiefe.  
  • Mashable: „Insgesamt ist Anora eine viszerale Erfahrung, die ihr Publikum nicht zu Voyeuren, sondern zu einem Teil der Crew macht. So eingebettet rasen unsere Pulse, unsere Augen weiten sich, unsere Herzen tanzen wie unsere Helden. Anora bietet einen glorreichen Nervenkitzel, so kühn wie brillant.“  

Oscars 2025

Anora feierte im Mai 2024 bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere und gewann dort die Goldene Palme, die höchste Auszeichnung des Festivals. Dieser Erfolg war ein Vorbote für den Triumph bei den Oscars 2025. Anora wurde für sechs Oscars nominiert und gewann fünf davon:  

KategorieErgebnis
Bester FilmGewonnen
Beste RegieGewonnen
Beste HauptdarstellerinGewonnen
Bestes OriginaldrehbuchGewonnen
Bester SchnittGewonnen
Bester NebendarstellerGewonnen

Sean Baker schrieb mit seinem Vierfachsieg für Anora Oscar-Geschichte. Er ist der erste Filmemacher, der in einer Nacht vier Oscars für denselben Film gewonnen hat. „Gott, wenn Sie dieses Filmmaterial gesehen hätten – ich habe diesen Film im Schnitt gerettet. Vertrauen Sie mir! Dieser Regisseur sollte nie wieder arbeiten“, witzelte Baker bei der Entgegennahme des Oscars für den besten Schnitt. Bei der Dankesrede für das beste Originaldrehbuch würdigte Baker die Sexarbeiterinnen, die ihn bei der Entwicklung des Films unterstützt hatten: „Ich möchte der Sexarbeiter-Community danken. Sie haben ihre Geschichten geteilt. Sie haben ihre Lebenserfahrungen im Laufe der Jahre mit mir geteilt. Mein tiefster Respekt. Ich teile dies mit Ihnen.“  

Auch Mikey Madison wurde für ihre herausragende Leistung als Anora mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Yura Borisov gewann den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Igor.  

Verfügbarkeit

Anora feierte am 21. Mai 2024 bei den 77. Filmfestspielen von Cannes Premiere und wurde am 18. Oktober in den USA von Neon in die Kinos gebracht. Der Film war außerdem der Abschlussfilm des MAMI Mumbai Film Festivals 2024. Anora ist noch in einigen Kinos zu sehen, darunter das Regal LA Live, das AMC The Grove 14 und das TCL Chinese Theatre IMAX in Los Angeles. Eine Liste der Kinos, in denen Anora läuft, findet sich auf der offiziellen Website des Films. Der Film ist auf digitalen Plattformen wie Amazon , Apple TV und Google Play zum Kauf oder Verleih erhältlich. Ab dem 17. März 2025 wird Anora auch auf Hulu zum Streamen verfügbar sein.  

Fazit

Anora ist weit mehr als nur ein Film über eine Stripperin, die einen Oligarchen-Sohn heiratet. Der Film ist eine komplexe und vielschichtige Auseinandersetzung mit Themen wie Liebe, Geld, Macht und der Suche nach Identität in einer Welt, die von Ungleichheit geprägt ist. Anora bricht mit den Klischees der Sexarbeit und zeigt die Protagonistin als starke und selbstbestimmte Frau, die trotz widriger Umstände für ihre Träume kämpft. Der Film ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und Toleranz und ein kraftvolles Beispiel für die Bedeutung des unabhängigen Kinos. Der überwältigende Erfolg bei den Oscars 2025 unterstreicht die Relevanz von Anora und seinen universellen Themen, die Menschen auf der ganzen Welt berühren. Anora wird mit Sicherheit seinen Platz in der Filmgeschichte finden und noch lange nachhallen.

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