Die Dimensionen des Grabhügels und die außergewöhnlich gute Erhaltung der hölzernen Grabkammer bieten Einblicke in die Macht und den Reichtum der keltischen Eliten jener Zeit. Noch in diesem Jahr sollen die Ausgrabungen abgeschlossen sein.
Archäologischer Schatz in Baden-Württemberg
Die entdeckte Grabkammer ist ein beeindruckendes Zeugnis der keltischen Kultur, die in Südwestdeutschland vor etwa 2.600 Jahren ihre Blütezeit hatte. „Die neu entdeckte Grabkammer stellt ein herausragendes Zeugnis unserer reichen Denkmallandschaft dar. Sie ist 2.600 Jahre nach ihrer Entstehung noch vollständig erhalten“, betonte Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, bei einem Pressetermin vor Ort. Die mächtigen Eichenhölzer, die die Kammerwände bilden, sind durch Sauerstoffabschluss und Grundwasser perfekt konserviert worden – ein archäologischer Glücksfall.
Ausgrabungen mit modernster Technik
Die laufenden Arbeiten an der Grabkammer werden mit modernster Technologie unterstützt. In enger Zusammenarbeit von Archäologie, Restaurierung und Naturwissenschaften werden die Funde genauestens dokumentiert und konserviert. „Die nach Abschluss der Ausgrabungen anstehenden Untersuchungen und Analysen lassen weitere wichtige Erkenntnisse erwarten“, erklärte Dr. Roberto Tarpini, der wissenschaftliche Leiter der Ausgrabungen. Insbesondere die Frage, für wen dieses monumentale Hügelgrab errichtet wurde, steht im Fokus der Untersuchungen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der Grabhügel liegt strategisch günstig in der Nähe der berühmten Heuneburg, die als älteste stadtartige Siedlung nördlich der Alpen gilt. Die außergewöhnliche Lage und die beeindruckenden Ausmaße des Grabes deuten darauf hin, dass es sich um das Grab einer hochrangigen keltischen Persönlichkeit handelt. Die Kammer selbst ist etwa 3,40 Meter breit und 4,05 Meter lang und besteht aus massiven Eichenhölzern, die kunstvoll zu einem stabilen Bauwerk verarbeitet wurden. Trotz der antiken Plünderungen, die durch zwei Raubgräbertunnel nachgewiesen werden konnten, hoffen die Archäologen auf weitere wertvolle Funde im Inneren der Kammer.
Weitere Entdeckungen und Bedeutung für die Forschung
Neben der zentralen Grabkammer wurden am Rand des Grabhügels auch andere Bestattungen gefunden, darunter das Skelett eines Mannes und zwei Urnen mit menschlichem Leichenbrand. Diese Funde deuten auf Nachbestattungen hin, die möglicherweise einige Jahrzehnte später stattfanden. Die Entdeckung bei Riedlingen bietet den Archäologen die Möglichkeit, die Bestattungsrituale der Kelten in dieser Region besser zu verstehen und neue Einblicke in die frühkeltische Kultur zu gewinnen.
Zahlen, Daten, Fakten
- 2.600 Jahre alte Grabkammer aus frühkeltischer Zeit (errichtet 585 vor Christus laut dendrochronologischen Untersuchungen eines Holzartefakts)
- Lage circa sieben Kilometer nordöstlich der Heuneburg
- Grabhügel mit 65 Metern Durchmesser und knapp zwei Metern Höhe, ursprünglich wohl über sechs Metern Höhe
- Grabkammer circa 3,40 Meter breit und circa 4,05 Meter lang
Die Grabungen in Riedlingen sind eine der spannendsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre und bieten faszinierende Einblicke in die Kultur der Kelten, die in Baden-Württemberg einst eine mächtige und einflussreiche Zivilisation aufbauten.