Von der Donau zum Broadway

Zum 100. Geburtstag: Hildegard Knef – Warum die Welt heute wieder rote Rosen für eine echte Ulmerin regnen lässt

Zum 100. Geburtstag: Hildegard Knef – Warum die Welt heute wieder rote Rosen für eine echte Ulmerin regnen lässt
Heute, am 28. Dezember 2025, würde die ganze Welt Kopf stehen und die Sektkorken knallen lassen, denn eine der ganz Großen der deutschen Kulturgeschichte feiert ihren 100. Geburtstag. Hildegard Knef – Schauspielerin, Chansonsängerin, Synchronsprecherin und gnadenlos ehrliche Autorin – war vor allem eines: eine waschechte Ulmerin! Geboren wurde sie genau heute vor einem Jahrhundert in der Turmgasse 15, unweit des heutigen Congress Centers, wo heute der nach ihr benannte Platz an die berühmteste Tochter der Stadt erinnert. Ulm feiert seine Hilde. Ein Jahrhundert Knef. Kein Ende in Sicht.
Anzeige

Von der Donau über Hollywood zum Broadway

Ihr Start ins Leben im Ländle war alles andere als glitzernd oder vom Glück verfolgt. Mit gerade einmal sechs Monaten verlor sie ihren Vater, den Tabakkaufmann Hans Theodor Knef, an Syphilis, woraufhin ihre Mutter Frieda mit der kleinen Hildegard fluchtartig nach Berlin-Schöneberg zog. Doch die Ulmer Wurzeln blieben tief vergraben, auch wenn Knef später als erster deutscher Nachkriegsstar in „Die Mörder sind unter uns“ (1946) die internationale Weltbühne eroberte und als Titelseitengesicht der allerersten „Stern“-Ausgabe zur Ikone einer ganzen Generation wurde.

Frau bei einer Signierstunde hält ein Buch mit Porträtcover in die Kamera, umringt von Fans und Fotografen.
Foto: Von Joost Evers / Anefo – https://proxy.handle.net/10648/aba88ab4-d0b4-102d-bcf8-003048976d84, CC0, Link

Sie war die einzige Deutsche, der es jemals gelang, direkt in einer Hauptrolle am Broadway zu debütieren, als sie von 1954 bis 1956 in Cole Porters „Silk Stockings“ als Ninotschka fast 700 Vorstellungen lang Triumphe feierte. Sogar ihre Hand- und Schuhabdrücke verewigte sie im nassen Zement vor dem legendären Grauman’s Chinese Theatre in Hollywood – ein Ritterschlag, den nur die wenigsten Europäer erhielten. Doch die Kontrole über ihre Karriere ließ sie sich nie aus der Hand nehmen, was letztlich zum riskanten Bruch mit der Filmfirma 20th Century Fox führte, weil sie sich nicht in das starre Korsett der Studiobosse pressen lassen wollte. Sie kehrte Hollywood den Rücken. Einfach so. Der Stolz war größer.

Die „beste Sängerin ohne Stimme“ und Bestseller-Autorin

In den 60er Jahren, als viele dachten, ihr Zenit sei überschritten, erfand sie sich einfach radikal neu. Die Jazz-Legende Ella Fitzgerald bezeichnete sie bewundernd als die „beste Sängerin ohne Stimme“, was Knef eher als Kompliment verstand. Mit ihrem rauchigen Organ, das nach tausend Zigaretten und noch mehr Leben klang, und ihrem Erkennungslied „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ (1968) sang sie sich endgültig in die Ewigkeit.

Hildegard Knef (1969)
auf einer dunklen Bühne, die in einem schwarzen, glitzernden Kleid am Mikrofon singt, von einem Scheinwerfer beleuchtet.
Hildegard Knef (1969)
Foto: Eric Koch für Anefohttp://proxy.handle.net/10648/ad8ff362-d0b4-102d-bcf8-003048976d84, CC0, Link

Doch Knef war mehr als nur Rampenlicht und Musik: Ihr autobiografisches Buch „Der geschenkte Gaul“ (1970) stürmte nicht nur die deutschen Charts, sondern wurde in 17 Sprachen übersetzt und zum international erfolgreichsten Buch eines deutschen Autors nach dem Krieg. Sie war schonungslos zu sich selbst und zu anderen. Mutig brach sie 1975 in ihrem Werk „Das Urteil“ das gesellschaftliche Tabu um ihre Krebserkrankung, was damals eine unglaubliche Welle der Diskussionen auslöste. Jeder lügt hier. Niemand sagt alles – außer Hilde in ihren Zeilen. Sie hat das Schweigen gebrochen.

Ein Denkmal aus Papier, Schienen und Rosen

Zu ihrem 100. Ehrentag hat die Deutsche Post AG nun eine exklusive Sonderbriefmarke für 0,95 Euro herausgegeben, die sie majestätisch vor einem roten Rosenhintergrund zeigt. In Ulm ist man heute besonders stolz auf die verlorene Tochter: Seit 2002 gibt es den Hildegard-Knef-Platz und seit 2018 rattert sogar ein Straßenbahnwagen der Baureihe Avenio M mit ihrem stolzen Namen durch die Stadt. Wer heute gegen 17.00 Uhr an sie denkt, sollte unbedingt eine ihrer Platten auflegen – vielleicht das moderne Spätwerk „17 Millimeter“, für das sie 1999 mit Till Brönner den German Jazz Award abräumte. Das Fahrzeuug des Ruhms rollt für Hilde auch ein Jahrhundert nach ihrer Geburt noch gewaltig durch die Gassen von Ulm und Berlin.

Berliner Gedenktafel für Hildegard Knef mit den Lebensdaten 1925–2002, den Zitaten „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“ sowie einem Hinweis auf ihre Erfolge auf Bühnen in Berlin und am Broadway.
Berliner Gedenktafel am Haus Leberstraße 33 in Berlin-Schöneberg
Foto: OTFW, Berlin – Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0

Hildegard Knef verstarb am 1. Februar 2002 in Berlin an einer akuten Lungenentzündung, kurz nachdem sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft zurückerhalten hatte. Doch heute gehören ihr symbolisch wieder alle roten Rosen der Welt. Die Diva bleibt unvergessen. Ulm vergisst seine Kinder nicht. Happy Birthday, Hilde!

Diskussion um Taurus-Raketen: Nouripour dringt auf Lieferung an Ukraine
Taurus-Lieferung an Ukraine gefordert

Diskussion um Taurus-Raketen: Nouripour dringt auf Lieferung an Ukraine

Tatort heute: „Murot und der Elefant im Raum“ – Hirnverkabelung statt Spurensicherung, ein Muss für Tukur-Fans
Der abstruseste Tatort des Jahres?

Tatort heute: „Murot und der Elefant im Raum“ – Hirnverkabelung statt Spurensicherung, ein Muss für Tukur-Fans

Schnee an Silverster? Klirrende Kälte im Ländle: Gibt es zum Feuerwerk eine weiße Überraschung?

Schnee an Silverster? Klirrende Kälte im Ländle: Gibt es zum Feuerwerk eine weiße Überraschung?

Zum 100. Geburtstag: Hildegard Knef – Warum die Welt heute wieder rote Rosen für eine echte Ulmerin regnen lässt
Von der Donau zum Broadway

Zum 100. Geburtstag: Hildegard Knef – Warum die Welt heute wieder rote Rosen für eine echte Ulmerin regnen lässt

Kretschmer unterstützt Freis Ruf nach Koalitionsüberarbeitung
Union drängt auf Kurskorrektur

Kretschmer unterstützt Freis Ruf nach Koalitionsüberarbeitung

Kassenärzte schlagen Gebühr bei jedem Arztbesuch vor
Ärzte wollen mehr Eigenbeteiligung

Kassenärzte schlagen Gebühr bei jedem Arztbesuch vor

Ratgeber: Sicherer Feuerwerksspaß zu Silvester
Im Video

Ratgeber: Sicherer Feuerwerksspaß zu Silvester

Selenskyj auf dem Weg zu Trump – Europäer versichern Ukraine ihre Unterstützung
Im Video

Selenskyj auf dem Weg zu Trump – Europäer versichern Ukraine ihre Unterstützung

Parlamentswahl im Kosovo soll politische Blockade beenden
Im Video

Parlamentswahl im Kosovo soll politische Blockade beenden

Schneechaos in New York: Wintersturm legt US-Nordosten lahm
Im Video

Schneechaos in New York: Wintersturm legt US-Nordosten lahm

Mini-Essen mit Abnehmspritzen
Im Video

Mini-Essen mit Abnehmspritzen

Myanmar: Wahlen trotz Bürgerkrieg
Im Video

Myanmar: Wahlen trotz Bürgerkrieg