Milliardenbedarf für Energiewende – und kaum Spielraum
Die Umsetzung der Energie- und Wärmewende auf regionaler Ebene wird zur Mammutaufgabe. Nach Berechnungen der KfW und PwC Deutschland sind bis 2045 Investitionen von insgesamt 535 Milliarden Euro nötig, um die Strom- und Gasverteilnetze sowie die netzgebundene Wärmeversorgung zu modernisieren. Etwa zwei Drittel dieser Summe müssen bereits bis 2035 investiert werden – der größte Teil also innerhalb der nächsten zehn Jahre.
Doch aus eigener Kraft können die Energieversorger nur einen Bruchteil stemmen. Laut Studie können sie nur rund 25 Prozent der Summe aus eigenen Mitteln finanzieren. Weitere 10 Prozent sollen über Zuschüsse und Fördermittel kommen – es bleibt eine Lücke von 346 Milliarden Euro.
Finanzierungslücke von 346 Milliarden Euro
Um diese Lücke zu schließen, brauchen die Versorger neues Kapital in riesigem Umfang: Rund 47 Milliarden Euro Eigenkapital und 299 Milliarden Euro Fremdkapital müssen bis 2045 mobilisiert werden. Allein bis 2035, also in der Hochphase der Investitionen, werden laut Studie 40 Milliarden Euro an Eigenkapital und 218 Milliarden Euro an Fremdkapital benötigt.
„Die klassische Kreditfinanzierung stößt an ihre Grenzen“, warnt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Für eine erfolgreiche Modernisierung der Energieinfrastruktur braucht es auch auf politischer Ebene Überlegungen, wie der finanzielle Instrumentenkasten erweitert werden kann.“
Stadtwerke besonders unter Druck
Besonders hart trifft der Investitionsdruck die kommunalen Stadtwerke. Viele von ihnen nutzen ihre Gewinne, um andere kommunale Aufgaben zu finanzieren – Mittel, die nun für die Energiewende fehlen. Auch die Kreditaufnahme über Banken ist begrenzt: Laut PwC beläuft sich das Kreditvolumen deutscher Banken an Energieversorger derzeit auf rund 130 Milliarden Euro. Selbst bei optimistischer Annahme wären bis 2035 nur rund 100 Milliarden Euro an zusätzlichen Krediten realistisch – viel zu wenig, um den Bedarf zu decken.
Neue Wege in der Finanzierung nötig
Die Studie macht deutlich: Ohne neue Finanzierungsmodelle wird die Energiewende stocken. Schuldscheindarlehen, Kredite mit staatlicher Risikoabsicherung oder die Verbriefung von Energieprojekten könnten die Hausbanken entlasten. Förderinstitute könnten zudem durch Ko-Finanzierungen oder Risikoteilungen die Kreditvergabe erleichtern.
Auch beim Eigenkapital werden kreative Lösungen nötig. Der Verband öffentlicher Banken (VÖB) schlägt etwa vor, das Kommunalrecht anzupassen, um die Kapitalbasis kommunaler Energieversorger zu stärken. Weitere Ansätze sind mezzanine Finanzierungsinstrumente, die zwischen Eigen- und Fremdkapital stehen, oder Fondsmodelle, die privates Kapital bündeln und gezielt in Energieversorger investieren.
„Ohne neue Modelle droht Stillstand“
„Unsere Analyse zeigt, dass fast alle Unternehmen in den nächsten Jahren zusätzliches Eigenkapital und erheblich mehr Fremdkapital benötigen“, sagt Henry Otto, Leiter Energy Consulting bei PwC Deutschland. „Es braucht eine gemeinsame Anstrengung von Kommunen, Banken, Investoren und Förderinstituten, um die Energiewende erfolgreich zu finanzieren.“
Eines ist klar: Ohne neue Wege in der Finanzierung droht der Umbau der Energieinfrastruktur – das Herzstück der Energiewende – ins Stocken zu geraten.
Die Kurz- und die Langfassung der Studie finden Sie unter Fokus Volkswirtschaft | KfW

