Drogenkriminalität im Wandel: Was die Zahlen offenbaren
Das Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität 2024 des Bundeskriminalamts (BKA) zeigt eine insgesamt gesunkene Zahl von Rauschgiftdelikten um 34,2 % auf 228.104 Fälle. Dieser Rückgang wird maßgeblich auf die (Teil-)Legalisierung von Cannabis zurückgeführt. Trotz dieser Entwicklung bleibt die Verfügbarkeit nahezu aller Drogenarten hoch.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt betont die Dringlichkeit: „Das Drogengeschäft ist das gefährlichste Feld der Organisierten Kriminalität. Die Zahlen bei Kokain und synthetischen Drogen steigen drastisch an.“ Dies unterstreicht die hohe Dynamik und Anpassungsfähigkeit krimineller Netzwerke.
Synthetische Drogen und Kokain auf dem Vormarsch
Der Handel mit Kokain und synthetischen Drogen verzeichnet deutliche Zuwächse. Im Jahr 2024 wurden 30.996 Kokain-Delikte registriert, ein Anstieg von 4,5 % mit einer Sicherstellungsmenge von 24 Tonnen. Kriminelle passen ihre Methoden an und nutzen verstärkt alternative Routen über südwesteuropäische Häfen.
Auch der Markt für synthetische Drogen wächst stark. 37 Produktionsstätten, davon elf Großlabore, wurden aufgedeckt. Die Mengen an sichergestelltem MDMA stiegen um 115,4 %, Methamphetamin um 13,3 % und Amphetamin um 8,2 %. Besorgniserregend ist der deutliche Anstieg von Todesfällen durch synthetische Opioide wie Nitazene (32 im Jahr 2024 vs. 4 im Vorjahr). Auch bei Neuen Psychoaktiven Stoffen (NPS) gab es einen Anstieg.
Cannabis: Teillegalisierung beeinflusst Kriminalitätsbild
Trotz der (Teil-)Legalisierung von Cannabis bleibt die Droge eine bedeutende Einnahmequelle für kriminelle Gruppierungen. Mit 96.320 Fällen stellt Cannabis weiterhin den größten Anteil an Rauschgiftdelikten dar und wird weiterhin illegal angebaut und eingeschmuggelt.
Ganzheitlicher Ansatz zur Bekämpfung erforderlich
BKA-Präsident Holger Münch hebt hervor, dass kriminelle Gewinne durch Rauschgifthandel erhebliche Einflussnahme auf Politik und Gesellschaft ermöglichen. Er betont die Notwendigkeit fortgesetzter und intensivierter nationaler sowie internationaler Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden und den Ausbau polizeilicher Fähigkeiten, etwa bei der Entschlüsselung verschlüsselter Kommunikation.
Prof. Dr. Hendrik Streeck, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, warnt vor einer neuen Drogenkrise. Der Rückgang der Gesamtzahl der Delikte dürfe nicht über den Boom bei Kokain, Crack und synthetischen Drogen hinwegtäuschen. Der 14-prozentige Anstieg derer, die unter 30 Jahre sind und an Drogen sterben, sei ein „deutliches Warnsignal“. Er fordert übergreifende Strategien, die Prävention, niedrigschwellige Hilfen und ein Frühwarnsystem umfassen, um der komplexen Drogenkriminalität zu begegnen.

