Besonders bemerkenswert: Während die Werte für Frauen nun wieder das Niveau der „Vor-Corona-Jahre“ erreicht haben, liegt die Lebenserwartung für Männer sogar leicht über den Zahlen von 2017 bis 2019. Doch wo im „Ländle“ lebt man am längsten – und warum gibt es diese teils deutlichen Unterschiede?
Die Hotspots der Langlebigkeit: Tübingen und Böblingen an der Spitze
Die Analyse der regionalen Daten offenbart ein klares Bild: Wer als Frau die höchste Lebenserwartung anstrebt, ist im Landkreis Tübingen statistisch am besten aufgehoben, dicht gefolgt vom Bodenseekreis und dem Landkreis Böblingen. Am anderen Ende der Skala findet sich bei den Frauen der Stadtkreis Heilbronn. Bei den Männern teilen sich die Landkreise Böblingen und Tübingen den Spitzenplatz, ebenfalls gefolgt vom Bodenseekreis. Die geringste Lebenserwartung für Männer wird derzeit für den Stadtkreis Pforzheim ausgewiesen.
Diese regionalen Muster sind zwar im Zeitverlauf relativ stabil, dennoch weisen die Statistiker darauf hin, dass die Ergebnisse nicht überinterpretiert werden sollten. Es handelt sich um eine Momentaufnahme der Sterblichkeitsverhältnisse, bei der zufällige Schwankungen, insbesondere in Kreisen mit geringeren Einwohnerzahlen, nicht ausgeschlossen werden können.
Die Gründe: Warum leben wir heute so viel länger?
Der Blick zurück in die frühen 1970er-Jahre macht die enorme Entwicklung deutlich: Die Lebenserwartung für neugeborene Frauen ist seither um knapp 10 Jahre gestiegen, bei Männern sogar um rund 11 Jahre. Ein entscheidender Faktor für diesen Fortschritt ist die drastisch gesunkene Säuglingssterblichkeit. Starben Anfang der 70er noch etwa 20 von 1.000 Neugeborenen im ersten Lebensjahr, sind es heute nur noch 3,5.
Aber auch im fortgeschrittenen Alter hat sich die Lebenserwartung massiv erhöht. Dank verbesserter medizinischer Versorgung und gesundheitlicher Vorsorge kann ein 75-jähriger Mann heute noch auf durchschnittlich 11 weitere Jahre hoffen – vier Jahre mehr als 1970/72. Bei Frauen im selben Alter stieg die weitere Lebenserwartung sogar von 8 auf 13 Jahre.
Das Rätsel der Unterschiede: Gene, Verhalten und Geldbeutel
Doch warum leben Frauen länger als Männer und warum gibt es so deutliche regionale Unterschiede? Die Experten des Landesamtes führen hierfür mehrere Gründe an. Der Vorsprung der Frauen ist teils genetisch bedingt, wird aber vor allem durch unterschiedliche Verhaltensweisen verstärkt: Frauen ernähren sich im Schnitt gesünder, setzen sich weniger alltäglichen Gefahren aus, begehen seltener Suizid und nutzen konsequenter Angebote zur Gesundheitsvorsorge.
Die regionalen Unterschiede wiederum dürften eng mit sozioökonomischen Faktoren verknüpft sein. Die Formel scheint einfach: Je höher das Bildungsniveau und die daraus resultierende Einkommenssituation in einer Region, desto niedriger ist tendenziell die Sterblichkeit. Bildung und Wohlstand scheinen somit ein Schlüssel zu einem längeren und gesünderen Leben zu sein.