Studierende unter Druck

Studentenwohnreport 2025: Mieten steigen weiter – BAföG reicht in Baden-Württemberg kaum noch

Studieren wird für viele junge Menschen in Baden-Württemberg immer mehr zur finanziellen Belastung. Das zeigt der neue MLP Studentenwohnreport 2025, der gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erstellt wurde. Die Analyse basiert auf Mietangeboten in 38 Hochschulstädten und verdeutlicht: Die Lage am studentischen Wohnungsmarkt bleibt angespannt – trotz einer leichten Abschwächung der Preisdynamik im Vergleich zum Vorjahr.

  • Durchschnittlicher Anstieg: +2,3 % bei Mieten für Studierende.
  • Kleine Wohnungen: stärkster Anstieg mit +4,3 %.
  • Teuerste Stadt: München (30 m²-Musterwohnung: 837 € warm).
  • Günstigste Stadt: Chemnitz (296 € warm).
  • Höchste Steigerungen: Rostock (+9,1 %), Leipzig, Freiburg, Konstanz (+6 % pro Jahr im Schnitt).
  • Sonderfall Berlin: leichter Rückgang (-0,8 %), aber weiterhin hohe Steigerung im Dreijahresschnitt.
  • BAföG reicht kaum: Nur in Bochum, Magdeburg und Chemnitz deckt die Pauschale von 380 € eine Musterwohnung ab.
  • Belastung: 62 % der Studierenden gelten als finanziell überlastet.
  • Baden-Württemberg: Freiburg und Konstanz mit überdurchschnittlichen Mietanstiegen, Stuttgart und Freiburg besonders teuer.

Studentenwohnreport 2025: Mieten steigen weiter – BAföG reicht in Baden-Württemberg kaum noch
Studentenwohnreport 2025: Mieten steigen weiter – BAföG reicht in Baden-Württemberg kaum noch
Foto: insidebw.de / AI

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Mieten steigen weiter – vor allem bei kleinen Wohnungen

Die Preise für studentisches Wohnen sind im Schnitt um 2,3 Prozent gestiegen. Besonders betroffen sind kleine Wohnungen unter 40 Quadratmetern, deren Mieten um 4,3 Prozent zulegten. WG-Zimmer verteuerten sich dagegen etwas moderater um 1,7 Prozent.

Über die letzten drei Jahre hinweg lag die durchschnittliche Steigerung vielerorts zwischen 2,3 und 6,9 Prozent pro Jahr – und damit deutlich über der allgemeinen Inflationsrate.

Spitzenreiter und Ausreißer

München bleibt mit Abstand die teuerste Stadt: Eine 30-Quadratmeter-Musterwohnung kostet dort im Schnitt 837 Euro warm. In Frankfurt müssen Studierende für vergleichbare Wohnungen 734 Euro zahlen, in Köln 688 Euro. Am günstigsten ist das Wohnen weiterhin in Chemnitz, wo die Warmmiete einer Musterwohnung bei 296 Euro liegt.

Regional stachen zuletzt vor allem Rostock mit einem Plus von 9,1 Prozent und Städte wie Leipzig, Freiburg und Konstanz mit jahrelangen Wachstumsraten von über 6 Prozent heraus. zeigt dagegen erstmals einen Rückgang von 0,8 Prozent – nach zuvor extremen Anstiegen. Auf Sicht von drei Jahren liegt die Hauptstadt mit durchschnittlich plus 5,3 Prozent aber weiterhin klar im oberen Bereich.

BAföG-Pauschale unzureichend

Ein zentrales Problem bleibt die Schere zwischen staatlicher Unterstützung und tatsächlichen Mietkosten. Mit der aktuellen BAföG-Wohnpauschale von 380 Euro können Studierende nur in drei Städten – Bochum, Magdeburg und Chemnitz – die Warmmiete der Musterwohnung vollständig abdecken. In München reicht der Zuschuss rechnerisch lediglich für 15 Quadratmeter kalt.

Viele Studierende müssen deshalb weit mehr als die empfohlene Belastungsgrenze ausgeben. Laut Statistik verwenden sie im Schnitt 53 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen – in der Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert bei rund 25 Prozent. Fast zwei Drittel der Studierenden gelten damit nach europäischer Definition als finanziell überlastet.

Unterschiedliche Dynamik in Baden-Württemberg

Besonders im Südwesten zeigt sich die Belastung: Freiburg und Konstanz verzeichneten im Dreijahresvergleich Mietsteigerungen von jeweils mehr als sechs Prozent jährlich. Stuttgart und Freiburg gehören mit rund 19 Euro pro Quadratmeter zu den teuersten Städten nach München. Auffällig ist zudem, dass in Konstanz WG-Zimmer im Schnitt sogar teurer sind als kleine Wohnungen – eine Entwicklung, die auch in Hamburg zu beobachten ist.

Tübingen und Ulm dagegen wiesen eine vergleichsweise geringere Dynamik auf, zählen aber weiterhin zu den kostspieligen Standorten.

Angespannte Lage auch für internationale Studierende

Der Report macht zudem deutlich, dass fehlender bezahlbarer Wohnraum längst auch ein Standortfaktor geworden ist. Hochschulen konkurrieren international um Talente – doch gerade ausländische Studierende stoßen auf zusätzliche Hürden. Wer kein Wohnheim findet, muss sich kurzfristig auf dem freien Markt orientieren. Ohne lokale Netzwerke, Schufa-Auskunft oder längere Vorlaufzeit bleibt oft nur teures „Wohnen auf Zeit“.

Internationale Studierende sind für die deutsche jedoch von großer Bedeutung: Bleiben sie nach ihrem Abschluss im Land, leisten sie einen erheblichen Beitrag zu den öffentlichen Haushalten. Der an bezahlbarem Wohnraum könnte hier langfristig zur Schwachstelle werden.

Kaum Entspannung in Sicht

Zwar ist das Angebot an studentischem Wohnraum zuletzt leicht gestiegen, doch das allein löst das Problem nicht. Vor allem steigende Baukosten, lange Genehmigungsverfahren und sinkende Neubauzahlen deuten darauf hin, dass die Situation sich weiter zuspitzen könnte.

Fachleute sind sich einig, dass die Wohnungsknappheit für Studierende in den kommenden Jahren nicht von allein verschwinden wird. Ohne zusätzliche Unterstützung – etwa bei Förderungen oder einer Anpassung des BAföG – bleibt Wohnen ein entscheidendes Hindernis für den Studienerfolg.

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