Was wie Science-Fiction klingt, hat einen realen Hintergrund. Eine Studie der Universität Trier hatte 2024 genau solche Szenarien untersucht und vor Manipulationen an medizinischen Implantaten gewarnt. Der Tatort greift diese Angst auf und verwandelt sie in ein packendes TV-Event.
© ARD Degeto Film/SRF/Sava Hlavacek
Ermittlerinnen unter Hochspannung
Die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) stehen unter massivem Druck. Innerhalb weniger Stunden müssen sie eine Katastrophe stoppen, deren Ausmaß nicht abzusehen ist. Die Angreifer fordern 317 Millionen Dollar, um die Systeme zu entsperren. Besonders emotional: Auch Otts Mutter trägt eines der betroffenen Implantate.
Der „Tatort“ zeigt die Ermittlerinnen in Hochform. Beide bringen nicht nur berufliche Kompetenz, sondern auch verletzliche, menschliche Seiten ein. Ihre Differenzen werden kleiner, ihre Zusammenarbeit intensiver. Gerade diese Balance zwischen Professionalität und Persönlichkeit macht den Film so sehenswert.
Kritik am System: Wer trägt Verantwortung?
Neben der Spannung liefert „Kammerflimmern“ auch klare Systemkritik. Die Firma Lauber Cardio scheint frühere Softwareprobleme ignoriert zu haben. War Sparen wichtiger als Sicherheit? Auch eine Konkurrenzfirma, die im chinesischen Markt keine Zulassung erhielt, gerät unter Verdacht. Und mittendrin: Eine Journalistin, die schneller berichtet als die Polizei ermitteln kann.
Diese Vielschichtigkeit ist eine der Stärken der Folge. Statt einfache Schuldzuweisungen zu liefern, zeigt der Tatort ein komplexes Geflecht aus Verantwortung, Versäumnissen und menschlichem Versagen.
© ARD Degeto Film/SRF/Sava Hlavacek
Starke Figuren, packender Plot, aber mit Längen
Auch wenn der Film nicht durchgehend das hohe Tempo halten kann – besonders im Mittelteil hätte die Handlung etwas gestrafft werden können – ist „Kammerflimmern“ ein starker „Tatort“. Die Inszenierung ist atmosphärisch dicht, die Musik druckvoll, die Kameraarbeit unaufdringlich präzise.
Vor allem aber ist es das Zusammenspiel von aktueller Relevanz, emotionaler Wucht und darstellerischer Qualität, das diesen Fall besonders macht. Grandjean und Ott zeigen sich in ihrem zehnten Fall nahbar, engagiert und glaubhaft.
Fazit: „Kammerflimmern“ ist ein spannender, aktueller und emotional aufgeladener „Tatort“ mit Tiefgang. Ein Fall, der zeigt, dass Technik nicht nur rettet, sondern auch gefährlich werden kann. Für Zuschauerinnen und Zuschauer: absolute Empfehlung.
Bewertung: ★★★★☆ (4 von 5 Sternen)