Die bekannten Gefahren: Oft überschätzt?
Natürlich ist der Amazonas voll von beeindruckenden Raubtieren. Doch laut Dibasi ist die direkte Gefahr für den Menschen oft geringer als gedacht.
- Krokodile & Piranhas: „Krokodile betrachten den Menschen normalerweise nicht als Beute“, erklärt der Experte. Nur wenn man sich falsch verhält, sich wie ein verletztes Beutetier benimmt und in ihr Revier eindringt, könne es gefährlich werden. Auch Piranhas seien ungefährlich, solange man keine offenen, blutenden Wunden hat.
- Anakondas: Als größte Schlangen der Welt sind sie furchteinflößend. Doch Dibasi stellt klar: „Die Anakonda betrachtet den Menschen normalerweise nicht als Beute.“ Sie sei eine scheue Schlange, die dem Menschen primär aus dem Weg gehe.
Die wirkliche Gefahr, so der Biologe, lauert im Mikrokosmos – in Form von Parasiten, Insekten und unscheinbaren Pflanzen.
Die unsichtbare Todesliste: Das lauert wirklich im Dschungel
1. Parasiten – Der Horror im Körper
Für Wolfgang Dibasi ist die größte Sorge der Befall durch Parasiten. Sie sind allgegenwärtig und ihre Auswirkungen verheerend.
- Malaria (Plasmodium): Übertragen durch die Anopheles-Mücke. Die Symptome sind brutal: „hohes Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüche, Gliederschmerzen und im schlimmsten Fall multiples Organversagen.“ Ohne medizinische Hilfe oft ein Todesurteil.
- Leishmaniose: Sandmücken übertragen diesen Einzeller, der offene, fleischfressende Geschwüre verursacht und zu schrecklichen Verstümmelungen führen kann.
- Dasselfliegen: Der Albtraum schlechthin. Die Fliegen legen ihre Eier auf die Haut oder auf Mücken, die sie dann auf den Menschen übertragen. Die schlüpfenden Maden bohren sich unter die Haut. „Dann hast du so fette Maden, so große Maden, die haben so Widerhaken am Körper. Die kriegst du auch nicht raus, wenn du die rausziehen willst, dann hält die sich so fest in deinem Fleisch!“ Sie müssen erstickt werden, damit sie von selbst herauskommen.
- Der berüchtigte „Pimmelfisch“ (Candiru): Ein parasitärer Wels, der laut Legenden in die Harnröhre von Badenden schwimmt, um dort Blut zu trinken. Dibasi relativiert zwar, dass es keine stichhaltigen wissenschaftlichen Beweise für Angriffe auf Menschen gibt, doch der Mythos allein sorgt für Gänsehaut.
2. Giftschlangen – Der Biss, der dich innerlich auflöst
Der Amazonas ist die Heimat von extrem giftigen Schlangen, die auf ihre perfekte Tarnung vertrauen.
- Die Lanzenotter (Bothrops atrox): Für Dibasi die wohl gefährlichste Schlange der Region. Ihr Gift ist ein Cocktail, der Blut und Gewebe zerstört. Die Folgen sind fatal: „schwere Gewebeschäden, innere Blutungen, Nierenversagen, multiples Organversagen, Herzrhythmusstörungen – also du gehst auf ganz vielen verschiedenen Wegen drauf, wenn dich so eine Schlange richtig erwischt.“
- Korallenschlangen: Wunderschön, aber mit einem hochpotenten Nervengift bewaffnet, das zu Atemlähmung und Tod führt. Sie gelten als beißfaul, aber ein Unfall kann jederzeit passieren.
3. Giftspinnen – Der Biss mit der bizarren Nebenwirkung
- Die Brasilianische Wanderspinne (Phoneutria): Eine der giftigsten Spinnen der Welt. Ihr Biss ist nicht nur extrem schmerzhaft und potenziell tödlich, sondern hat bei Männern eine berüchtigte Nebenwirkung: Das Nervengift stimuliert die pro-erektilen Nervenbahnen, was zu Priapismus führt – einer stundenlangen, schmerzhaften Erektion, die zu Impotenz führen kann.
4. Die Umgebung als Feind: Fäulnis, Fluten und fallende Bäume
Selbst wenn man allen Tieren aus dem Weg geht, bleibt der Dschungel selbst eine tödliche Falle.
- Feuchtigkeit & Dschungelfäule: „Feuchtigkeit im Dschungel ist eine Bitch“, bringt es der Experte auf den Punkt. Ständige Nässe weicht die Füße auf, was zu Pilz- und Bakterieninfektionen führt. Offene Wunden heilen kaum und können sich schnell entzünden.
- Blitzfluten: Ein plötzlicher Wolkenbruch kann harmlose Bäche in reißende Ströme verwandeln und das gesamte Camp in Minuten unter Wasser setzen.
- Fallende Äste und Bäume: In einem alten, feuchten Wald können jederzeit morsche Äste oder ganze Bäume ohne Vorwarnung herabstürzen – eine oft unterschätzte, aber tödliche Gefahr.
Die Teilnehmer der neuen Staffel von „7 vs. Wild“ müssen sich also nicht nur den großen, sichtbaren Herausforderungen stellen, sondern vor allem einem unsichtbaren Krieg gegen Mikroorganismen, Gifte und die zermürbende Umgebung selbst.
Das Video gibt es auf dem YouTube-Kanal von Wolfgang Dibiasi

