Ölverlust und Lichtdefekte häufig

TÜV-Report 2024: Jeder vierte Bus mit gefährlichen Mängeln unterwegs

Die neuesten Zahlen des TÜV-Verbands sind alarmierend: Fast jeder vierte Reise- und Linienbus in Deutschland weist technische Mängel auf. Besonders häufig treten Ölverluste und Defekte an der Beleuchtung auf. Gleichzeitig steigt die Zahl der Busunfälle deutlich an. Experten fordern nun dringende Maßnahmen, um die Sicherheit im Busverkehr zu erhöhen.
TÜV-Report 2024: Jeder vierte Bus mit gefährlichen Mängeln unterwegs
TÜV-Report 2024: Jeder vierte Bus mit gefährlichen Mängeln unterwegs
Von MaxusespEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

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Steigende Mängelquoten trotz geringerer Fahrleistung

Laut dem aktuellen „TÜV-Report Omnibus 2024“ haben in den vergangenen zwei Jahren 14,1 Prozent der geprüften Busse die Hauptuntersuchung nicht bestanden – ein Anstieg um 2,4 Prozentpunkte gegenüber dem vorherigen Bericht von 2022. Weitere 10,5 Prozent der Busse wiesen geringfügige Mängel auf. Interessant dabei ist, dass diese steigenden Mängelquoten trotz einer gesunkenen durchschnittlichen Fahrleistung auftreten: Die geprüften Busse haben im Schnitt 388.000 Kilometer zurückgelegt, während es vor vier Jahren noch 408.000 Kilometer waren.

Ölverlust und Lichtdefekte als häufigste Mängel

Besonders besorgniserregend sind die häufig auftretenden Ölverluste am und Antrieb. 5,1 Prozent der Busse waren davon betroffen, ein Anstieg um 0,8 Prozentpunkte. Ölverluste stellen nicht nur ein Umweltrisiko dar, sondern erhöhen auch die Brandgefahr bei Unfällen. Zudem hatten 3,8 Prozent der Fahrzeuge Defekte an der Beleuchtung, insbesondere an der hinteren Fahrzeugbeleuchtung. Bei Bussen, die älter als zehn Jahre sind, lag die Mängelquote hier sogar bei über 9 Prozent.

Mehr trotz strenger Kontrollen

Im Jahr 2023 wurden 6.265 Businsassen bei Unfällen verletzt – ein Anstieg von über 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 16 kamen ums Leben, doppelt so viele wie im Vorjahr. Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Verunglückten deutlich zurückgegangen, steigt seitdem aber kontinuierlich an und liegt nun wieder auf dem alten Niveau. Experten sehen den Hauptgrund für die steigenden Unfallzahlen nicht nur in technischen Defekten, sondern vor allem im menschlichen Faktor.

Forderungen nach mehr Sicherheit und moderner Technik

Der TÜV-Verband fordert eine konsequentere Durchsetzung der Anschnallpflicht im Reise- und Fernverkehr, die jedoch selten kontrolliert wird. Nicht angeschnallte Insassen haben ein höheres Risiko, sich bei Unfällen schwer zu verletzen. Es wird empfohlen, dass das Fahrpersonal vor der Abfahrt Kontrollgänge durchführt, ähnlich wie im Flugverkehr. Zudem sollten Busunternehmen die Sicherheit ganzheitlich betrachten und regelmäßige Schulungen für das Fahrpersonal anbieten. Der Umgang mit modernen Assistenzsystemen wie Spurhalte- oder Notbremsassistenten sollte fester Bestandteil der Ausbildung sein.

Elektrifizierung der Busflotten kommt nur langsam voran

Die Antriebswende bei Bussen schreitet voran, jedoch langsamer als erhofft. Anfang 2024 waren laut Kraftfahrt-Bundesamt 2.640 Elektrobusse im Einsatz, was einem Anteil von nur 3,3 Prozent am Gesamtbestand entspricht. Kommunale Verkehrsbetriebe treiben die Elektrifizierung voran, doch die Streichung der E-Bus-Förderung durch die Bundesregierung könnte diesen Prozess verlangsamen. Bis 2030 sollen nach aktuellen Plänen mehr als 8.000 weitere Elektrobusse hinzukommen, hauptsächlich batterieelektrisch betrieben.

Assistenzsysteme besser nutzen und prüfen

Moderne Assistenzsysteme können einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Der TÜV-Verband plädiert dafür, dass diese Systeme nicht nur elektronisch geprüft, sondern auch ihre tatsächliche Wirkung bei der Hauptuntersuchung getestet wird. Zudem müsse der Zugang zu digitalen Fahrzeugdaten für unabhängige Prüforganisationen erleichtert werden, um eine umfassende Prüfung der komplexen Systeme sicherzustellen.

Ausblick: Sicherheit und Nachhaltigkeit als gemeinsame Aufgabe

Die steigenden Mängelquoten und Unfallzahlen zeigen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Neben technischen Kontrollen sind auch politische Maßnahmen wie der Ausbau einer sicheren Straßeninfrastruktur und Geschwindigkeitsbegrenzungen notwendig. Die Stärkung des öffentlichen Verkehrs und die Antriebswende hin zu emissionsfreien Bussen sind weitere wichtige Schritte. Letztlich liegt die Verantwortung aber auch bei den Busunternehmen und dem Fahrpersonal, die durch regelmäßige Wartung und Schulung einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit leisten können.

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