Mord im Rotlichtmilieu – lohnt sich der Tatort heute?

Tatort heute: Ballauf & Schenk in der “Siebten Etage” – Düster, spannend, sehenswert?

Tatort heute: Ballauf & Schenk in der “Siebten Etage” – Düster, spannend, sehenswert?
Foto: © WDR/Martin Valentin Menke
Mord im Eroscenter: Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) ermittelt im laufenden Betrieb.

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Ein neuer Tatort steht an, und diesmal führt die ARD-Zuschauer in die Abgründe eines Kölner Eroscenters. Am Sonntagabend, 24. November 2024, um 20.15 Uhr, strahlt das Erste die Folge „Siebte Etage“ aus, die einen der mutigsten Kriminalfälle der Reihe präsentiert.

Im Mittelpunkt: Der Mord an einem Haustechniker und die dunklen Geheimnisse hinter den Fassaden des Bordellalltags. Mit einer mutigen Bildsprache und emotional aufgeladenen Dialogen verspricht der Krimi, nicht nur zu unterhalten, sondern auch nachdenklich zu machen. Doch was steckt hinter der Geschichte, und lohnt sich das Einschalten wirklich?

Das Ermittlerteam v.l.n.r. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Freddy Schenk (Dietmar Bär) und der Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch): Der Haustechniker des Eroscenters Malik Zeman (Mehdi Salim) wurde vom dem siebten Stock aus dem Fenster gestürzt.
Das Ermittlerteam v.l.n.r. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Freddy Schenk (Dietmar Bär) und der Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch): Der Haustechniker des Eroscenters Malik Zeman (Mehdi Salim) wurde vom dem siebten Stock aus dem Fenster gestürzt.
© WDR/Martin Valentin Menke, honorarfrei

Die Handlung: Ein Mordfall mit düsteren Verstrickungen

Es beginnt dramatisch: Malik Zeman, Haustechniker eines Kölner Eroscenters, wird tot vor dem Gebäude aufgefunden. Schnell wird klar, dass es sich nicht um einen handelt – er wurde aus einem Fenster der titelgebenden „siebten Etage“ gestoßen. Diese Etage beherbergt alles, was im Eroscenter wichtig ist: die Zimmer der Sexarbeiterinnen, ein Nagelstudio und einen Friseursalon. Doch hinter der Fassade von rot beleuchteten Fluren und professionellen Angeboten brodelt es.

Ermittlungen im Erocenter: Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) befragt Jasmin Backes (Antonia Bill), die auf der siebten Etage ein Zimmer angemietet hat.
Ermittlungen im Erocenter: Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) befragt Jasmin Backes (Antonia Bill), die auf der siebten Etage ein Zimmer angemietet hat.
Foto: © WDR/Martin Valentin Menke

Die Ermittler Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) stoßen bei ihren Nachforschungen auf eine Fülle von Konflikten. Die Frauen, die hier arbeiten, zahlen täglich horrende Mieten und haben mit schwierigen Kunden zu kämpfen. Besonders der ermordete Hausmeister, ein aufdringlicher und streitlustiger Mann, war bei den Bewohnern und Kunden alles andere als beliebt. Doch wer hatte ein Motiv, ihn zu töten?

Die Liste der Verdächtigen wächst schnell: Sexarbeiterinnen, die genug von seinen Belästigungen hatten, ein Freier, der aus Eifersucht handelte, oder vielleicht sogar jemand aus seiner eigenen Familie? Während die Ermittlungen voranschreiten, wird die Lage noch brisanter – eine weitere Leiche taucht auf, und die Konflikte eskalieren.

Lagebesprechung in der Kölner Mordkommission: v.l.n.r.: Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Freddy Schenk (Dietmar Bär), Norbert Jütte (Roland Riebeling), Natalie Förster (Tinka Fürst). Auf der Leinwand eingeblendet: Die Nagelstudio-Besitzerin Chiara Passlak (Sabrina Setlur).
Lagebesprechung in der Kölner Mordkommission: v.l.n.r.: Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Freddy Schenk (Dietmar Bär), Norbert Jütte (Roland Riebeling), Natalie Förster (Tinka Fürst). Auf der Leinwand eingeblendet: Die Nagelstudio-Besitzerin Chiara Passlak (Sabrina Setlur).
Foto: © WDR/Martin Valentin Menke

Mutige Bildsprache und ein bewegender Tiefgang

Die Folge setzt nicht nur auf eine packende Handlung, sondern auch auf innovative Inszenierung. Bereits der Einstieg beeindruckt mit starken Bildern: Zu Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ führt die Kamera durch die Flure des Bordells, aus der Perspektive eines Freiers. Die Kombination aus ästhetischer Bildsprache und der rohen Realität der Sexarbeit zieht die Zuschauer sofort in den Bann. Regisseur Hüseyin Tabak nutzt immer wieder ungewöhnliche Kameraperspektiven, um den Zuschauer tief in die düstere Welt des Eroscenters eintauchen zu lassen.

Besonders aufwühlend sind die Monologe von drei Sexarbeiterinnen, die sich direkt an die Zuschauer wenden. Diese Szenen offenbaren die harte Realität hinter der Fassade der „legalen“ Prostitution. Eine der Frauen sagt: „Warum kann ich nicht sein, wie jeder andere Mensch auch. Ich arbeite hart, ich zahle Steuer, ich halte mich an alle Gesetze.“ Dieses Zitat bringt die gesellschaftlichen Probleme, mit denen diese Frauen kämpfen, eindrucksvoll auf den Punkt.

Tatort heute: Ballauf & Schenk in der "Siebten Etage" – Düster, spannend, sehenswert? 18 Tatort Siebte Etage
Chiara Passlaks (Sabrina Setlur, r) Nagelstudio in der siebten Etage ist auch ein Treffpunkt für die ehemaligen Kolleginnen Tani Schiller (Maddy Forst, l) und Cosima Adam (Senita Huskić).
Foto: © WDR/Martin Valentin Menke

Kritik: Provokant, düster, aber nicht für jeden

„Siebte Etage“ ist kein für schwache Nerven. Die Folge scheut sich nicht, unangenehme Themen wie die Ausbeutung in der Prostitution und die Einsamkeit von Freiern offenzulegen. Kritische Zuschauer könnten die oft expliziten Szenen als zu provokant empfinden – ein Zusammenschnitt zeigt etwa verzerrte Freiergesichter während eines Orgasmus. Dennoch: Der Tatort zeigt, wie mutig das Format sein kann, wenn es gesellschaftliche Tabus aufgreift.

Das Drehbuch von Volker A. Zahn und Eva Zahn versucht, die Frauen hinter dem Etikett „Sexarbeiterin“ sichtbar zu machen. „Wir wollten ihre Träume, ihre Sehnsüchte, ihre Alltagsnöte und ihre kleinen Fluchten zeigen“, erklärte Zahn in der offiziellen Pressemitteilung. Auch wenn manche Elemente als überdramatisiert wahrgenommen werden könnten, gelingt es der Folge, ein differenziertes Bild von einer oft missverstandenen Realität zu zeichnen.

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Norbert Jütte (Roland Riebeling) ermittelt auf eigene Faust. Früher hat er bei der Sitte gearbeitet. Aus dieser Zeit kennt er auch noch Cosima Adam (Senita Huskić).
Foto: © WDR/Martin Valentin Menke, honorarfrei

Fazit: Einschalten lohnt sich – aber nicht für jeden

Mit „Siebte Etage“ liefert der Tatort Köln einen der ungewöhnlichsten Fälle der letzten Jahre. Die Folge überzeugt mit einer starken Besetzung – Rapperin Sabrina Setlur als Nagelpflegerin ist ein echtes Highlight – und einer intensiven Atmosphäre. Doch die düstere Thematik und die provokanten Szenen sind nicht jedermanns Sache. Für Fans komplexer Krimis, die auch soziale Themen beleuchten, ist diese Episode ein Pflichttermin.

Tatort: Siebte Etage
Sonntag, 24. November 2024, 20.15 Uhr im Ersten
Auch in der ARD-Mediathek verfügbar

Besetzung

  • Max Ballauf │ Klaus J. Behrendt
  • Freddy Schenk │ Dietmar Bär
  • Norbert Jütte │ Roland Riebeling
  • Dr. Roth │Joe Bausch
  • Natalie Förster │ Tinka Fürst
  • Jasmin Backes │ Antonia Bill
  • Cosima Adam │ Senita Huskić
  • Tani Schiller │ Maddy Forst
  • Chiara Passlak │ Sabrina Setlur
  • Kaja Zeman │ Nuriye Jendroßek
  • Kai Jankow │ Sascha Goepel
  • Gerald Kneissler │ André Eisermann
  • Malik Zeman │ Mehdi Salim
  • Peter Backes │ Rolf Drexler
  • Renate Schnüttgen │ Hella-Birgit Mascus

Stab

  • Buch │ Eva Zahn, Volker A. Zahn
  • Regie │ Hüseyin Tabak
  • Bildgestaltung │ Lukas Gnaiger
  • Musik │ Judit Varga
  • Casting │ Phillis Dayanir
  • Kostümbild │ Genoveva Kylburg
  • Szenenbild │ Michaela Schumann
  • Maske │ Ulrike Bruns-Giffel, Peggy Lilkendey
  • Ton │ Wolfgang Wirtz
  • Licht │ Gilmar Steinig
  • Schnitt │ Jochen Retter
  • Produktionsleitung │ Alexander H. Viering
  • Produktionsleitung (WDR) │ Oliver Wißmann
  • Herstellungsleitung │ Jens Metzler
  • Produzent │ Jan Kruse
  • Redaktion │ Götz Bolten (WDR)

„Tatort – Siebte Etage“ ist eine Produktion der Bavaria Fiction (Niederlassung Köln) im Auftrag des WDR für die ARD.

Drehzeit: 19. September 2023 bis 20. Oktober 2023
Drehort: Köln und Umgebung

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