Mit diesem eindringlichen Auftakt startet der WDR-„Tatort“ aus Dortmund in einen Kriminalfall, der nicht nur einen Mord aufklären will – sondern auch ein Schlaglicht auf ein drängendes gesellschaftliches Thema wirft: häusliche Gewalt.

© WDR/Martin Rottenkolber
Ein Haus brennt – und niemand glaubt an einen Unfall
Die Polizei rückt zu einem Großbrand aus: Ein Wohnhaus steht in Flammen, die Mutter tot, die Tochter überlebt schwer traumatisiert. Zoe, sechs Jahre alt, wurde kurz zuvor noch mit ihrer Mutter in einem Frauenhaus untergebracht – offenbar aus Angst vor ihrem gewalttätigen Lebensgefährten Jens Hielscher.
Doch in der Nacht des Feuers kehrte Meike Gebken noch einmal zurück in das frühere gemeinsame Haus. Warum? Um persönliche Dinge zu holen? Oder wurde sie dorthin gelockt?

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Noch bevor die Ermittler diesen Fragen auf den Grund gehen können, verschärft sich die Lage: Finn, ihr 14-jähriger Sohn aus einer früheren Beziehung, ist verschwunden. Er war schon vor dem Brand tagelang nicht in der Schule. Jetzt fehlt von ihm jede Spur.
Faber beißt sich die Zähne aus – Herzog geht undercover
Für Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer steckt hinter der Brandstiftung? Wo ist der verschwundene Junge? Und was ist in der Nacht wirklich passiert?
Faber versucht, im Frauenhaus Informationen zu sammeln – doch als Mann stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Die dort untergebrachten Frauen sind misstrauisch, gebrochen und voller Angst. Sie vertrauen ihm nicht.
Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) greift zu einem ungewöhnlichen Mittel: Sie zieht undercover in das Frauenhaus ein. Als vermeintliche Betroffene gewinnt sie langsam das Vertrauen der anderen – und erlebt hautnah mit, was es bedeutet, wenn Frauen vor Gewalt fliehen müssen, aber nicht wissen, wohin.
Diese Szenen gehören zu den eindrucksvollsten der Folge. Der „Tatort“ zeigt nicht nur die Perspektive der Ermittler, sondern auch die emotionale Realität der Opfer.
Starke Mitte, aber konstruiertes Finale
Was der Krimi hervorragend kann: Atmosphäre erzeugen, Emotionen transportieren und die Zuschauer*innen für die Realität betroffener Frauen sensibilisieren. Die Gespräche im Frauenhaus sind glaubwürdig, die Figuren vielschichtig, die Inszenierung zurückhaltend, aber intensiv.

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Doch so stark der Mittelteil ist – das Finale schwächelt. Die Story nimmt zu viele Wendungen: Verdächtige kommen und gehen, Nebenfiguren werden eingeführt, ohne dass sie die Geschichte wirklich voranbringen. Der Fall verliert an Klarheit und Fokus.
Auch die Nebenhandlung rund um eine mögliche Romanze zwischen Rosa Herzog und Kollege Otto Pösken bleibt blass – sie wirkt eher aufgesetzt als organisch entwickelt.
Ein „Tatort“, der nachwirkt – trotz Schwächen
Trotz der dramaturgischen Mängel im letzten Drittel ist „Tatort: Feuer“ ein Fall, der hängen bleibt. Brandstiftung, Kindeswohlgefährdung, psychische Gewalt, Hilflosigkeit – all das wird eindringlich thematisiert.
Die Folge zeigt, wie komplex und gefährlich häusliche Gewalt sein kann – und wie schwer es für Betroffene ist, sich aus solchen Strukturen zu befreien. Besonders stark: Der Perspektivwechsel durch Rosa Herzog, die nicht nur ermittelt, sondern spürt, wie verletzlich das Leben im Verborgenen ist.
Sendehinweis
- „Tatort: Feuer“ – heute, Montag, 9. Juni 2025, um 20:15 Uhr im Ersten (ARD)
- Regie: Nana Neul
- Buch: Markus Busch
- Produktion: WDR / Pandora Film
Die Ausstrahlung erfolgt wie gewohnt auch in der ARD-Mediathek.
Besetzung „Tatort: Feuer“ (Dortmund, 2025)
- Peter Faber – Jörg Hartmann
- Rosa Herzog – Stefanie Reinsperger
- Meike Gebken – Nadja Becker
- Zoe Gebken – Tesla Tekin
- Finn Gebken – Caspar Hoffmann
- Jens Hielscher – Sebastian Zimmler
- Otto Pösken – Malick Bauer
- Ira Klasnic – Alessija Lause
- Dr. Greta Leitner – Sybille J. Schedwill
- Staatsanwalt Matuschek – Moritz Führmann
- Daniel Kossik – Stefan Konarske
- u. v. m.