Das Debakel sorgt für viele Fragezeichen – nicht nur bei den Fans, sondern auch mit Blick auf die Bilanz von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der nach fast zwei Jahren im Amt zunehmend in die Kritik gerät.
Katastrophale erste Halbzeit
Schon in den ersten Minuten war zu spüren: Deutschland tat sich enorm schwer. Die Slowaken pressten früh, liefen mutig an und setzten die Abwehr sofort unter Druck. Vor allem Debütant Nnamdi Collins hatte auf seiner rechten Seite große Probleme, kam kaum in die Zweikämpfe und ließ sich mehrfach überlaufen.
Die deutsche Mannschaft wirkte statisch, ideenlos und ohne Tempo. Während Joshua Kimmich und Leon Goretzka im Mittelfeld nach Lösungen suchten, fehlte es an Überraschungsmomenten. Die wenigen Flanken auf Nick Woltemade verpufften im Nichts.
Die Slowakei dagegen spielte schnell und zielstrebig. Immer wieder tauchten Strelec, Sauer und Hancko gefährlich vor Oliver Baumann auf. Der Hoffenheimer Keeper verhinderte mit mehreren Paraden einen frühen Rückstand.
Doch in der 42. Minute war es soweit: Dávid Hancko nutzte das Chaos in der deutschen Defensive und schob aus sechs Metern ein – 1:0 für die Slowakei. Rüdiger verlor seinen Gegenspieler, Tah war zu spät, Collins überfordert. Das Tor war die logische Konsequenz eines mutigen Auftritts der Hausherren.
Traumtor bringt die Entscheidung
Wer nach der Pause ein Aufbäumen erwartete, wurde enttäuscht. Zwar hatte Goretzka direkt eine große Chance, scheiterte aber an Torwart Dúbravka. Danach fiel die DFB-Elf wieder in ihre Lethargie zurück.
Die Slowaken dagegen blieben eiskalt: In der 55. Minute setzte sich Dávid Strelec gegen Rüdiger durch, ließ ihn mit einer Körpertäuschung stehen und knallte den Ball unhaltbar in den Winkel. 2:0 – ein Traumtor, das das Stadion in Bratislava beben ließ.
Die deutsche Nationalmannschaft wirkte geschockt. Zwar brachte Nagelsmann mit Amiri und Adeyemi neue Offensivkräfte, doch echte Gefahr entstand kaum. Stattdessen beschränkte sich das deutsche Spiel auf hohe Bälle, die allesamt von der slowakischen Abwehr souverän abgewehrt wurden.
Die letzten Minuten waren ein einziges Anrennen ohne Plan. Szenenapplaus gab es nur für die Slowaken, die den Ball clever laufen ließen und ihre Fans feierten. Für Deutschland blieb am Ende ein blamables 0:2 und viele ratlose Gesichter.
Defensive löchrig, Offensive harmlos
Die Analyse fällt ernüchternd aus:
- Defensive: Rüdiger, Tah und Collins wackelten gewaltig. Immer wieder öffneten sich Lücken, die Slowaken nutzten dies eiskalt.
- Mittelfeld: Kimmich und Goretzka fanden kaum Lösungen gegen das dichte Zentrum der Gastgeber. Standards blieben harmlos.
- Offensive: Wirtz versuchte viel, doch Unterstützung blieb aus. Woltemade hing in der Luft, Flanken kamen ungenau.
So fehlte es an allem, was ein Topteam braucht: Tempo, Ideen, Leidenschaft. Deutschland wirkte schwerfällig und ohne klare Strategie.
Nagelsmanns Bilanz unter der Lupe
Nach fast zwei Jahren im Amt wird die Bilanz von Julian Nagelsmann zunehmend kritisch gesehen. Seit dem 22. September 2023 betreute er die Nationalmannschaft in 24 Spielen – mit folgendem Ergebnis:
- 12 Siege
- 6 Unentschieden
- 6 Niederlagen
Eine solide Bilanz, aber nicht überragend. Gerade gegen Topnationen tat sich die DFB-Elf schwer. Nun kam mit der Pleite in Bratislava auch noch ein historischer Tiefpunkt hinzu.
Zum Vergleich: In seiner Zeit als Vereinstrainer hatte Nagelsmann deutlich bessere Werte. Bei RB Leipzig erreichte er einen Punkteschnitt von 1,94, beim FC Bayern München sogar 2,31. Mit der Nationalmannschaft liegt er bislang darunter – und das, obwohl Deutschland nicht Woche für Woche gegen europäische Topteams spielt.
Die große Frage lautet: Kann Nagelsmann diese Mannschaft wirklich zur WM 2026 führen? Oder ist er der nächste Bundestrainer, der an der Last der Erwartungen scheitert?
Historische Dimension der Pleite
Die 0:2-Niederlage ist nicht nur eine Momentaufnahme. Sie markiert einen historischen Tiefpunkt: Deutschland hat noch nie ein Auswärtsspiel in einer WM-Qualifikation verloren – bis zu diesem Abend.
Statt Euphorie nach der starken EM ist Ernüchterung eingekehrt. Der erhoffte Schwung wurde nicht mitgenommen, vielmehr wirkte die Mannschaft wie in alten Mustern gefangen.
Auch die Fans sind zunehmend ungeduldig. Die Ränge in Bratislava feierten die Slowaken frenetisch, während die deutschen Spieler nach Abpfiff mit hängenden Köpfen vom Platz schlichen.
Wie geht es weiter?
Lange Zeit zum Durchschnaufen bleibt nicht: Bereits am Sonntag steht in Köln das Heimspiel gegen Nordirland an. Ein Sieg ist Pflicht, sonst droht der Fehlstart endgültig.
Doch selbst wenn ein Erfolg gelingt, die Diskussionen werden bleiben. Nagelsmann muss Antworten liefern:
- Wie bringt er Struktur und Tempo in die Offensive?
- Wie stabilisiert er die wacklige Abwehr?
- Wie schafft er es, aus vielen Einzelstars endlich wieder ein funktionierendes Team zu formen?
Fazit
Die WM-Qualifikation hat gerade erst begonnen – und Deutschland steht schon unter Druck. Die 0:2-Pleite in der Slowakei offenbart einmal mehr die Baustellen im DFB-Team: eine löchrige Defensive, eine harmlose Offensive und fehlende Ideen im Mittelfeld.
Julian Nagelsmanns Bilanz wirkt auf dem Papier solide, doch die Realität auf dem Platz ist ernüchternd. Er hat 12 Siege in 23 Spielen, aber kaum eine Partie, die nachhaltig überzeugt hat. Und mit der historischen Niederlage in Bratislava wird die Frage immer lauter:
Ist Nagelsmann wirklich der richtige Mann für die Mission 2026 – oder steuert Deutschland sehenden Auges ins nächste Desaster?

