Sarah Connor selbst beschreibt den kreativen Prozess hinter ihren Songs als ein tiefes Eintauchen in ihre Gefühlswelt:
“Es ist schwer zu beschreiben, wie ein Song entsteht. Manchmal erklingen erst ein paar Töne am Klavier, manchmal höre ich einen Beat oder mein Produzent spielt ein Gitarrenlick. Ich höre in mich hinein und greife nach den Gedanken, die mir zu der Musik kommen. Es sollte leise sein und im Studio eine ruhige Atmosphäre herrschen. Ich höre meinen Gedanken zu, dann kommen die Worte und bilden gleichzeitig Töne in meinem Kopf, so entstehen Melodien. Manchmal kommen Songs aus etwas gerade Erlebtem. Oft sind sie aber schon lange in meinem Bauch und wachsen dort. Sehnsucht nährt sie und andere starke Gefühle wie Wut, Liebe, Eifersucht oder Schmerz und seit einiger Zeit auch eine große Irritation über die Welt.”
Zwischen Mittelfinger und Mutterstolz
Und diese starken Gefühle durchziehen „Freigeistin“ wie ein roter Faden. Im Song „Ficka“ rechnet Connor knallhart mit Hasskommentaren und verletzenden Schlagzeilen ab: „Ist mir scheißegal, was ihr schreibt, ihr Ficker – denn irgendwer hat immer, immer, immer was zu meckern“, singt sie da und zeigt verbal den Mittelfinger. Ein Befreiungsschlag, der zeigt: Nach einem Vierteljahrhundert im Pop-Business hat sich Connor ein dickes Fell zugelegt.
Doch die „Freigeistin“ zeigt auch ihre verletzliche Seite. Besonders emotional wird es im Song „Warum hat mir keiner gesagt“, in dem sie den Auszug ihrer ältesten Kinder Tyler (21) und Summer (18) verarbeitet. „Warum hat mir keiner gesagt, dass es so scheiße ist? Klar bin ich stolz, und ja, ich lass‘ los, dеnn du musst jetzt raus in die Welt, es ist die allergeilste Zeit“, singt sie – ehrliche Worte einer Mutter, die viele Eltern nachfühlen können.
Liebe, Tabus und ein Erfolgsrezept
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Songs wie „For Life“ oder „Tief wie das Meer“ sind Oden an ihre langjährige Beziehung mit Ehemann und Manager Florian Fischer. Doch Connor wagt sich auch an unkonventionellere Themen heran: „Schlechte Idee“ thematisiert Polyamorie, während „Die Fremde“ und „My French Girlfriend“ zarte Andeutungen in Richtung gleichgeschlechtlicher Liebe machen.
Mit über 2,9 Milliarden Streams und zahlreichen Gold- und Platinauszeichnungen, darunter Diamant-Status für „Muttersprache“ (2015) und Doppelplatin für „Herz Kraft Werke“ (2019), gehört Sarah Connor unbestritten zur Spitze der deutschen Musikszene. Ihr Erfolgsrezept: Authentizität gepaart mit einem Sound, der ins Ohr geht und von Radiostationen geliebt wird. „Freigeistin“ verspricht, nahtlos an diese Erfolge anzuknüpfen. Die hohen Vorbestellzahlen sprechen bereits eine deutliche Sprache. Ein Album, das provoziert, berührt und vor allem eines ist: 100 Prozent Sarah Connor.