Führerschein bleibt gefragt – doch viele fallen durch
Laut aktuellem Datenreport des TÜV-Verbands legten 2024 rund 2,01 Millionen Prüflinge die theoretische Führerscheinprüfung ab – ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der praktischen Prüfungen stieg um 2 Prozent auf 1,79 Millionen. Besonders die Pkw-Führerscheinklassen B und BF17 dominieren das Prüfungsgeschehen: 79 Prozent der Theorie- und 72 Prozent der Praxisprüfungen entfallen auf sie.
„Bei den Theorieprüfungen haben wir erstmals die Zwei-Millionen-Marke geknackt“, so Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband. Doch die hohe Zahl an Prüfungen bringt auch ein Problem mit sich: Die Durchfallquoten bleiben alarmierend hoch.
Jeder zweite Fahrschüler fällt in der Theorie durch
Besonders in der Pkw-Klasse B zeigt sich eine hohe Nichtbestehensquote: 45 Prozent scheitern an der Theorieprüfung, 37 Prozent fallen in der Praxis durch. Die Gesamtquote für Theorieprüfungen liegt bei 41 Prozent (2023: 42 Prozent), bei der Praxis bleibt sie stabil bei 30 Prozent. Auffällig: Wer einmal durchfällt, hat oft auch bei Wiederholungen Schwierigkeiten.
- 39 Prozent der Theorieprüfungen sind Wiederholungsversuche
- Bei Wiederholungsprüfungen liegt die Durchfallquote bei 56 Prozent
- In der Praxis scheitern Wiederholer in 42 Prozent der Fälle
„Jeder gescheiterte Versuch steigert die mentale Belastung der Betroffenen und führt zu weiteren Kosten“, warnt Goebelt. Der TÜV-Verband fordert daher verbindliche elektronische Lernstandsprüfungen in Fahrschulen, um eine bessere Vorbereitung sicherzustellen.
Täuschungsversuche nehmen drastisch zu
Neben den hohen Durchfallquoten wächst ein weiteres Problem: Betrug bei der Theorieprüfung! Laut TÜV-Report gab es 2024 über 4.198 aufgedeckte Täuschungsfälle, 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders erschreckend: 58 Prozent der Täuschenden agieren professionell.
„Ergaunern sich Fahrschüler ihren Prüfungserfolg, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer“, so Goebelt. Dabei werden immer ausgefeiltere technische Hilfsmittel und Passmanipulationen eingesetzt. Trotzdem bleiben die Strafen gering – die Behörden verhängen nur selten Sperrfristen, obwohl diese bis zu neun Monate betragen könnten.
Junge Prüflinge schneiden besser ab
Überraschend: Unter 18-Jährige bestehen ihre Prüfungen deutlich häufiger!
- Nur 24 Prozent fallen in der Praxis durch (Vergleich: 37 Prozent im Durchschnitt)
- 36 Prozent Nichtbestehensquote in der Theorie (statt 45 Prozent)
- Begleitetes Fahren ab 17 Jahren gilt als Erfolgsmodell
„Die guten Ergebnisse der unter 18-Jährigen sprechen klar für das Begleitete Fahren“, betont Goebelt. Schlechter schneiden dagegen 18- bis 24-Jährige ab: 52 Prozent scheitern in der Theorie.
Digitale Reformen gefordert
Um den Führerscheinerwerb effizienter und sicherer zu machen, fordert der TÜV-Verband eine Digitalisierung des Fahrerlaubnissystems.
- Behördliche Abläufe verschlanken
- Elektronische Prüfungsdokumentation ausbauen
- Schnellere Einführung des digitalen Führerscheins
„Durch moderne Technologien lassen sich Antragsverfahren vereinfachen und weiter beschleunigen“, so Goebelt. Besonders junge Menschen würden davon profitieren, da sie schneller und unkomplizierter mobil sein könnten.
Fazit: Mehr Führerscheinprüfungen – aber auch mehr Herausforderungen
Trotz Rekordzahlen bleibt der Führerschein eine Hürde für viele Fahrschüler. Hohe Durchfallquoten, steigender Betrug und langsame Verwaltungsprozesse zeigen, dass Reformen nötig sind. Der TÜV-Verband fordert strengere Prüfungsstandards, bessere Fahrausbildung und eine Digitalisierung des Fahrerlaubnissystems.