Am Nachmittag dann die Entwarnung: Um 17.30 Uhr öffnet das größte Volksfest der Welt wieder.
Der Großeinsatz beginnt in der Nacht
Gegen 4.40 Uhr wird die Feuerwehr zu einem Brand in die Lerchenauer Straße im Münchner Norden gerufen. Anwohner berichten von mehreren Explosionen und Schüssen. Ein Einfamilienhaus steht in Flammen, in den umliegenden Straßen brennen mehrere Autos.
Im Inneren des Hauses stoßen die Einsatzkräfte auf Sprengfallen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um Handgranaten mit Stolperdraht. Spezialkräfte sind den ganzen Vormittag mit der Entschärfung beschäftigt.
Am nahegelegenen Lerchenauer See wird später ein Toter entdeckt. Bei dem Mann handelt es sich nach Polizeiangaben um den mutmaßlichen Täter. Er war mit einem Rucksack unterwegs, in dem eine weitere Sprengvorrichtung gefunden wurde. Hinweise deuten darauf hin, dass er sich selbst das Leben nahm.
Familiendrama als Auslöser
Die Ermittlungen ergeben ein düsteres Bild: Der Täter soll seinen Vater erschossen, seine 81-jährige Mutter sowie seine 21-jährige Tochter schwer verletzt haben. Beide Frauen werden in Krankenhäuser eingeliefert. Laut ersten Erkenntnissen könnte ein Streit um ein Erbe Auslöser der Tat gewesen sein.
Im Elternhaus des Mannes finden die Beamten ein Bekennerschreiben – und darin eine konkrete Drohung gegen das Oktoberfest.
Bombendrohung gegen die Wiesn
Als die Ermittler das Drohschreiben auswerten, steht schnell fest: Das Oktoberfest darf nicht öffnen. Am Morgen werden die Eingänge zur Theresienwiese gesperrt. Besucher, die bereits angereist sind, werden von der Polizei heimgeschickt. Über Lautsprecher verkündet die Stadt, dass die Wiesn mindestens bis 17 Uhr geschlossen bleibt.
„Die Gefahr war einfach zu groß“, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er betont: „Sicherheit geht vor.“
Insgesamt 25 Sprengstoffspürhunde durchkämmen das gesamte Festgelände. Hunderte Beamte sichern die Umgebung, die Theresienwiese gleicht am Vormittag einer Sperrzone.
Entwarnung am Nachmittag
Gegen 16 Uhr dann die entscheidende Nachricht: Die Polizei gibt Entwarnung, Oberbürgermeister Reiter informiert die Öffentlichkeit über Instagram.
„Die Polizei hat mich gerade informiert, dass es aus deren Sicht unbedenklich ist, wenn die Wiesn fortgesetzt wird. Deswegen wird das Festgelände wieder ab 17.30 Uhr für alle Besucherinnen und Besucher geöffnet“, erklärt er.
Damit ist klar: Das Oktoberfest, das in diesem Jahr erneut Millionen Besucher aus aller Welt anzieht, kann weitergehen.
Erleichterung bei Wirten und Schaustellern
Die Schließung hatte nicht nur Besucher, sondern auch die Wiesn-Wirte hart getroffen. In der Branche war von einem bedrückenden Moment die Rede, als alle das Gelände verlassen mussten. Die Entscheidung zur Wiedereröffnung wurde mit sichtbarer Erleichterung aufgenommen. Viele Veranstalter sprachen davon, dass die Sicherheit der Gäste an oberster Stelle stehe, man nun aber froh sei, dass die Wiesn fortgesetzt werden könne.
Keine Gefahr für andere Veranstaltungen
Während die Lage in München am Vormittag für große Verunsicherung sorgt, betonen die Behörden am Nachmittag: Die Drohung richte sich ausschließlich gegen das Oktoberfest. Andere Veranstaltungen in der Stadt seien nicht betroffen.
Auch Gerüchte über einen politischen Hintergrund bestätigen sich nicht. Zwischenzeitlich kursierte ein Bekennerschreiben auf der Plattform „Indymedia“, in dem sich eine vermeintliche linksextreme Gruppe zu den Taten bekannte. Die Polizei geht jedoch von einem Trittbrettfahrer aus. „Es gibt keinerlei Hinweise auf eine Verbindung des Täters zur Antifa“, heißt es am Nachmittag.
Ein Tag zwischen Angst und Erleichterung
Für viele Münchner bleibt der 1. Oktober 2025 ein Tag, der in Erinnerung bleiben wird: Ein Haus in Flammen, eine Familie zerstört, ein Drohschreiben, das das größte Volksfest der Welt lahmlegt – und die Frage, wie nah eine Bedrohung an einem eigentlich unbeschwerten Volksfest sein kann.
Am Ende überwiegt die Erleichterung. Die Wiesn lebt, die Theresienwiese ist wieder offen, das Bier fließt erneut. Doch die Ereignisse haben gezeigt, wie fragil Sicherheit sein kann – selbst mitten in München.