Digital, jünger, grenzübergreifend

EU-Führerschein-Reform beschlossen – Jetzt droht Rasern ein europaweites Fahrverbot

Nach jahrelangen Verhandlungen ist es nun amtlich: Die EU hat ihre größte Führerscheinreform seit Jahrzehnten beschlossen. Das Europaparlament stimmte dem Kompromiss zwischen Kommission und Mitgliedsstaaten zu. Damit ändern sich zentrale Regeln für Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer in Europa – von der Ausbildung bis zu Strafen im Ausland.
EU-Führerschein-Reform beschlossen – Jetzt droht Rasern ein europaweites Fahrverbot
EU-Führerschein-Reform beschlossen – Jetzt droht Rasern ein europaweites Fahrverbot
Foto: blende11.photo – stock.adobe.com

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EU-weites Fahrverbot bei schweren Verstößen

Wer künftig im Ausland zu schnell fährt oder betrunken am Steuer erwischt wird, kann seinen Führerschein in der gesamten EU verlieren. Das neue Verfahren ermöglicht es dem Land, in dem der Verstoß passiert, ein EU-weites Fahrverbot zu beantragen. Der Heimatstaat ist verpflichtet, dieses Fahrverbot zu übernehmen und durchzusetzen.
Das gilt insbesondere für Raser mit mehr als 50 km/h über dem Tempolimit, für Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sowie für Unfälle mit Todesfolge. Ziel ist, dass Verkehrssünder nicht länger davon profitieren, einfach über die Grenze zu fahren.

Digitaler Führerschein bis 2030

Ein weiterer zentraler Punkt: Der Führerschein zieht aufs Smartphone um. Bis spätestens 2030 soll in allen EU-Ländern ein digitaler Führerschein eingeführt werden, der über das Handy abrufbar und EU-weit gültig ist.
Wer lieber seine Karte behalten möchte, kann das tun – beide Versionen sind gleichwertig. Die Gültigkeit bleibt bei 15 Jahren.

Begleitetes Fahren in der ganzen EU

Junge Fahrer sollen künftig europaweit begleitet fahren dürfen – nicht nur im Heimatland. So können sie früher praktische Erfahrung sammeln, auch bei Urlaubsfahrten. Das Modell ist bereits aus Deutschland bekannt, wird nun aber in allen EU-Staaten möglich. Laut ADAC erhöht das die und senkt das Unfallrisiko bei Fahranfängern deutlich.

Führerschein schon mit 18 für Lkw- und Busfahrer

Um dem Fachkräftemangel im Transportwesen zu begegnen, senkt die EU das Mindestalter:

  • Lkw-Führerschein künftig ab 18 statt 21 Jahren
  • Busführerschein ab 21 statt 24 Jahren
    So sollen mehr junge Menschen in den Beruf einsteigen können.

Mehr Sicherheit in Fahrschulen

Auch die Ausbildung wird modernisiert. Künftig sollen Themen wie Ablenkung durch Smartphones, tote Winkel, Fahrassistenzsysteme und der Schutz von Fußgängern und Radfahrern stärker im Unterricht verankert werden. Ziel der Reform: mehr Bewusstsein und weniger Unfälle.

Wohnmobile bis 4,25 Tonnen erlaubt

Für Reisefans bringt die Reform eine spürbare Erleichterung: Künftig dürfen Inhaber eines Führerscheins der Klasse B Fahrzeuge bis 4,25 Tonnen – bisher lag die Grenze bei 3,5 Tonnen. Voraussetzung ist jedoch ein Training oder eine Zusatzprüfung, deren Ausgestaltung jedes Land selbst festlegt.

Keine verpflichtenden Gesundheitschecks für Senioren

Verpflichtende medizinische Tests für ältere Fahrer waren heftig umstritten – und sind nun vom Tisch. Jedes EU-Land darf selbst entscheiden, ob eine ärztliche Untersuchung oder eine Selbstauskunft verlangt wird. Deutschland wird voraussichtlich am bisherigen System festhalten.
„Wir setzen auf Vertrauen statt Bevormundung“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Jens Gieseke. Auch CSU-Abgeordneter Markus Ferber betonte: „Unabhängig vom Alter ist Mobilität nicht verhandelbar.“

Vision Zero: Keine Verkehrstoten bis 2050

Die Reform ist Teil der EU-Verkehrssicherheitsstrategie „Vision Zero“. Bis 2050 soll es keine Verkehrstoten mehr geben. 2024 starben laut EU-Kommission 19.940 Menschen im Straßenverkehr – am sichersten sind die Straßen in Schweden (20 Tote je Mio. Einwohner) und (24). Deutschland liegt mit 33 Toten deutlich unter dem EU-Schnitt von 45.

Fazit:

Die EU-Führerscheinreform 2025 markiert einen historischen Wandel: Digitale Führerscheine, grenzübergreifende Fahrverbote und neue Altersgrenzen – sie alle machen den Straßenverkehr moderner, sicherer und gerechter. Bis die Regeln in deutsches Recht umgesetzt sind, dürfte es allerdings noch bis 2028 dauern.

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