Wenn Sicherheit zur Gefahr wird
Die Geschichte setzt mitten in Berlin an, wo Staatsanwältin Judith Schrader (Nadja Uhl) längst kein unbekanntes Gesicht mehr ist. Sie ist die Frau, die es wagt, den Mächtigen der Unterwelt entgegenzutreten. Diesmal bekommt sie es mit einem besonders heiklen Fall zu tun: Sicherheitsunternehmen, die eigentlich für Schutz und Ordnung sorgen sollen, sind längst in die Hände der Organisierten Kriminalität geraten. Ein bizarrer Zustand, wenn ausgerechnet Kriminelle öffentliche Einrichtungen wie Bürgerämter oder sogar Polizeidienststellen bewachen.
© ZDF/Christoph Assmann
Schon der Einstieg macht klar, wie explosiv die Lage ist: Eine Routineobservation eskaliert, Schüsse fallen in der Nacht, und Einbrecher erbeuten Blankopässe aus einem Berliner Bürgeramt. Was wie ein gewöhnlicher Kriminalfall beginnt, entpuppt sich als weitreichendes Netz von Intrigen, Macht und Loyalitäten.
Die Achmedow-Familie im Fokus
Schnell rückt die tschetschenische Achmedow-Familie ins Zentrum der Ermittlungen. Clanstrukturen, familiäre Loyalitäten und brutale Methoden bestimmen ihr Handeln. Für Judith Schrader ist es ein doppelter Kampf – gegen das Verbrechen und gegen die eigene Verletzlichkeit.
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Denn im Verlauf der Ermittlungen stößt sie auf Matthias Stolze (Juergen Maurer), ihre große Jugendliebe, der inzwischen eine Security-Firma leitet. Er steht im Verdacht, mehr zu wissen, als er zugibt. Arbeitet er unwissentlich mit Kriminellen zusammen, oder ist er längst Teil des Systems? Für Judith beginnt ein gefährlicher Balanceakt zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Persönliche Betroffenheit: Wenn der Bruder entführt wird
Während Schrader noch versucht, berufliche Distanz zu wahren, trifft sie der Fall mit voller Wucht: Clanchef Usman Achmedow (Vedat Erincin) entführt ihren Bruder Alex (Patrick Güldenberg). Das Ultimatum ist gnadenlos: Judith soll im Gegenzug einem inhaftierten Clanmitglied eine Waffe zuspielen. Die Staatsanwältin, sonst Verkörperung von Gesetz und Ordnung, steht plötzlich vor einer kaum lösbaren Entscheidung – Recht beugen oder den Tod des eigenen Bruders riskieren?
Dieser Konflikt macht „Die Jägerin – Riskante Sicherheit“ zu mehr als einem Krimi. Es geht nicht nur um Ermittlungen, sondern um Moral, Gewissen und die Grenzen des Rechtsstaates.
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Authentizität durch echte Einblicke
Besonders bemerkenswert: Drehbuchautor Robert Hummel weiß, wovon er schreibt. Als Schöffe am Berliner Landgericht hat er direkten Einblick in Prozesse und Strukturen, die sonst verborgen bleiben. Nadja Uhl selbst begleitete ihn bei Recherchen im Gerichtssaal, um ihre Rolle möglichst realistisch zu verkörpern. Diese Nähe zur Realität spürt man im Film: Die Dialoge sind scharf, die Situationen glaubwürdig, die moralischen Dilemmata nah am echten Leben.
Auch Hauptdarsteller Dirk Borchardt, der den Kommissar Jochen Montag spielt, bringt eine besondere Note ein. Als Sohn eines Kreuzberger Polizisten kennt er die Schattenseiten der Großstadt. Seine Figur ist kantig, manchmal rau, aber immer menschlich – ein Polizist, der Humor als Ventil nutzt, wenn die Abgründe zu groß werden.
Zwischen Politik und persönlichem Drama
Der Film stellt immer wieder die Frage, wie sicher die Gesellschaft ist, wenn öffentliche Räume von Sicherheitsfirmen kontrolliert werden, die selbst nicht vertrauenswürdig sind. Ein brisantes Thema, das längst nicht nur Fiktion ist. Gerade in einer Zeit, in der Sicherheitsdienste vielerorts Aufgaben übernehmen, die früher klar staatlich geregelt waren, trifft der Krimi einen Nerv.
Gleichzeitig verknüpft Regisseur Ismail Sahin das Politische geschickt mit dem Privaten. Für Judith Schrader verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben, zwischen Pflicht und Emotion. Ihr Bruder ist das Faustpfand, ihre Jugendliebe wird zur möglichen Rettung – oder zur größten Gefahr.
Schauspielerensemble überzeugt
Neben Nadja Uhl und Dirk Borchardt überzeugt auch das übrige Ensemble:
- Juergen Maurer als Matthias Stolze, zerrissen zwischen Loyalität und Vergangenheit,
- Vedat Erincin als kompromissloser Clanführer Usman Achmedow,
- Eugen Knecht und Eray von Egilmez als dessen Söhne,
- sowie Patrick Güldenberg als Judiths Bruder Alex, der zum Spielball der Ereignisse wird.
Die Darsteller tragen maßgeblich dazu bei, dass „Die Jägerin“ nicht wie ein austauschbarer TV-Krimi wirkt, sondern wie ein packendes Drama mit klarer Haltung.
Fazit: Hochspannung mit gesellschaftlicher Relevanz
„Die Jägerin – Riskante Sicherheit“ ist mehr als nur ein Abendkrimi. Er zeigt eindrücklich, wie verletzlich die Gesellschaft wird, wenn Kriminelle an den Hebeln der Sicherheit sitzen – und wie sehr persönliche Schicksale die Arbeit von Ermittlern beeinflussen können. Mit starken Darstellern, realistischen Dialogen und einem Finale unter Zeitdruck liefert das ZDF einen Krimi, der sowohl fesselt als auch nachdenklich stimmt.
Sendetermin: Montag, 18. August 2025, 20:15 Uhr im ZDF. In der ZDF-Mediathek ist der Film bereits seit dem 9. August verfügbar.