Unterrichtsversorgung verbessert sich, bleibt aber lückenhaft
Eine leichte Verbesserung in der Unterrichtsversorgung zeigt sich an den Grundschulen und in der Sekundarstufe 1. Hier berichten immer mehr Schulleitungen von einer Vollversorgung mit Lehrkräften. Doch auch wenn die Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren etwas besser ausfallen, ist die Situation alles andere als entspannt. Vor allem an den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren rutschen die Versorgungslücken weiter in eine Abwärtsspirale: Lediglich drei Prozent dieser Schulen sind vollständig mit Lehrpersonal ausgestattet.
Grundschulen und Sekundarstufen konnten im Vergleich zu den Vorjahren leichte Fortschritte bei der Lehrerversorgung verzeichnen. Der Anteil der vollversorgten Schulen in der Sekundarstufe 1 stieg von 10 Prozent im Jahr 2022 auf nun 25 Prozent. An den Grundschulen konnte eine Erhöhung von 29 Prozent auf 38 Prozent erreicht werden. Doch das Bild an den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren zeigt sich düster: Nur drei Prozent dieser Schulen sind ausreichend mit Lehrkräften versorgt.
Abwärtsspirale an den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren setzt sich fort
Die Situation an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren hat sich weiter verschlechtert. Laut der Umfrage fehlen an knapp der Hälfte der Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren zwischen 20 und 40 Prozent des Lehrpersonals. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand spricht von einer anhaltenden Abwärtsspirale und fordert die Politik auf, mehr qualifiziertes Personal in der Sonderpädagogik auszubilden. Besonders dramatisch ist die Lage, weil die Schülerzahlen an den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren steigen, während gleichzeitig immer mehr Lehrkräfte an Regelschulen abgeordnet werden.
„Es wird immer von Bildungsgerechtigkeit gesprochen, aber die Praxis zeigt, dass bei den Schwächsten in der Bildungslandschaft maximal gespart wurde“, erklärt Brand. Die steigenden Schülerzahlen, besonders Kinder mit Förderbedarf im Autismus-Spektrum, erfordern hohe Personalschlüssel. Doch stattdessen werden Lehrkräfte aus den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren an die Regelschulen abgeordnet, was die Situation vor Ort massiv verschlechtert.
Lehrkräfte überlastet – Unterrichtsausfälle und Notmaßnahmen
Die Personalnot hat konkrete Auswirkungen auf den Schulalltag: Viele Lehrkräfte müssen zusätzliche Stunden übernehmen, Klassen werden zusammengelegt, und an vielen Schulen fällt Unterricht sogar komplett aus. Laut der Umfrage müssen an rund 45 Prozent der befragten Schulen bereits Unterrichtsstunden gestrichen werden, und sechs von zehn Sekundarstufenschulen melden Personallücken von über zehn Prozent. Diese Ausfälle betreffen nicht nur die Bildungsqualität, sondern auch die Gesundheit der Lehrkräfte, die durch eine erhöhte Arbeitsbelastung den Personalmangel kompensieren müssen.
Die Umfrage verdeutlicht, dass an jeder zweiten Schule Lehrkräfte Mehrarbeit leisten müssen, um den regulären Betrieb aufrechtzuerhalten. In vielen Fällen werden Klassen zusammengelegt, und an knapp der Hälfte der Schulen muss Unterricht komplett entfallen. Die Situation an den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren ist besonders alarmierend: Rund 47 Prozent der Zentren kämpfen mit einem Lehrermangel von bis zu 40 Prozent, was den Bildungsauftrag gefährdet.
VBE fordert mehr Personal und Entlastung
Angesichts der prekären Lage fordert der VBE mehr Anerkennung für die an Schulen geleistete Arbeit und eine deutliche Aufstockung des Lehrpersonals. Der Verband tritt für eine Versorgung von mindestens 110 Prozent ein, um Ausfälle besser abfedern zu können. Außerdem soll der Ausbau der Studienkapazitäten in der Sonderpädagogik vorangetrieben und die Arbeitslast der Lehrkräfte durch mehr Anrechnungsstunden verringert werden. Nur so können die Schulen in Baden-Württemberg langfristig stabilisiert werden und der Stress für Lehrkräfte abnehmen.
Gerhard Brand fordert eine deutliche Aufstockung der Krankheitsreserve und eine bessere finanzielle Unterstützung für die Ausbildung von Sonderpädagogen. Der VBE setzt sich dafür ein, dass die Schulen mit einer Reserve von mindestens 10 bis 20 Prozent ins Schuljahr starten können, um den Unterrichtsausfall effektiv zu minimieren. Auch eine Angleichung der Bezahlung aller Lehrkräfte und eine spürbare Erhöhung des Entlastungskontingents werden als notwendige Maßnahmen genannt.
Die Ergebnisse der Umfrage werfen ein Schlaglicht auf die Missstände im Bildungssystem Baden-Württembergs. Eine Verbesserung der Situation ist dringend nötig, um sowohl den Unterricht sicherzustellen als auch die Gesundheit der Lehrkräfte zu schützen. Ob und wie die Politik reagieren wird, bleibt abzuwarten.