Radioprogramme und Spartensender werden zusammengelegt
Ein zentraler Punkt der Reform: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sparen. Dazu sollen mehrere Radioprogramme und Spartensender eingestellt oder miteinander verschmolzen werden. Das Ziel ist es, die Sender schlanker und effizienter zu machen, ohne dabei die Qualität zu opfern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder machte deutlich, dass es vor einer möglichen Gebührenerhöhung erst tiefgehende Strukturveränderungen geben müsse. „Erst kommen die Reformen, dann kommt das Thema Gebühr“, betonte er.
Die Kürzungen betreffen vor allem Programme, die in der Vergangenheit weniger Zuschauer und Hörer erreicht haben. Welche Sender konkret auf der Streichliste stehen, ist bisher nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass die Maßnahmen auch das Programmangebot in der Fläche beeinflussen werden – eine Tatsache, die gerade in ländlichen Regionen auf Kritik stößt.
Unklarheit beim Rundfunkbeitrag: Erhöhung bleibt auf Eis
Die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent auf 18,94 Euro pro Monat ab 2025 wurde vorerst vertagt. Künftig soll eine unabhängige Kommission über etwaige Anpassungen entscheiden, um politische Streitereien zu vermeiden. Staatssekretärin Heike Raab, die für die Medienpolitik der Länder zuständig ist, lobte diesen Schritt als wegweisend: „Damit beenden wir das politische Gezerre um die Finanzierung des Rundfunks.“
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Roger de Weck, Mitglied des Zukunftsrats, der die Reformpläne begleitet hat, äußerte Bedenken: „Einige Schritte gehen in die richtige Richtung, aber wir hätten uns mehr Strukturveränderungen gewünscht. Weniger Sender und weniger Sendungen sind nicht unbedingt der richtige Weg.“
Kulturprogramme im Visier: ARTE und 3sat sollen fusionieren
Eine der weitreichendsten Entscheidungen betrifft die Kultursender ARTE und 3sat. Die Länderchefs planen, beide Sender zu einer gemeinsamen Plattform zu verschmelzen, um Synergien zu nutzen und Kosten zu sparen. Auf den ersten Blick mag dies sinnvoll erscheinen, doch Medienexperten warnen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. „Das ist kein Sparprogramm, sondern kostet Millionen, wenn die neue Plattform Erfolg haben soll“, so Roger de Weck. Die Verschmelzung könnte also mehr kosten, als sie einspart, was die Frage nach der tatsächlichen Effektivität der Reformen aufwirft.
Digitalisierung bleibt im Fokus – Webangebote und Social Media unangetastet
Trotz der Einschnitte sollen die digitalen Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender erhalten bleiben. Weder die Webangebote noch die Social-Media-Kanäle sind von den Kürzungen betroffen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die die Reformkommission leitet, betonte die Bedeutung einer stärkeren digitalen Ausrichtung: „Wir setzen auf mehr Effizienz durch Digitalisierung und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Sendern.“
Die Sorge, dass durch die Reform die digitalen Ausspielwege wie Streaming und On-Demand-Angebote beschnitten werden könnten, hat sich damit nicht bestätigt. Auch Plattformen wie Instagram und YouTube sollen weiter genutzt werden, um jüngere Zielgruppen zu erreichen.
Reaktionen aus der Branche: Viel Lob, aber auch Skepsis
Die Entscheidungen der Länderchefs stoßen auf gemischte Reaktionen. Während einige die Maßnahmen als notwendigen Schritt zur Modernisierung begrüßen, sehen andere darin eine Gefahr für die Programmvielfalt. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke kommentierte die Reformpläne wie folgt: „Wir begrüßen die Absicht der Länder, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zukunftsfest zu machen. Einige Regelungen stellen uns vor Herausforderungen, aber wir sind bereit, diese anzunehmen.“
In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die angekündigten Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen oder ob die Einschnitte doch zu Lasten der Programminhalte gehen. Klar ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk vor einem großen Umbruch steht – und dieser wird sowohl für die Sender selbst als auch für die Zuschauer spürbare Veränderungen mit sich bringen.


