Das Land Baden-Württemberg hat kräftig in den ÖPNV investiert. Wie aus dem aktuellen ÖPNV-Report hervorgeht, den Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Dienstag (06.05.2025) vor rund 700 Fachleuten beim zweiten ÖPNV-Zukunftskongress in Freiburg präsentierte, ist das Angebot von 2020 bis 2024 landesweit um beachtliche 15 Prozent gestiegen. Im Busverkehr beträgt der Zuwachs im selben Zeitraum sogar 16 Prozent, während die Zugkilometer im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zwischen 2019 und 2023 um 19 Prozent zulegten. Dies führt zu dichteren Takten und längeren Betriebszeiten für die Fahrgäste.
Verkehrsminister Hermann betonte die landesweiten Fortschritte: „Es geht überall voran bei Bus und Bahn. Die neuen Analysen des IN 2 zeigen zahlreiche Verbesserungen beim Angebot. Und die Menschen im Land haben darauf offenkundig gewartet: Die Fahrgastnachfrage ist auf der Schiene und besonders auch bei den Regiobussen gestiegen. Wir können also noch mehr Fahrgäste gewinnen. Ein gutes Angebot motiviert zum Umstieg.“ Allerdings sei der landesweite Anteil des ÖPNV an den zurückgelegten Wegen nach der Corona-Delle noch nicht vollständig erholt. „Gemeinsam mit den kommunalen Aufgabenträgern müssen wir weiter Anstrengungen unternehmen, damit Bus und Bahn zuverlässiger und damit noch attraktiver werden“, so Hermann.
Finanzierung bleibt Knackpunkt
Trotz der positiven Entwicklung bei den Angebotszahlen bleibt die Frage der nachhaltigen Finanzierung eine zentrale Herausforderung. Dr. Christoph Schnaudigel, Landrat im Landkreis Karlsruhe, machte deutlich: „Die Landkreise in Baden-Württemberg unterstützen die ÖPNV-Ausbauziele des Landes und sind bereit, ihren Beitrag zu leisten. Für die kommunale Seite steht dabei allerdings fest, dass die Finanzierungsverantwortung für die Sicherstellung der Mindeststandards einer möglichen künftigen Mobilitätsgarantie beim Land liegt.“ Ohne eine dauerhafte Finanzierung durch Bund und Land sei es nicht möglich, die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen.
Auch der Heidelberger Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sieht die Notwendigkeit gesicherter Finanzen: „Der landesweite Angebotsausbau im öffentlichen Nahverkehr ist ein wichtiges Signal – auch für Städte wie Heidelberg. Ein attraktiver, verlässlicher und gut finanzierter ÖPNV ist zentral für eine sozial gerechte und klimagerechte Mobilität der Zukunft.“ Er fügte hinzu: „Gerade jetzt, in Zeiten angespannter kommunaler Haushalte, brauchen wir stabile Rahmenbedingungen und eine gesicherte finanzielle Ausstattung, um den Ausbau auch vor Ort nachhaltig weiter voranzutreiben.“
Franz Schweizer, Präsident des Verbandes Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO), hob die Rolle der privaten Busunternehmen hervor: „Als wichtige Säule des ÖPNV im Land sorgen die privaten Busunternehmen insbesondere in der Fläche für die Mobilität der Menschen. Oberste Priorität haben dabei Zuverlässigkeit, Qualität und Sicherheit.“ Angesichts steigender Kosten und Investitionen bedürfe es einer ausgewogenen Finanzierung. „Wir sehen hier neben dem Land auch den Bund in der Verantwortung und zunehmend die Notwendigkeit einer stärkeren Nutzerfinanzierung“, so Schweizer.
Positive Signale trotz Herausforderungen
Der ÖPNV-Report zeigt auch, dass landesweit über 90 Prozent der Bevölkerung durch ein solides Mindest-ÖPNV-Angebot erreicht werden. Einen starken Zuwachs verzeichnen die vom Land bestellten Nahverkehrszüge und die geförderten Regiobusse. Das Deutschlandticket hat ebenfalls zur positiven Entwicklung der Fahrgastzahlen beigetragen. Der sogenannte Modal-Split-Anteil der Verkehrsträger des Umweltverbunds stieg von 42 Prozent im Jahr 2008 auf 46 Prozent im Jahr 2023.
Die öffentliche Finanzierung des ÖPNV in Baden-Württemberg ist von 2018 bis 2024 um 70 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro gestiegen, was rund 300 Euro pro Kopf und Jahr entspricht. Kritisch merkt der Bericht an, dass die Mittel des Bundes preisbereinigt sogar gesunken seien. Minister Hermann forderte: „Um den Verkehr weiter auszubauen oder wenigstens zu halten, muss der Bund seiner Pflichtaufgabe besser nachkommen und den ÖPNV insbesondere auf der Schiene auskömmlich finanzieren. Der Bund muss mehr Regionalisierungsmittel zur Verfügung stellen.“
Als neues Finanzierungsinstrument für Kommunen könnte der im Landesmobilitätsgesetz verankerte Mobilitätspass dienen. Dieser soll es Städten und Gemeinden ermöglichen, zusätzliche Mittel für den ÖPNV-Ausbau zu generieren.

