Sommerliebe statt Maiglöckchen
Der Juni behauptete sich mit 6.260 Eheschließungen als beliebtester Hochzeitsmonat, dicht gefolgt von September mit 6.185 und Juli mit 5.638 Trauungen. Der traditionelle „Wonnemonat“ Mai, der noch in den 1990er-Jahren und zu Beginn dieses Jahrhunderts die Spitzenposition innehatte, hat weiter an Bedeutung verloren. Seit 2006 war der Mai nur noch einmal – im Jahr 2015 – der Monat mit den meisten Hochzeiten.
Fehlende „Schnapszahl-Tage“ dämpfen Heiratsfreude
Ein möglicher Grund für den allgemeinen Rückgang könnte das Fehlen sogenannter „Schnapszahl-Tage“ im Jahr 2023 sein. In früheren Jahren hatten solche besonderen Daten oft zu regelrechten Hochzeitsbooms geführt. Beispielsweise gaben sich am 15.5.15 immerhin 1.896 Paare das Ja-Wort, am 12.12.12 waren es sogar 2.069 Trauungen.
Die beiden einzigen „Schnapszahl-Tage“ dieses Jahrzehnts gab es im Jahr 2022, was zu einer ungewöhnlich hohen Zahl von Eheschließungen im sonst eher unbeliebten Februar führte: Am 2.2.22 heirateten 450 Paare, am 22.2.22 sogar 1.308.
Eheschließungen in Baden-Württemberg 2010 bis 2023
| Jahr | Eheschließungen |
|---|---|
| 2010 | 48.927 |
| 2011 | 48.991 |
| 2012 | 50.555 |
| 2013 | 48.426 |
| 2014 | 50.751 |
| 2015 | 52.627 |
| 2016 | 54.553 |
| 2017 | 54.591 |
| 2018 | 58.417 |
| 2019 | 54.613 |
| 2020 | 50.533 |
| 2021 | 48.883 |
| 2022 | 52.375 |
| 2023 | 47.849 |
© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2024
Kreative Datumsauswahl trotz Flaute
Trotz der allgemeinen Zurückhaltung zeigten sich einige Termine als besonders beliebt: Am 23.6.23 gaben sich 778 Paare das Ja-Wort, am 5.5.23 waren es 743 und am 6.6.23 immerhin 733 Trauungen. Diese Daten waren vermutlich aufgrund ihrer guten Merkbarkeit attraktiv für Heiratswillige.
Trend oder Zeitenwende?
Die aktuellen Zahlen werfen Fragen auf: Handelt es sich um einen vorübergehenden Trend, möglicherweise beeinflusst durch wirtschaftliche Unsicherheiten oder gesellschaftlichen Wandel? Oder deutet sich hier eine grundlegende Veränderung in der Einstellung zur Ehe in Baden-Württemberg an? Experten werden die Entwicklung in den kommenden Jahren genau beobachten, um langfristige Trends zu identifizieren und mögliche soziale und demografische Auswirkungen abzuschätzen.

