Die ARD zeigt den Film am Sonntag, dem 16. November 2025, um 20.15 Uhr – zeitgleich auch im Livestream der ARD und anschließend in der Mediathek. Wiederholt wird die Folge noch am selben Abend auf One und am 18. November in der Nacht im Ersten.

© SWR/Benoît Linder
Eine Flucht, ein Mord – und ein Bruder, der mit mehr zurückkehrt als Erinnerungen
Der Fall, den Berg eigentlich lösen soll, klingt zu Beginn nach klassischer Ermittlungsarbeit: Ein Apotheker liegt erschossen im eigenen Bett, seine Frau bleibt unauffindbar. Während Franziska Tobler außer Haus ist und die junge Kollegin Ella Pauls unsicher die ersten Schritte übernimmt, trifft Berg eine Nachricht, die ihn aus der Bahn wirft. Sein Bruder Reinhard ist aus der Psychiatrie verschwunden. Die Ahnung, wohin er flüchten könnte, ist so schmerzhaft wie logisch: auf den einsam gelegenen Hof ihrer Kindheit.

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Als Berg dort ankommt, findet er nicht nur Reinhard, sondern eine bedrückende Konstellation vor. An seiner Seite stehen Mika Novak, eine junge Frau, die von inneren Brüchen gezeichnet scheint, und Luke Badrow, ein Mann, dessen Präsenz allein den Raum verengt. Dass sie das Auto und die Waffe des Mordopfers mit sich führen, lässt die ohnehin angespannte Situation in gefährliche Nähe zur Eskalation rücken. Es ist keine Heimkehr, es ist ein Sturm, den Berg nicht kommen sah.
Der Hof als Brennglas: Wo Nähe, Vergangenheit und Gefahr ineinanderfallen
Der Hof, ruhig und abgeschieden, wird zum Schauplatz eines stillen Ausnahmezustands. Reinhard wirkt, als wolle er einfach nur ankommen, als sehnte er sich nach einem Wort, einer Geste, die früher nie kam. Doch Luke, der das Tempo bestimmt, macht aus jedem Zimmer einen potenziellen Schauplatz von Gewalt. Berg darf weder handeln noch kommunizieren. Er ist gefangen auf seinem eigenen Grundstück, zerrissen zwischen seiner Verantwortung als Bruder und seiner Pflicht als Kommissar.

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In dieser toxischen Enge entfaltet sich das Drama. Die Nähe zwischen Berg und Reini, gespielt von Hans-Jochen Wagner und Felician Hohnloser, entwickelt eine Intensität, die selten in der Tatort-Reihe zu sehen ist. Währenddessen bleibt Mika von Mareike Beykirch eine fragile Unbekannte, und Karsten Antonio Mielke gibt den Badrow mit einer Brutalität, die leise beginnt und stetig anschwillt.
Der Moment, in dem Tobler eintrifft – und alles auf Messers Schneide steht
Als Franziska Tobler schließlich auf den Hof fährt, um ihren verschwundenen Kollegen zur Rede zu stellen, ist der kritische Punkt längst erreicht. Eva Löbau bringt in diesen Szenen eine Entschlossenheit ein, die fast körperlich spürbar ist. Und doch trifft sie im entscheidenden Moment auf die Mündung von Badrows Pistole. Dieser Augenblick trägt den gesamten Film wie ein Sehnenstrang: gleich reißt er, gleich entschließt sich jemand zu viel – oder zu wenig.
Atmosphäre, Kamera, Musik: ein Krimi, der atmet wie ein beklemmendes Theaterstück
Regisseur Robert Thalheim verzichtet auf überflüssige Bewegungen. Die Kamera von Andreas Schäfauer bleibt dicht an den Gesichtern, als wolle sie die Gedanken der Figuren ertasten. Die Musik von Uwe Bossenz und Anton Feist legt sich wie ein unterschwelliger Druckteppich unter die Szenen. Die Enge, die Stille, das verschluckte Licht – all das macht „Der Reini“ weniger zu einem Krimi und mehr zu einem psychologischen Drama, das sich konsequent auf die inneren Verwerfungen der Figuren stützt.

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Kritik: Ein mutiger, intensiver Schwarzwald-Tatort – aber nicht ohne Schwächen
Dramaturgisch wagt der Film viel. Vielleicht mehr, als ein Sonntagabendkrimi tragen muss. Die Konzentration auf einen einzigen Schauplatz, auf die emotionale Schwere und die stetige Nähe zur Explosion erzeugt eine starke Sogwirkung. Zugleich bringt sie Längen mit sich, die den Film streckenweise ausbremsen. Die schauspielerischen Leistungen sind jedoch durchgehend bemerkenswert: Hans-Jochen Wagner navigiert zwischen Verantwortung und Verzweiflung, Felician Hohnloser verleiht Reini eine tragische Offenheit, Eva Löbau hält das moralische Geschehen zusammen wie ein fester Rahmen.
Die Nebenfiguren, von Michael Hanemann als Bruno Tobler bis hin zu Hede Beck, Esrah Ugurlu, Oliver Jacobs und Saman Giraud, fügen sich harmonisch in dieses düstere Kammerspiel ein. Über allem steht ein Film, der sich traut, nicht gefällig zu sein.
Ein intensiver, stark gespielter Schwarzwald-Tatort, der mit Mut zur psychologischen Enge überzeugt, aber erzählerisch nicht immer die nötige Strenge hält. Atmosphärisch beeindruckend – und gleichzeitig fordernd.
Bewertung: ★★★☆☆ – intensiv, düster, aber nicht durchgehend stimmig
Besetzung beim Tatort am Sonntag: Schauspieler in „Der Reini“
Im neuen Schwarzwald-„Tatort“ rückt vor allem Hans-Jochen Wagner als Kommissar Friedemann Berg ins Zentrum. In „Der Reini“ wirken außerdem diese Schauspielerinnen und Schauspieler mit:
- Eva Löbau als Franziska Tobler
- Hans-Jochen Wagner als Friedemann Berg
- Felician Hohnloser als Reinhard Berg
- Karsten Antonio Mielke als Luke Badrow
- Mareike Beykirch als Mika Novak
- Luise Aschenbrenner als Ella Pauls
- Michael Hanemann als Bruno Tobler
- Hede Beck als Gudrun Stern
- Esrah Ugurlu als Tanja Durm
- Oliver Jacobs als Eckehard Wolf
- Saman Giraud als Becky Cizmesija
Tatort: Vorschau, Stream und Wiederholungen
Die ARD zeigt am Sonntag, 16. November 2025, um 20.15 Uhr den neuen Schwarzwald-Fall „Der Reini“. Parallel zur TV-Ausstrahlung läuft die Episode auch im ARD-Livestream. Danach steht der Krimi wie gewohnt in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit – gemeinsam mit zahlreichen weiteren Folgen der Reihe.
Wiederholt wird „Der Reini“ am selben Abend um 21.45 Uhr auf One sowie am Dienstag, 18. November, um 0.45 Uhr im Ersten.
Sendetermine: Die nächsten Tatort-Folgen im Überblick
Auch in den kommenden Wochen bleibt der Sonntagabend tatortstark. Diese Episoden stehen als Nächstes an:
- 23.11.2025, 20.15 Uhr: „Überlebe wenigstens bis morgen“
- 30.11.2025, 20.15 Uhr: „Licht“
- 07.12.2025, 20.15 Uhr: „Die Erfindung des Rades“
- 14.12.2025, 20.15 Uhr: „Der Elektriker“
- 21.12.2025, 20.15 Uhr: „Ein guter Tag“

