Bundeswehr reagiert auf Missstände in Zweibrücken
Nach Berichten über gravierende Vorfälle von Rechtsextremismus und sexualisiertem Fehlverhalten in einem Fallschirmjägerregiment hat die Bundeswehr entschieden, die Luftlandetruppen insgesamt neu auszurichten. Dies berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Konkret ermitteln die Staatsanwaltschaft, Wehrdisziplinaranwälte und der Militärische Abschirmdienst seit Monaten gegen Dutzende Beschuldigte im Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken. Die Führung des Heeres und Generalinspekteur Carsten Breuer sind involviert.
Ein Bericht des Kommandeurs Feldheer wird in den kommenden Tagen erwartet. Ein „Aktionsplan Luftlandetruppe“ befindet sich nach Informationen der Zeitung in Vorbereitung. Die Ermittlungen umfassen über 200 Einzeldelikte. Diese erinnern stark an die Skandale um das Kommando Spezialkräfte (KSK), das vor vier Jahren grundlegenden Umstrukturierungen unterzogen wurde.
Schlechte Führung und Werteverständnis im Fokus
Die Bundeswehr sieht die Ursachen für die Zustände in einer Kombination aus schlechter Führung, einem mangelhaften Werteverständnis und einer frauenfeindlichen Verbandskultur. Kommandeur Feldheer, Generalleutnant Harald Gante, bezeichnete die Vorkommnisse in der FAZ als „nicht hinnehmbar“. Er betonte gegenüber der Zeitung: „Als wir dahintergekommen sind, was in Zweibrücken vorgeht, waren wir schier sprachlos.“ Er fügte hinzu, dass schlechte Führung im Heer zwar nicht als Dienstvergehen gelte, aber keinesfalls geduldet werde.
Die Wertebindung müsse die entscheidende Rolle spielen, so Gante. „Es reicht nicht aus, nur ein professioneller Kämpfer zu sein.“ Militärische Vorgesetzte müssten erzieherisch auf ihre Soldaten einwirken. Wenn dies nicht mehr funktioniere, müssten Konsequenzen gezogen und sich getrennt werden.
Regionale Medien brachten Vorfälle ans Licht
Regionale Medien hatten die Vorfälle in Zweibrücken zuerst gemeldet, nachdem Meldungen an die Wehrbeauftragten des Bundestags gelangten. Anfang Oktober wurde der damalige Kommandeur des Regiments ohne Vorwarnung ersetzt. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Henning Otte, äußerte gegenüber der Zeitung, dass solche Vorfälle das Vertrauen der Gesellschaft in die Streitkräfte erschüttern und sich gegen die freiheitlich-demokratischen Grundwerte des Landes richteten. Dennoch dürften sie nicht zu Vorverurteilungen oder pauschalen Schuldzuweisungen führen.
Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt