Rund 20.000 Menschen erwiesen Franziskus allein am ersten Tag die letzte Ehre, die Basilika blieb bis in die Morgenstunden geöffnet, es bildeten sich kilometerlange Schlangen. Doch die Würde des Ortes und der Anlass wurden offenbar nicht von allen respektiert.
Zeugen berichten von “geschmacklosem” Verhalten
Eigentlich gelten im Petersdom während einer solchen Aufbahrung klare Regeln: Fotografieren, insbesondere Selfies, ist verboten, lautes Sprechen unangebracht. Dennoch hielten sich laut Augenzeugenberichten zahlreiche Besucher nicht daran.
Ein katholisches Ehepaar aus London äußerte sich gegenüber der britischen Zeitung “The Mirror” schockiert: “Wir fanden die Handys sehr geschmacklos”, sagten sie. Die Hälfte der Leute um sie herum habe Fotos gemacht, “teils sogar Selfies. Wir wären nie auf die Idee gekommen, so etwas Unanständiges zu tun.”
Auch eine Schweizer Redakteurin beschrieb ihre Eindrücke auf Social Media: “Statt gesenkte Köpfe und betende Menschen waren es Handys, die man gesehen hat. Wie bei einem Konzert”. Ein anderer Wartender bestätigte gegenüber der “Sun”: “Es war traurig, so ein respektloses Verhalten zu sehen.” Kirchenwächter versuchten zwar einzugreifen, konnten aber nicht jeden Schnappschuss verhindern.
Junger Mann verteidigt sein Foto Nicht alle sehen ihr Verhalten jedoch kritisch. Ein 27-jähriger Argentinier verteidigte sein Foto gegenüber der BBC. Auf die Frage, ob er es nicht pietätlos finde, antwortete er: “Er war der erste Papst, der sich für Homosexuelle wie mich eingesetzt hat (…) andere haben das Gleiche getan, und ich bin froh, die Fotos später teilen zu können.”
Nicht strafbar, aber umstritten Ein Gesetz, das Selfies neben dem aufgebahrten Papst explizit verbietet, gibt es nicht. Strafbar ist das Verhalten also nicht, es löst aber öffentliche Empörung aus und wirft Fragen zum Umgang mit Trauer, persönlicher Erinnerung und öffentlichem Anstand im digitalen Zeitalter auf.