Nun, fast drei Jahre später, kehrt die Addams-Tochter an die Nevermore Academy zurück – doch die Erwartungen sind so hoch wie die Türme des Gothic-Internats. Die ersten Kritiken zur zweiten Staffel, die am 6. August startet, zeichnen ein gespaltenes Bild: Während einige Elemente weiterhin begeistern, scheint die ursprüngliche Magie verflogen zu sein.
Foto: Netflix © 2025
Die Familie rückt in den Mittelpunkt
Die neue Staffel, die in zwei Teilen veröffentlicht wird, setzt auf eine veränderte Dynamik. Wednesday muss sich nicht nur mit einem neuen, makabren Mordrätsel und einem mysteriösen Stalker auseinandersetzen, sondern auch mit der permanenten Anwesenheit ihrer Familie. Bruder Pugsley (Isaac Ordonez) ist nun ebenfalls Schüler in Nevermore, während ihre Eltern Morticia (Catherine Zeta-Jones) und Gomez (Luis Guzmán) sich auf dem Campus für Spendenaktionen engagieren. Der Albtraum eines jeden Teenagers, selbst für eine, die Nachtschrecken genießt.
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Kritik am verlorenen Fokus
Genau hier liegt einer der Hauptkritikpunkte: Die Serie wandelt sich von „Wednesday“ zu „The Addams Family“. Während die erste Staffel ihren Fokus klar auf die Protagonistin legte, wird ihre Figur nun Teil eines überfüllten Ensembles. Kritiker bemängeln, dass Ortegas brillante, todernste Darbietung in dem Chaos untergeht und Wednesday zu einer reinen „psychischen Detektivin“ degradiert wird, die unter dem übermäßigen Einsatz ihrer Kräfte leidet – was sich in schwarzen Tränen nach jeder Vision äußert. Der Kontrast der sonderbaren Addams in einer gewöhnlichen Welt, der den Humor ausmachte, geht verloren, da Nevermore selbst ein Ort der Außenseiter ist.
Auch die einst messerscharfen Dialoge wirken nicht mehr ganz so bissig. Auf die Frage des neuen Schulleiters Barry Dort (Steve Buscemi), ob sie einen Nevermore-Sticker möchte, antwortet sie zwar gewohnt trocken: „Nur, wenn Sie einen haben, auf dem ‚Nicht wiederbeleben‘ steht.“ Doch solche Momente seien seltener geworden.
Lichtblicke in der Düsternis
Trotzdem gibt es auch Lichtblicke. Die Beziehung zwischen Wednesday und ihrer Mutter Morticia wird tiefgehender erforscht und sorgt für neue, verächtliche Humorebenen. Als Morticia nach dem Fortschritt von Wednesdays Roman fragt, lautet ihr innerer Monolog: „Wenn die Sonne explodiert und die Erde in einer geschmolzenen Apokalypse untergeht.“ Ihre tatsächliche Antwort: „Bald, Mutter. Bald.“
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Die Besetzung wird zudem durch spannende Neuzugänge wie Joanna Lumley als Grandmama Hester Frump und Christopher Lloyd als kopfloser Lehrer bereichert. Auch Fred Armisen als exzentrischer Onkel Fester erhält mehr verdiente Bildschirmzeit. Die visuellen Stärken der Serie bleiben unbestritten: Die Kostüme, das Produktionsdesign und eine wunderschöne Claymation-Sequenz im Stile von Tim Burtons früheren Werken werden als herausragend gelobt.
Das Fazit fällt somit durchwachsen aus. Die zweite Staffel von „Wednesday“ kann den Überraschungseffekt und die frische Schärfe des Vorgängers nicht wiederholen. Die Handlung ist komplizierter, der Fokus verwaschener. Für Fans der Charaktere und der morbiden Ästhetik bleibt die Serie jedoch dank starker Darsteller und kunstvoller Inszenierung ein schaurig-schönes Vergnügen – wenn auch eines, das weniger kooky und oooky ist als erhofft.