Die überwiegende Mehrheit der Deutschen spricht sich dafür aus, dass das Gymnasium als höchste Schulform weiterhin leistungsorientiert bleibt. Das geht aus einer Forsa-Umfrage vom Oktober 2025 hervor, die im Auftrag des Deutschen Philologenverbands (DPhV) durchgeführt wurde und über die die „Welt“ berichtet.
Übergang von Grundschule zu weiterführenden Schulen leistungsorientiert gestalten
In der Erhebung „Meinungen zum Gymnasium“ befürwortet eine deutliche Mehrheit der Befragten, dass die Entscheidungen für den Übergang von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen klar auf Leistung basieren sollten. Lediglich 8 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Wahl der weiterführenden Schule ausschließlich dem Elternwillen überlassen bleiben sollte. Stattdessen sollten neben den Wünschen der Eltern insbesondere die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sowie die fachliche Einschätzung der Lehrkräfte berücksichtigt werden.
Der Philologenverband, der die Interessen der Gymnasiallehrer vertritt, sieht darin eine Bestätigung, dass der Leistungsgedanke in der Bevölkerung nicht hinter dem Elternwillen zurücksteht. Die DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing betonte, dass, obwohl die Bildungspolitik in den meisten Bundesländern eine verbindliche, leistungsorientierte Schulartempfehlung ablehne, die Bevölkerung „mit überwältigender Mehrheit eine Orientierung an der Leistung der Kinder bei der Übergangsentscheidung von der Grundschule an das Gymnasium oder andere weiterführende Schulen“ wünsche.
Expertise der Lehrkräfte und Studienvorbereitung im Fokus
Lin-Klitzing hob zudem hervor, dass die Expertise der Lehrkräfte bei diesen Entscheidungen wieder eine wesentliche Rolle spielen sollte, da eine „reine Elternwahl gerechte Lernbedingungen für alle gefährdet“. Der Deutsche Philologenverband spricht sich daher erneut für eine verbindliche, leistungsorientierte Übergangsempfehlung aus und fordert die Bildungspolitiker zu einem Umdenken auf.
Der hohe Stellenwert des Leistungsgedankens in der Bevölkerung wird auch durch die Antworten zur Frage der Hochschulvorbereitung untermauert: 85 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Leistungsanforderungen am Gymnasium so hoch sein sollten, dass sie auf ein Hochschulstudium vorbereiten. Lin-Klitzing bekräftigte: „Das Gymnasium gilt nach wie vor als die vorbereitende Schulart für das Studium. Es wird in der Bevölkerung als Vermittler allgemeiner Bildung und als Sprungbrett für akademische Leistung angesehen.“ Sie forderte, dass das Abitur „wieder echte Studierfähigkeit garantieren“ müsse und nicht nur eine rechnerisch erworbene Abschlussnote darstelle. Daher plädiere ihr Verband für eine Rückkehr zu einem „angemesseneren Verhältnis von Leistung und Bewertung“ und warnt vor „leistungsfeindlichen Entscheidungen“, wie etwa zu geringen Anforderungen zum Bestehen einer Abiturklausur.
Differenzierte Meinungen zum Abitur als Zugangsvoraussetzung
Die Umfrage zeigt außerdem, dass etwa zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) die bestandene Abiturprüfung weiterhin als entscheidende Voraussetzung für die Aufnahme eines Hochschulstudiums befürworten. Hierbei zeigen sich jedoch regionale und altersmäßige Unterschiede: Während im Osten 80 Prozent das Abitur als notwendig erachten, sind es im Westen nur 66 Prozent. Jüngere Befragte neigen zudem eher zu der Ansicht, dass es auch andere Zugangsvoraussetzungen für ein Studium geben sollte als ausschließlich das Abitur.
Der Philologenverband zieht Parallelen zu den „besorgniserregenden Leistungseinbrüchen“ laut dem IQB-Bildungstrend 2024, die auch das Gymnasium betreffen. Eine stärkere schulische Leistungsorientierung, sowohl beim Übergang als auch beim Abitur, wird von der Mehrheit der Bevölkerung gewünscht, so Lin-Klitzing. Die Verbandschefin kritisiert, dass „inhaltlich im Anspruch verflachte bildungspolitische Entscheidungen der letzten 25 Jahre“ hinterfragt werden müssen, da dies „so nicht weitergehen darf“.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)
