Dienstleistungssektor als einziger Lichtblick
Die positiven Zahlen kommen fast ausschließlich aus dem Dienstleistungsbereich. Hier stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 153.000 Personen (+0,4 %) auf insgesamt 34,8 Millionen. Besonders boomte der Bereich öffentliche Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit, wo 184.000 zusätzliche Stellen geschaffen wurden (+1,5 %).
Doch nicht alle Dienstleistungsbranchen konnten profitieren. Unternehmensdienstleister, wie Zeitarbeitsfirmen, verzeichneten ein Minus von 55.000 Arbeitsplätzen (-0,9 %). Auch der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe stagnierte mit einem Rückgang um 1.000 Jobs nahezu vollständig.
Industrie und Baugewerbe auf Talfahrt
Abseits der Dienstleistungen gibt es wenig Grund zur Freude. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sank die Zahl der Erwerbstätigen um 50.000 Personen (-0,6 %). Noch härter traf es das Baugewerbe, das mit einem Minus von 28.000 Beschäftigten (-1,1 %) den seit 2009 anhaltenden Wachstumstrend beendete. Gründe dafür sind steigende Materialkosten, sinkende Bauaufträge und die gedämpfte Nachfrage in der Immobilienbranche.
Selbstständigkeit auf Rekordtief
Besonders alarmierend ist der Rückgang bei den Selbstständigen. Mit 3,8 Millionen Personen sank ihre Zahl um 74.000 (-1,9 %) – der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: strenge Regulierungen, steigende Kosten und eine zunehmende Attraktivität sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze. Währenddessen stieg die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um 146.000 auf 42,3 Millionen, getragen vor allem durch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Erwerbslosigkeit steigt dramatisch
Mit einem Anstieg um 179.000 Personen (+13,4 %) kletterte die Zahl der Erwerbslosen auf 1,5 Millionen. Die Erwerbslosenquote stieg von 2,8 % auf 3,2 %. Besonders betroffen sind niedrig qualifizierte Arbeitskräfte und Branchen, die bereits vor der Corona-Krise strukturelle Probleme hatten.
Wachstum ohne Dynamik – Was kommt als Nächstes?
Die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Der Arbeitsmarkt in Deutschland steht vor einer Zäsur. Während Zuwanderung und eine gestiegene Erwerbsbeteiligung das Jobwachstum stützen, wirken sich der demografische Wandel und der Fachkräftemangel immer stärker aus. Zudem verlieren tragende Wirtschaftsbereiche wie Industrie und Bau an Bedeutung.
Ein genauer Blick auf die Zahlen und Analysen des Statistischen Bundesamts bietet weitere Einblicke. Klar ist: Der Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen, und die Rekorde von heute könnten die Krisen von morgen ankündigen.