Ein bühnenreifer Abgang mit Nowischok
Steinbrechers Tod in dem actionreichen Krimi um ein internationales Schachturnier wird als „bühnenreifer Heldentod“ beschrieben. Um einem amerikanischen Schach-Ass das Leben zu retten, griff Steinbrecher beherzt ein: Er entriss dem Spieler im letzten Moment eine Pipette, die mit dem tödlichen Nervengift Nowischok kontaminiert war. Die Rettungsaktion endete jedoch tragisch, als die Pipette in Steinbrechers Hand zerbrach und er selbst mit dem Gift in Kontakt kam.
Als erfahrener Gerichtsmediziner erkannte Steinbrecher sofort die Hoffnungslosigkeit seiner Lage. Die ihm verbleibenden Minuten nutzte sein Darsteller Robert Joseph Bartl für die Darstellung eines eindrucksvollen und verzweifelten Todeskampfes vor einem Badezimmerspiegel. Dabei zog er, so die Beobachter, alle Register seiner Schauspielkunst, bevor die Figur leblos auf den Fliesen zusammenbrach. Herbeigerufene Sanitäter konnten nichts mehr für ihn tun.
Renommierter Theaterschauspieler prägte die Rolle
Dass dieser dramatische Abgang so überzeugend gelang, wird auch Bartls starker Verankerung in der Theaterwelt zugeschrieben. Der 1973 in Garmisch-Partenkirchen geborene Schauspieler, ausgebildet am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien (unter anderem bei Klaus Maria Brandauer), zählt zu den profiliertesten Akteuren auf deutschsprachigen Bühnen. Engagements führten ihn vom Wiener Burgtheater über das Schauspiel Frankfurt und das Bayerische Staatsschauspiel bis zum Theater in der Josefstadt in Wien, wo er seit 2019 festes Ensemblemitglied ist.
Obwohl hauptsächlich im Theater zu Hause, übernahm Bartl seit der Jahrtausendwende immer wieder Fernsehrollen. Seit 2014 war er als Dr. Matthias Steinbrecher, der oft etwas kauzige, aber stets scharfsinnige Pathologe und Opernliebhaber, ein fester Bestandteil des Münchner „Tatort„-Teams.
Ausstieg im Kontext des nahenden Endes der Ära Batic/Leitmayr
Der Tod von Dr. Steinbrecher steht offensichtlich im Zusammenhang mit dem bereits angekündigten Abschied der dienstältesten Tatort-Ermittler. Ivo Batic und Franz Leitmayr werden nach dann 35 Jahren und 100 gelösten Fällen im Jahr 2026 ihren Dienst quittieren. Ihre Nachfolge ist bereits geregelt: Der langjährige Kollege Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, 31) wird gemeinsam mit dem Schauspieler Carlo Ljubek (48) das neue Münchner Team bilden.
Mit Dr. Steinbrecher verliert der Münchner Tatort nun bereits im Vorfeld dieses großen Wechsels eine prägende Figur. Sein heldenhafter und eindrucksvoll inszenierter Abschied markiert den Beginn des Endes einer langen und erfolgreichen Tatort-Ära.