Ein Abschiedskrimi mit Gänsehaut-Faktor
Mit „Borowski und das Haupt der Medusa“ geht eine Ära zu Ende. Axel Milberg, der als grüblerischer und eigenwilliger Kommissar in Kiel ermittelte, verlässt die ARD-Krimireihe. Doch anstatt eines beschaulichen Abgangs erwartet die Zuschauer ein packender Thriller, der die dunklen Seiten der menschlichen Psyche auslotet.
Foto: © NDR/Thorsten Jander
Der letzte Fall beginnt scheinbar harmlos: Borowski will seinen Reisepass verlängern, denn sein Ruhestand steht unmittelbar bevor. Doch auf dem Bürgeramt stößt er auf eine Spur, die sein Gespür als Ermittler sofort alarmiert. Ein Foto am Arbeitsplatz eines verschwundenen IT-Spezialisten zeigt eine düstere Villa – ein Ort, der Borowski seit seiner Kindheit Angst einjagt. Schnell wird klar: Hinter dieser harmlosen Behördenszene verbirgt sich ein grausames Verbrechen.
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Der Fall: Mord mit verstörender Symbolik
Im Zentrum des Falls steht Robert Frost, ein hochintelligenter, aber psychisch schwer gestörter Computer-Nerd, gespielt von August Diehl. Er lebt mit seiner manipulativen Mutter Eleonore Frost (Corinna Kirchhoff) unter einem Dach – und leidet seit Jahrzehnten unter ihrer Kontrolle. Bis zu dem Moment, in dem er sich befreit: Während eines scheinbar gewöhnlichen Abendessens erwürgt er sie mit seinen bloßen Händen und löst ihre Leiche anschließend in Säure auf. Den Kopf behält er – eine erschreckende Parallele zur Medusa-Mythologie, die dem „Tatort“ seinen Titel gibt.
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Doch damit nicht genug: Frost plant, Kiel ins Chaos zu stürzen. Der hochbegabte Hacker nutzt seine Fähigkeiten, um sich in die Polizeisysteme einzuhacken und Borowskis Ermittlungen zu manipulieren. Während Borowski und seine Partnerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) versuchen, die rätselhaften Verbindungen zwischen dem Bürgeramt, Frost und zwei mysteriösen Todesfällen zu entschlüsseln, läuft ihnen die Zeit davon.
Düstere Inszenierung mit starker Besetzung
Regisseur Lars Kraume setzt den Krimi atmosphärisch dicht in Szene. Dunkle, unheimliche Bilder prägen den Film, der in seinen besten Momenten an skandinavische Thriller erinnert. Der Kieler „Tatort“ hatte schon immer eine gewisse melancholische Grundstimmung – hier wird sie auf die Spitze getrieben.
August Diehl überzeugt in der Rolle des undurchsichtigen, hochgefährlichen Täters. Seine Darstellung des Robert Frost ist eine Mischung aus verletztem Kind und eiskaltem Mörder – eine Performance, die sich in die lange „Tatort“-Historie als eine der verstörendsten einreiht.
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Auch Almila Bagriacik als Borowskis Kollegin Mila Sahin zeigt in ihrem letzten gemeinsamen Einsatz mit Axel Milberg eine starke Performance. Die Dynamik zwischen den beiden Ermittlern sorgt für einige emotionale Momente – insbesondere in einer Szene, in der Sahin Borowski offenbart, dass er ihr fehlen wird.
Ein würdiger Abschied für Borowski?
Axel Milberg liefert noch einmal eine herausragende Leistung ab. Sein Borowski bleibt bis zur letzten Minute der eigenwillige Ermittler, der mit Intuition und Sturheit seine Fälle löst. Der Film spielt mit der Frage, ob er wirklich bereit ist, in den Ruhestand zu gehen – oder ob ihn sein Job doch nicht loslässt.
Das Finale bleibt bis zuletzt geheimnisvoll. Der NDR hatte die letzten Minuten des Films in den Presse-Vorführungen bewusst zurückgehalten. Wie genau sich Borowski verabschiedet, wird erst bei der TV-Ausstrahlung enthüllt – ein cleverer Schachzug, der die Spannung zusätzlich steigert.
Eines ist sicher: Mit „Borowski und das Haupt der Medusa“ endet eine der langlebigsten und beliebtesten „Tatort“-Ären mit einem Knall. Kein gemütlicher Abschied, sondern ein Krimi, der die Zuschauer an den Bildschirm fesselt.
Fazit: Einschalten lohnt sich!
„Borowski und das Haupt der Medusa“ ist nicht nur ein „Tatort“-Finale, sondern ein Highlight des deutschen Krimi-Genres. Spannend, düster und schauspielerisch hervorragend besetzt – ein würdiger Abschluss für Axel Milberg, der 22 Jahre lang als Borowski ermittelte.