Ein Schuster im Strudel der Geschichte
Im Mittelpunkt steht Julius Kraus (brillant gespielt von Josef Hader), ein zurückgezogen lebender Schuster, der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eigentlich nur in Ruhe leben will. Doch im Dorf brodelt es: Die Spannungen zwischen „Roten“, Nationalisten und den einfachen Bauern nehmen zu.

Als der alte Bürgermeister stirbt, gerät Julius – bisher unpolitisch, still, fast unsichtbar – plötzlich ins Zentrum der Ereignisse. Der Dorfpfarrer, der Bauer Heingeiger (gespielt von Sigi Zimmerschied) und dessen Tochter Elies (Verena Altenberger) gehören zu den Menschen, die ihm nahe stehen. Zwischen Kraus und Elies entsteht eine zarte Liebe, doch das gesellschaftliche Klima wird immer rauer.

Ein Streit zwischen Heingeigers Sohn Silvan (Frederic Linkemann) und dem Arbeiter Ludwig Allberger (Sebastian Bezzel) entfacht Feindschaften, die bald das ganze Dorf spalten. Silvan schwört den „Roten“ Rache – und schließt sich den Nationalisten an.
Als Herkunft zur Gefahr wird
Julius Kraus versucht, neutral zu bleiben, doch sein Leben gerät aus den Fugen, als ein Juwelier erkennt, dass seine alte Taschenuhr aus Lemberg stammt – ein Indiz für seine jüdische Herkunft. Gerüchte machen die Runde. Was niemand weiß: Julius ist tatsächlich jüdischer Abstammung und hat längst versucht, durch seinen Glaubensübertritt der Ausgrenzung zu entgehen.

© ZDF/Fabio Eppensteiner
Gleichzeitig wächst im Dorf der Druck. Ein „Roter“ wird erschossen, Ludwig Allberger sucht Schutz bei Kraus. Silvan und seine Kameraden marschieren – der Hass nimmt Gestalt an. Während Julius immer mehr zum Außenseiter wird, gerät auch Elies zwischen alle Fronten.
Teil 2: Wenn Freundschaft zur Lebensgefahr wird
Im zweiten Teil, der direkt im Anschluss ausgestrahlt wird (21:45 Uhr), sind zehn Jahre vergangen. Die Nationalsozialisten haben das Dorf fest im Griff. Silvan Heingeiger ist inzwischen SA-Sturmführer – ein Mann, der Angst sät.

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Kraus‘ Versuch, sich aus allem herauszuhalten, scheitert endgültig, als eine Millionenerbschaft aus Amerika ans Licht bringt, dass er jüdischer Herkunft ist. Das Dorf reagiert mit Misstrauen, Gerüchte werden zu Vorwürfen, und Silvan nutzt die Situation für seinen Aufstieg.

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Als Silvan in einem Streit den Erpresser Bertl tötet und Elies‘ Sohn Peter (Jakob Brendel) Zeuge wird, schweigt der Junge – aus Angst und Verzweiflung. Kraus aber bekennt sich offen zu seiner Herkunft und überschreibt sein Erbe dem verfolgten Arbeiter Allberger. Während die SA das Haus der Heingeigers niederbrennt, steht Silvan schließlich selbst vor dem Abgrund.

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Starbesetzung mit Hader, Altenberger und Bezzel
Für das bewegende Drama konnte das ZDF eine herausragende Besetzung gewinnen:
- Josef Hader als Schuster Julius Kraus
- Verena Altenberger als Elies Heingeiger
- Sigi Zimmerschied als Bauer Heingeiger
- Frederic Linkemann als Silvan Heingeiger (jung)
- Sebastian Bezzel als Ludwig Allberger
- Antonia Bill, Susi Stach, Helmfried von Lüttichau und Matthias Bundschuh in weiteren Rollen
Regie führte Matti Geschonneck, das Drehbuch stammt von Hannah Hollinger, die Vorlage bildet der Roman „Unruhe um einen Friedfertigen“ von Oskar Maria Graf – ein Werk, das schon 1928 erschreckend hellsichtig war.
Drehorte: Bayern und Salzburg als Kulisse
Gedreht wurde der Zweiteiler zwischen August und Oktober 2024 in Deutschland und Österreich. Schauplätze waren unter anderem das Salzburger Freilichtmuseum Großgmain, Grödig, Piding, Ramsau und die Altstadt von Hallein.
Die malerischen Landschaften bilden den scharfen Kontrast zur zunehmenden Dunkelheit der Handlung – ein Zusammenspiel, das dem Film seine besondere Intensität verleiht.
Sendetermine & Streaming
- Teil 1: Montag, 10. November 2025, 20:15 Uhr im ZDF
- Teil 2: Montag, 10. November 2025, 21:45 Uhr im ZDF
Beide Teile sind bereits seit 3. November 2025 in der ZDF-Mediathek verfügbar – kostenlos und für ein ganzes Jahr abrufbar.
Fazit: Geschichte, die unter die Haut geht
„Sturm kommt auf“ ist kein typisches Historiendrama, sondern ein intensiver Blick auf das, was in den 1920er-Jahren Deutschlands Seele zerriss: Angst, Machtgier, Verrat – und die leisen Stimmen, die sich weigerten, mitzumarschieren.
Ein Film, der nicht nur erinnert, sondern berührt.
Ein Stück Fernsehgeschichte, das zeigt: Das Böse beginnt oft im Kleinen – manchmal beim Nachbarn.
