Von Königen und Kurfürsten: Eine Zeitreise durch die Jahrhunderte
Schon im 13. Jahrhundert residierten hier die mächtigen Kurfürsten von der Pfalz . Doch das Schloss, wie wir es heute kennen, entstand erst durch einen Bauboom über Jahrhunderte. Jeder Fürst wollte seinen eigenen Stempel aufdrücken – und so entstand ein wilder Mix aus Gotik, Renaissance und jeder Menge Prunk .
Ludwig der Baumeister und der tragische Tod seiner Söhne
Kurfürst Ludwig V. (1508-1544) hatte Großes vor! Er ließ die Festung ausbauen und neue Gebäude errichten . Unter seiner Herrschaft entstanden der dicke Turm, der Stückgarten mit dem dicken Turm und dem Nordwall, der Ludwigsbau und der Herrentafelstubenbau. Außerdem überarbeitete er den Frauenzimmerbau und erweiterte den Ruprechtsbau um ein Obergeschoss. Doch der Bau des Ruprechtsbaus, des ältesten erhaltenen Wohnpalastes des Schlosses, endete in einer Tragödie: Ludwigs Söhne verunglückten auf der Baustelle. Zum Gedenken ließ der trauernde Vater zwei Engel mit einem Rosenkranz über dem Eingang anbringen.
Ottheinrich und der Palast der Superlative
Ottheinrich (1556-1559) war ein echter Renaissance-Fürst! Sein prunkvoller Palast mit der reich verzierten Fassade ist bis heute ein Highlight . Im Kaisersaal feierte der Kurfürst rauschende Feste – und protze mit seinem Reichtum und seiner Macht . Der Ottheinrichsbau gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke des deutschen Manierismus. Die Fassade ist ein Meisterwerk der Steinmetzkunst, mit unzähligen Skulpturen, Ornamenten und Reliefs. Im Inneren beeindruckt der Kaisersaal mit seiner prunkvollen Ausstattung.
Bild: Gemeinfrei
Friedrich der Unglückliche und die englische Prinzessin
Friedrich V. (1610-1623) träumte vom Königsthron – und heiratete die englische Königstochter Elisabeth Stuart. Für sie ließ er den Englischen Bau errichten, der sich durch seine klaren Formen im Stil der italienischen Spätrenaissance auszeichnet . Doch das Glück war nur von kurzer Dauer: Der Dreißigjährige Krieg brachte Zerstörung und Leid über das Schloss . Friedrich floh ins Exil – und ging als „Winterkönig“ in die Geschichte ein.
Zerstörung, Verfall und der Zauber der Ruine
Im 17. Jahrhundert tobten die Kriege! Französische Truppen verwüsteten das Schloss im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697). 1693 zerstörten französische Truppen Teile der Anlage, darunter den Pulverturm. Ein verheerender Brand im Jahr 1764, ausgelöst durch einen Blitzeinschlag, besiegelte das Schicksal: Schloss Heidelberg wurde zur Ruine. Doch gerade dieser Verfall machte das Schloss zum Sehnsuchtsort der Romantik. Künstler wie Goethe schwärmten von der Schönheit der Ruine – und machten sie weltberühmt.
Der Dreißigjährige Krieg und die Folgen
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte viel Leid und Zerstörung über die Kurpfalz und auch über Schloss Heidelberg. Die Festung wurde mehrfach belagert und erobert. 1622 eroberte Tilly die Stadt und das Schloss für die Katholische Liga. 1633 fiel Heidelberg an die Schweden. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 versuchten kaiserliche Truppen, das Schloss zu sprengen, indem sie 24 Tonnen Pulver in Stollen unter den Mauern deponierten. Der Plan scheiterte jedoch.
Der Pfälzische Erbfolgekrieg und die endgültige Zerstörung
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) wurde das Schloss endgültig zerstört. Französische Truppen unter Ezéchiel de Mélac plünderten und brandschatzten die Stadt und das Schloss. 1693 sprengten französische Pioniere den Pulverturm und andere Gebäudeteile. Das Schloss war danach nur noch eingeschränkt nutzbar11.
Vom Verfall zur Romantik
Nach den Zerstörungen verfiel das Schloss immer mehr. Die Kurfürsten verlegten ihre Residenz nach Mannheim11. Das Schloss diente als Steinbruch für den Bau neuer Gebäude in der Stadt11. Erst im 19. Jahrhundert erwachte das Interesse am Heidelberger Schloss wieder10. Die Ruine wurde zum Symbol der Romantik und inspirierte Künstler wie Johann Wolfgang von Goethe10. Der französische Zeichner Charles de Graimberg setzte sich für den Erhalt der Ruine ein und verhinderte den weiteren Abtrag von Baumaterial4.
Skandal im Studentenkarzer: Partys hinter Gittern
Nicht nur Fürsten und Könige prägten das Schloss. Auch Studenten hinterließen ihre Spuren – im berüchtigten Studentenkarzer! Hier landeten Studenten, die zu tief ins Glas geschaut oder die Obrigkeit beleidigt hatten. Doch statt Strafe gab es Partys und Graffiti-Sessions. Ein echter Skandal! Der Studentenkarzer war von 1712 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Betrieb. Die Wände sind bis heute mit Karikaturen, Sprüchen und Zeichnungen der Studenten bedeckt. Ein Besuch des Karzers ist wie eine Zeitreise in die studentische Kultur des 18. und 19. Jahrhunderts.
Das größte Weinfass der Welt und andere Kuriositäten
Schloss Heidelberg hat einiges zu bieten! Im Fasskeller steht das größte Weinfass der Welt – mit Platz für unglaubliche 220.000 Liter Wein! Doch Vorsicht: Der Hofnarr Perkeo, der das Fass bewachte, starb angeblich an einem Glas Wasser. Auch der „Hexenbiss“ am Torturm sorgt für Gänsehaut. Was dahinter steckt? Finden Sie es heraus!
Foto: Von Ramessos – Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link
Das Große Fass: Ein Gigant aus Holz
Das Große Fass im Heidelberger Schloss ist ein wahrer Gigant! Es wurde 1751 von Kurfürst Karl Theodor in Auftrag gegeben und fasst unglaubliche 220.000 Liter Wein. Das Fass ist 8,5 Meter lang und 7 Meter hoch. Auf dem Fass befindet sich eine Tanzfläche, die über eine Treppe erreichbar ist. Das Große Fass ist ein beliebtes Fotomotiv und ein Muss für jeden Besucher des Schlosses.
Perkeo: Der trinkfeste Hofnarr
Der Hofnarr Perkeo ist eine der bekanntesten Figuren am Heidelberger Schloss. Er war für seine Trinkfestigkeit berühmt und soll angeblich jeden Tag mehrere Liter Wein getrunken haben. Perkeo war ein kleinwüchsiger Mann aus Tirol und diente Kurfürst Karl Philipp als Hofnarr und Mundschenk. Der Legende nach starb Perkeo an einem Glas Wasser, das er versehentlich trank. Im Fasskeller wacht noch heute eine Holzfigur des Perkeo über das Große Fass.
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Julia Haseloff
Der Hexenbiss: Eine geheimnisvolle Spur
Am Torturm des Schlosses befindet sich der sogenannte „Hexenbiss“. Es handelt sich um einen Riss in einem Eisenring, der am Tor befestigt ist. Der Legende nach soll eine Hexe versucht haben, den Ring durchzubeißen, um in den Besitz des Schlosses zu gelangen. Doch ihre Zauberkräfte reichten nicht aus und ihre Zähne zerbrachen an dem harten Metall. Der Hexenbiss ist ein beliebtes Ziel für Touristen und ein mystisches Highlight des Schlosses.
Foto: Schlurcher – Eigenes Werk , CC BY 4.0, Link
Schloss Heidelberg heute: Ein Muss für jeden Besucher
Ob romantische Ruine, geschichtsträchtiger Ort oder Party-Location – Schloss Heidelberg ist ein Erlebnis! Erkunden Sie die prunkvollen Paläste, entdecken Sie die Geheimnisse des Gartens und lassen Sie sich vom Charme der Ruine verzaubern.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Das Schloss ist ganzjährig geöffnet. Die genauen Öffnungszeiten variieren je nach Saison. Aktuelle Informationen finden Sie auf der Webseite des Schlosses. Der Eintritt in den Schlosshof ist kostenpflichtig. Es gibt verschiedene Ticket-Optionen, darunter das Schlossticket, das die Fahrt mit der Bergbahn, den Eintritt in den Schlosshof, den Fasskeller und das Deutsche Apotheken-Museum beinhaltet. Führungen sind gegen Aufpreis möglich.
Führungen
Das Schloss Heidelberg bietet eine Vielzahl von Führungen an, die den Besuchern die Geschichte und Architektur der Anlage näherbringen. Neben den klassischen Schlossführungen gibt es auch Sonderführungen zu verschiedenen Themen, wie z.B. „Das Leben bei Hofe“ oder „Mittelalterliche Tafelfreuden im Schloss“.
Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Niels Schubert
Anreise
Das Schloss ist bequem mit der Bergbahn, zu Fuß oder mit dem Auto erreichbar. Bitte beachten Sie, dass die Neue Schlossstraße für Fahrzeuge voraussichtlich bis März 2025 gesperrt ist.