Grammy-Siegerin

Roberta Flack, die Sängerin von „Killing Me Softly“, ist im Alter von 85 Jahren gestorben

Roberta Flack, die Sängerin von „Killing Me Softly“, ist im Alter von 85 Jahren gestorben
Roberta Flack, die Sängerin von „Killing Me Softly“, ist im Alter von 85 Jahren gestorben
Foto: John Mathew Smith & www.celebrity-photos.com – https://www.flickr.com/photos/kingkongphoto/46604498644/, CC BY-SA 2.0, Link

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Roberta Flack, die Grammy-prämierte Sängerin und Pianistin, deren gefühlvoller Gesang und musikalischer Stil auf „Killing Me Softly with His Song“, „The First Time Ever I Saw Your Face“ und anderen Hits sie zu einer der erfolgreichsten Sängerinnen der 1970er Jahre und zu einer einflussreichen Performerin machte, ist am Montag gestorben. Sie wurde 88 Jahre alt.

Sie starb friedlich zu Hause im Kreise ihrer Familie, wie ihre Sprecherin Elaine Schock in einer Erklärung mitteilte. Flack, die vor ihren frühen 30ern wenig bekannt war, wurde über Nacht zum Star, nachdem Clint Eastwood „The First Time Ever I Saw Your Face“ als Soundtrack für eine der denkwürdigsten und explizitesten Liebesszenen des Kinos verwendet hatte – zwischen dem Schauspieler und Donna Mills in seinem Film „Play Misty for Me“ von 1971. Die gedämpfte, hymnenartige Ballade, mit Flacks anmutigem Sopran, der auf einem Bett aus sanften Streichern und Klavier schwebt, führte 1972 die Billboard-Pop-Charts an und erhielt einen Grammy für die Schallplatte des Jahres.  

„Killing Me Softly with His Song“ – Ein musikalischer Meilenstein

„Killing Me Softly with His Song“ wurde ursprünglich von Lori Lieberman geschrieben, nachdem sie von einem Auftritt von Don McLean inspiriert worden war. Lieberman veröffentlichte ihre Version des Liedes 1972, aber es schaffte es nicht in die Charts. Roberta Flack entdeckte Liebermans Version zufällig auf einem Flug von Los Angeles nach New York und war sofort fasziniert. Sie erkannte das Potenzial des Songs und begann, ihn auf ihre eigene Weise zu interpretieren. Dabei änderte sie die Akkordstruktur und fügte dem Lied ihre eigenen musikalischen Elemente hinzu, wodurch eine ganz neue Dimension entstand.  

Nach einer begeisterten Reaktion des Publikums bei einem Konzert mit Quincy Jones, bei dem sie „Killing Me Softly with His Song“ zum ersten Mal live präsentierte, überzeugte Jones sie, das Lied aufzunehmen. Ihr Freund und musikalischer Weggefährte Marvin Gaye riet ihr sogar, den Song nicht mehr live zu singen, bis er aufgenommen sei. Produziert wurde das Lied von Joel Dorn, der auch für ihren Hit „The First Time Ever I Saw Your Face“ verantwortlich war. Flacks Version von „Killing Me Softly with His Song“ wurde 1973 veröffentlicht und erreichte Platz 1 der Charts in den USA, Australien und Kanada. Insgesamt verbrachte das Lied fünf Wochen an der Spitze der Billboard-Charts – mehr als jeder andere Song im Jahr 1973. Es wurde zu einem ihrer größten Hits und trug maßgeblich zu ihrem Erfolg in den 1970er Jahren bei. Der Song wurde später von zahlreichen Künstlern gecovert, darunter die Fugees, deren Version 1996 weltweit die Charts stürmte und Flacks Klassiker einem neuen Publikum zugänglich machte.  

Musikalische Anfänge und Durchbruch

Roberta Cleopatra Flack wurde am 10. Februar 1937 in Black Mountain, North Carolina, geboren. Schon früh wurde sie von Gospelmusik geprägt, da Mahalia Jackson in einer Kirche gegenüber ihrem Haus sang. Ihre Eltern waren beide musikalisch – ihr Vater spielte Klavier und Mundharmonika, ihre Mutter war Kirchenpianistin und -organistin. Flack selbst begann im Alter von neun Jahren mit dem Klavierunterricht und zeigte schon früh ein großes musikalisches Talent. Mit 13 Jahren gewann sie sogar den zweiten Platz in einem landesweiten Wettbewerb mit einer Sonate von Scarlatti.  

Mit 15 Jahren erhielt sie ein Vollstipendium für ein Musikstudium an der Howard University in Washington, D.C., wo sie später ihren Freund und zukünftigen Duettpartner Donny Hathaway kennenlernte. Sie war eine der jüngsten Studentinnen, die jemals an der Howard University eingeschrieben waren. Ihr ursprüngliches Ziel war es, Konzertpianistin zu werden, doch später wechselte sie zum Gesang und hoffte, Opernsängerin zu werden. Sie studierte Musikpädagogik, leitete das Vokalensemble ihrer Schwesternschaft und führte Regie bei einer Produktion der Oper Aida.  

Nach dem Tod ihres Vaters 1959 brach sie ihr Studium ab und arbeitete zunächst als Lehrerin für Englisch in Farmville, North Carolina. Später zog sie nach Washington, D.C., wo sie neben ihrer Lehrtätigkeit – sie war die erste schwarze Lehramtsstudentin an einer rein weißen Schule in Maryland – abends in Nachtclubs auftrat, obwohl dies gegen die Regeln des Schulbezirks verstieß. In dieser Zeit wurde ihre Musik von Nina Simone beeinflusst.  

Neben ihrer Lehrtätigkeit arbeitete Flack als Korrepetitorin in Gesangsstudios, unter anderem bei Todd Duncan, dem ersten Porgy aus George Gershwins „Porgy and Bess“, und Frederick Wilkerson, bei dem sie klassischen Gesang studierte. Wilkerson stellte ihr auch Maya Angelou vor, mit der sie später zusammenarbeitete. 1962 begann Flack, Opernsänger am Klavier im renommierten Tivoli Opera House Club in Georgetown, Washington, D.C. zu begleiten. Später sang sie dort auch selbst und spielte populäre Blues-, Gospel- und R&B-Songs. Ihr Erfolg führte zu weiteren Engagements in vielen Clubs in Washington, darunter Mr. Henry’s, der Capitol Hill Club und der 1520 Club. Diese frühen Auftritte brachten ihr viele Fans ein, darunter Woody Allen, Liberace und Johnny Mathis. Um diese Zeit lernte sie auch Steven Novosel, einen Jazzbassisten, kennen, den sie 1965 heiratete. 1967 gab sie ihren Lehrerberuf auf, um sich ganz auf ihre musikalische Karriere zu konzentrieren.  

In einem Nachtclub in Washington, D.C. wurde sie schließlich vom Jazzpianisten Les McCann entdeckt, der ein Demoband von ihr an Atlantic Records schickte. McCann beschrieb ihre Stimme später mit den Worten: „Ihre Stimme berührte, klopfte an, fing ein und trat jede Emotion, die ich je gekannt habe.“ Noch im selben Jahr unterschrieb Flack bei Atlantic und veröffentlichte 1969 ihr Debütalbum „First Take“. Obwohl „First Take“ zunächst nicht in den Charts landete, erlangte Flack durch ihren Auftritt in „The Third Bill Cosby Special“ 1970 und die Verwendung ihrer Single „The First Time Ever I Saw Your Face“ in Clint Eastwoods Film „Play Misty for Me“ (1971) große Bekanntheit. Ihr Auftritt in der Cosby-Show war, wie sie selbst sagte, „der größte Durchbruch meiner Karriere“.  

„Killing Me Softly“ und weitere Erfolge

Mit „Killing Me Softly with His Song“ gelang ihr 1973 der endgültige Durchbruch. Das Lied, geschrieben von Charles Fox und Norman Gimbel, wurde zu einem ihrer größten Hits und brachte ihr 1974 zwei Grammy Awards ein – für die Schallplatte des Jahres und die beste weibliche Pop-Gesangsdarbietung. Das dazugehörige Album „Killing Me Softly“ erreichte Platz drei der Billboard 200 Charts und wurde mit Doppelplatin ausgezeichnet. Es wurde außerdem für einen Grammy Award für das Album des Jahres nominiert, den es jedoch gegen Stevie Wonders Album „Innervisions“ verlor.  

Flack war die erste Künstlerin überhaupt, die in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Grammy Award für die Schallplatte des Jahres gewann – 1973 für „The First Time Ever I Saw Your Face“ und 1974 für „Killing Me Softly with His Song“. Dieser Erfolg festigte ihren Status als musikalische Ikone und unterstrich ihre einzigartige Fähigkeit, mit ihrer Musik die Herzen der Menschen zu berühren.  

Roberta Flack (1971)
Roberta Flack (1971)
Foto: Von CMS-Creative Management Associates/John Levy (management) – eBayfrontback, Gemeinfrei, Link

Flacks musikalischer Stil war stets vielseitig und bewegte sich zwischen Jazz, Folk, Soul, R&B und Pop. Sie selbst beschrieb ihren Stil oft als „Scientific Soul“ – eine Mischung aus Talent, Geschmack und endlosem Üben. Sie war bekannt für ihre gefühlvollen Interpretationen von Songs anderer Künstler, darunter Bob Dylan, Simon and Garfunkel und Eugene McDaniels. In den 1980er Jahren wurde ihre Musik von Disco und Dance-Pop beeinflusst. Sie war eine Schlüsselfigur in der Entstehung des „Quiet Storm“ R&B-Genres, das romantische Texte und sanfte, langsame, jazzinspirierte Elemente umfasste. Darüber hinaus legte sie den Grundstein für den Aufstieg des Neo-Soul und stellte immer wieder rassistische Konventionen in der Popmusik in Frage.  

Ihre Zusammenarbeit mit Donny Hathaway in den 70er Jahren brachte einige ihrer denkwürdigsten Werke hervor, darunter „You’ve Got a Friend“, „Where is the Love“ und „The Closer I Get to You“. Sie nahmen auch soulige Coverversionen von „I (Who Have Nothing)“ und „You’ve Lost That Lovin‘ Feelin'“ von den Righteous Brothers auf. Ihr Song „Be Real Black For Me“ wurde zu einer Hymne der Bestätigung und Toleranz unter den Zuhörern. Nach Hathaways Tod im Jahr 1979 tat sich Flack mit Peabo Bryson zusammen, mit dem sie häufig zusammenarbeitete, zuerst auf ihrem Album „Live & More“ im Jahr 1980, dann auf „Born to Love“ im Jahr 1983 und danach auf einer Reihe von Tourneen.  

Flacks weitere Karrierewege

Neben ihrer Arbeit als Sängerin und Musikerin engagierte sich Flack auch in anderen Bereichen der Musikbranche. Sie komponierte und produzierte Filmmusik, unter anderem für den Film „Bustin‘ Loose“ mit Richard Pryor (1981). Sie arbeitete auch im Musikverlag und als Plattenproduzentin. Für ihre Produzententätigkeit nutzte sie das Pseudonym Rubina Flake – eine Anspielung auf ihren frühen Spitznamen und eine humorvolle Art, ihre Kontrolle über ihre künstlerische Vision zu betonen. Darüber hinaus absolvierte sie ein Aufbaustudium in Pädagogik und Linguistik.  

Persönliches Leben und Reflexionen

Roberta Flack war eine Frau voller Widersprüche. Sie galt als Perfektionistin und Überfliegerin, war aber gleichzeitig offen über ihre lebenslangen Kämpfe mit ihrem Körperbild, die sie dazu brachten, sich gegen Fotos zu wehren und ihr Selbstvertrauen manchmal untergruben. Als Kind erfand sie ein Fantasie-Alter-Ego – Rubina Flake – um ihre schüchterne Natur zu überwinden. Sie war auch sehr selbstreflektiert und hinterfragte sich selbst und ihre Arbeit immer wieder.  

Späte Jahre und Tod

Im Laufe ihrer Karriere erhielt Flack zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. 1972 erklärte Washington, D.C. den 22. April zum „Roberta Flack Human Kindness Day“. 1999 wurde ihr ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame verliehen. 2007 gründete sie die Roberta Flack School of Music an der Hyde Leadership Charter School in New York City. 2009 wurde sie in die North Carolina Music Hall of Fame aufgenommen. Von 1995 bis 1998 moderierte sie die nationale Radiosendung „Brunch with Roberta Flack“. Im Jahr 2010 gründete sie die Roberta Flack Foundation, die musikalische Bildung und verschiedene soziale Zwecke unterstützt. Mit der Schriftstellerin Tonya Bolden und dem Illustrator Hayden Goodman verfasste sie das autobiografische Kinderbuch „The Green Piano: How Little Me Found Music“ (2023).  

2016 erlitt Flack einen Schlaganfall und brach zwei Jahre später während eines Konzerts zusammen, was sie zwang, einen Rollstuhl zu benutzen. Im Jahr 2022 gab sie bekannt, dass bei ihr Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert worden war. Die Krankheit, die auch als Lou-Gehrig-Krankheit bekannt ist, machte es ihr unmöglich zu singen und erschwerte ihr das Sprechen. Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme blieb Flack aktiv und engagierte sich weiterhin für soziale Zwecke. Sie war befreundet mit Persönlichkeiten wie Rev. Jesse Jackson und Angela Davis und sang bei der Beerdigung von Jackie Robinson, dem ersten schwarzen Baseballspieler der Major League. Sie war auch eine der Gastkünstlerinnen bei dem feministischen Kinderunterhaltungsprojekt „Free to Be You and Me“ von Marlo Thomas.  

Obwohl sie viele Erfolge feierte, wurde Flack oft von etablierten Institutionen unterschätzt und in der Popmusik nicht ausreichend gewürdigt. Erst im Jahr 2020 erhielt sie den Lifetime Achievement Award der Recording Academy. Auch ihre späteren Alben wurden von Kritikern oft als „turgid und langweilig“ beschrieben, obwohl sie kommerziell erfolgreich waren. Besonders hart fielen die Kritiken zu ihrem 1991 erschienenen Album „Set the Night to Music“ aus, das ein Duett mit Maxi Priest auf dem Titelsong enthielt, obwohl es ein großer Hit war.  

Roberta Flack starb am 24. Februar 2025 im Alter von 85 Jahren. Ihre Sprecherin gab ihren Tod bekannt, nannte aber keine Todesursache.  

Würdigung und Nachruf

Roberta Flack war eine außergewöhnliche Sängerin und Musikerin, die mit ihrer gefühlvollen Stimme und ihrem vielseitigen Stil Generationen von Musikern und Fans inspirierte. Sie besaß die seltene Gabe, sich mit ihrem Publikum auf einer emotionalen Ebene zu verbinden und „jede erdenkliche Emotion“ in ihren Zuhörern zu wecken. Ihre Musik berührte die Herzen von Millionen Menschen weltweit und wird auch nach ihrem Tod weiterleben. Sie hinterlässt ein reiches musikalisches Erbe und wird als eine der größten Sängerinnen ihrer Zeit in Erinnerung bleiben.  

Flack war nicht nur eine begnadete Sängerin, sondern auch eine Wegbereiterin für schwarze Künstlerinnen in der Musikbranche. Sie trotzte den rassistischen Konventionen ihrer Zeit und erkämpfte sich ihren Platz in einer von weißen Männern dominierten Welt. Ihr Erfolg ebnete den Weg für nachfolgende Generationen von Künstlerinnen und inspirierte unzählige Menschen mit ihrer Musik und ihrem sozialen Engagement. Obwohl sie zu Lebzeiten nicht immer die Anerkennung erhielt, die ihr zustand, wird ihr Einfluss auf die Musikwelt und die Gesellschaft unvergessen bleiben.Quellen und ähnliche Inhalte

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