Drei Dragqueens als Zeuginnen: Krimi trifft auf queere Szene
Die Handlung beginnt mitten in der Nacht: Drei Dragqueens werden Zeuginnen eines eiskalten Mordes an einem Geschäftsmann. Schnell geraten sie ins Visier der Täter und müssen entscheiden, ob sie der Polizei vertrauen. Die Ermittler Blohm und Eden dringen immer tiefer in die Welt der Drag-Szene ein und werden mit Vorurteilen, Ängsten und gesellschaftlichen Gräben konfrontiert.
Besonders prägend: Die Dragqueens bringen ihre eigene Sicht auf die Gesellschaft ein, während das Ermittlerteam bemüht ist, Vertrauen zu schaffen – doch das gelingt nur zögerlich. Die Spannungen zwischen den Figuren, aber auch im Münchner Bahnhofsviertel selbst, prägen diesen Polizeiruf und sorgen für zahlreiche Diskussionspunkte.
Krimi ohne klassisches Rätsel: Spannung mit Schwächen
Ungewöhnlich für das Format: Die Täter sind für das Publikum von Anfang an bekannt, das klassische Miträtseln entfällt weitgehend. Stattdessen steht das Zusammenspiel der unterschiedlichen Lebenswelten und die Entwicklung zwischen Zeugen und Ermittlern im Vordergrund. Der Krimi-Anteil kommt dabei aus Sicht vieler Kritiker und Zuschauer etwas zu kurz – echte Hochspannung stellt sich erst spät ein. Stattdessen dominieren gesellschaftliche Fragen rund um Identität, Diskriminierung und das Miteinander in der Großstadt.
Die Inszenierung setzt auf starke Kontraste: Grell geschminkte Dragqueens, düstere Hinterhöfe und Dialoge abseits der Political Correctness prägen den Abend – für eingefleischte Krimi-Fans ein ungewohnter Ansatz, der polarisiert.
Authentische Besetzung und gesellschaftliche Relevanz
Hinter den Dragqueen-Rollen stehen Darsteller, die selbst in der Szene aktiv sind, was für einen authentischen Einblick sorgt. Die Macher setzen spürbar auf Repräsentation und gesellschaftliche Debatte. Das Ermittlerteam wirkt dabei zeitweise wie Vermittler zwischen verschiedenen Welten – nicht immer ganz überzeugend, aber durchaus mutig inszeniert.
Im Vergleich zu den vorherigen Fällen setzt dieser Polizeiruf 110 deutlich weniger auf klassische Krimi-Spannung und mehr auf gesellschaftliche Auseinandersetzung. Ob das für die große Sonntags-Krimi-Gemeinde genug ist, bleibt Geschmackssache.
Sendedaten und weitere Informationen
- Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch
- Sendetermin: 18. Mai 2025, 20:15 Uhr, Das Erste
- Mit Johanna Wokalek, Stephan Zinner, Božidar Kocevski, Meik van Severen, Patrice Grießmeier
- Länge: 90 Minuten, FSK 12
- Produktion: Bantry Bay Productions/BR
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