Wenn der Albtraum die Traumreise zerstört

„Mord auf dem Inka-Pfad“: Die schockierende wahre Geschichte – Das geschah wirklich!

Die ARD-Miniserie „Mord auf dem Inka-Pfad“ zieht Zuschauer mit einer packenden Geschichte von Liebe, Verrat und Tod vor der atemberaubenden Kulisse der peruanischen Anden in ihren Bann. Die Serie rekonstruiert einen wahren Kriminalfall, der sich 1997 ereignete und für Schlagzeilen sorgte.
„Mord auf dem Inka-Pfad“: Die schockierende wahre Geschichte – Das geschah wirklich!
„Mord auf dem Inka-Pfad“: Die schockierende wahre Geschichte – Das geschah wirklich!
ARD Degeto MORD AUF DEM INKA-PFAD, „Folge 1“, am Mittwoch (30.04.25) um 20:15 Uhr und um 00:15 Uhr im ERSTEN, online first ab Samstag (19.04.25) in der ARD MEDIATHEK Hochzeitsreise: Ursula (Amelie Kiefer, re.) und Jona (Thomas Prenn, li.) auf dem Inka-Pfad zum Machu Picchu.
Foto:: ARD Degeto Film/BR/Westside Filmproduktion GmbH/Joe Alblas

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Doch die Realität hinter der filmischen Darstellung ist oft noch komplexer und erschütternder als jede Fiktion. Dieser Artikel beleuchtet die wahre Geschichte von Ursula Glück-Tesler, einer deutschen Wissenschaftlerin, deren Leben auf tragische Weise während ihrer Hochzeitsreise auf dem weltberühmten Inka-Pfad endete.

Die Wanderung zur sagenumwobenen Ruinenstadt Machu Picchu

Was als Höhepunkt einer Traumreise geplant warverwandelte sich in einen Albtraum. In der Abgeschiedenheit der Anden wurde die 34-jährige Ursula in ihrem Zelt angeschossen und starb wenige Tage später. Der Vorfall löste eine jahrelange, internationale Ermittlung aus, die voller Wendungen, Ungereimtheiten und menschlicher Abgründe steckte. Die Diskrepanz zwischen der idyllischen Vorstellung einer Hochzeitsreise an einem mystischen Ort und der brutalen Realität eines mutmaßlich kaltblütig geplanten Mordes macht diesen Fall besonders beklemmend und faszinierend zugleich.

Das und der Verdächtige: Ein ungleiches Paar?

Im Zentrum der Tragödie steht Ursula Glück-Tesler. Sie war 34 Jahre alt, eine promovierte Biochemikerin und erfolgreiche Krebsforscherin aus München. Beschreibungen deuten auf eine abenteuerlustige Frau hin, die sich auf die Reise nach Peru freute. Für die ARD-Serie gab ihr Bruder Einblicke in ihre Persönlichkeit, um ein authentisches Bild zu zeichnen. Sie war einige Jahre älter als ihr Ehemann, Ilan Tesler.

Ilan Kan Sandy T.

In der Serie als Jona Kepler dargestellt, war israelischer Staatsbürger. Er war jünger als seine Frau und schien finanziell von ihr abhängig zu sein, während sie beruflich sehr erfolgreich war. Diese Konstellation führte zu Spekulationen über die Dynamik ihrer Beziehung. Interpretationen, wie sie auch die Schauspielerin Nina Gummich nach dem Studium der Akten äußerte, deuten auf eine mögliche Beziehungstat hin, die über reine Habgier hinausging.

"Mord auf dem Inka-Pfad": Die schockierende wahre Geschichte – Das geschah wirklich! 3 F1 Mord auf d Inka Pfad
In der Serie als Jona Kepler (Thomas Prenn) dargestellt, Ilan Kan Sandy T.
© ARD Degeto /BR/Westside Filmproduktion GmbH/Joe Alblas

Es könnte um Macht und Kontrolle gegangen sein, wobei der finanziell abhängige Mann möglicherweise versuchte, die Machtverhältnisse umzukehren – im schlimmsten Fall, indem er seine erfolgreiche Frau „klein machte“ und letztlich auslöschte. Die Möglichkeit eines narzisstischen Hintergrunds beim Täter wurde ebenfalls in Betracht gezogen.

Tatnacht in den Anden: Der Schuss im Zelt

Die Tat ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 7. Januar 1997, gegen 5 Uhr. Das Ehepaar zeltete auf dem Inka-Pfad, genauer gesagt im Abschnitt Pacamayo, auf dem Weg nach Machu Picchu. Merkwürdigerweise campierten sie allein am Wegrand, abseits anderer Gruppen, was später Fragen aufwarf. In der Stille der Nacht fiel der Schuss, der Ursula Glück-Tesler in den Kopf traf. Sie überlebte den Angriff zunächst, erlag aber ihren schweren Verletzungen sechs Tage später, am 13. Januar 1997, in einem Krankenhaus in der peruanischen Hauptstadt Lima.

Ilan Tesler präsentierte den Behörden eine dramatische Geschichte: Sie seien von Unbekannten überfallen und ausgeraubt worden. Er lieferte sogar eine erstaunlich detaillierte Täterbeschreibung, was die Ermittler stutzig machte – wie konnte er im Dunkeln so genaue Angaben machen?. Auch sein weiteres Verhalten erschien widersprüchlich: Anstatt sofort im nächsten Camp Hilfe zu holen, blieb er bei seiner schwerverletzten Frau. Diese Ungereimtheiten nährten von Anfang an den Verdacht, dass Teslers Schilderung nicht der Wahrheit entsprach.

Zweifel, Spuren, Sackgassen: Eine zermürbende internationale Ermittlung

Die peruanische entließ Tesler nach einer ersten Vernehmung relativ schnell. Der Fall wurde jedoch an die deutschen Behörden übergeben, da das Opfer Deutsche war. In München übernahm eine Kommissarin – das reale Vorbild für die Figur der Rita Berg in der ARD-Serie – die Ermittlungen. Sie war bald überzeugt, dass Ilan Tesler seine Frau selbst getötet und den Überfall nur vorgetäuscht hatte. Sein Verhalten, die Widersprüche in seiner Aussage und das Fehlen jeglicher Spuren von angeblichen Räubern bestärkten ihren Verdacht.

Ein entscheidendes Puzzleteil war das Motiv: Die Ermittler fanden heraus, dass Ilan Tesler kurz vor der Peru-Reise fünf Risikolebensversicherungen auf seine Frau abgeschlossen hatte. Im Falle ihres Todes würde er eine Summe von etwa 1,5 Millionen D-Mark kassieren. Nach Ursulas Tod wurde er tatsächlich durch die Auszahlung dieser Policen reich.

Die Ermittlungen gestalteten sich jedoch als extrem schwierig und langwierig

Die Zusammenarbeit mit den peruanischen Behörden war problematisch. Wichtige Beweismittel, wie die am Tatort gefundene Patronenhülse, verschwanden unter mysteriösen Umständen bei der Polizei. Das Zelt, in dem sich Blutspuren befanden, sollte sogar verbrannt werden, was nur knapp verhindert werden konnte. Es gab deutliche Hinweise auf grobe Ermittlungsfehler vor Ort. Manche vermuteten, dass die peruanischen Behörden wenig Interesse an der Aufklärung zeigten, um das Image Perus als sicheres Reiseland für Touristen nicht zu gefährden.

Der Fall war politisch heikel

Ein deutscher Verdacht richtete sich gegen einen israelischen Staatsbürger, was diplomatische Verwicklungen befürchten ließ. Die Ermittlerin musste gegen Widerstände ankämpfen, auch aus den eigenen Reihen, und den Fall zunächst ruhen lassen.

Doch die Münchner Mordkommission ließ nicht locker. Die Ermittlungen wurden zu einem der aufwendigsten Fälle der deutschen Nachkriegsgeschichte, wie der damalige Leiter später berichtete. Sie erstreckten sich über mehrere Jahre und Kontinente. Die Ermittler reisten nach New York, wo das Ehepaar gelebt hatte, um Zeugen zu vernehmen und Beweise zu sammeln. Im Jahr 2000 wurde sogar eine aufwendige Dienstreise mit Experten verschiedener Fachrichtungen, Staatsanwaltschaft, Richtern und Polizeibeamten zum Tatort auf dem Inka-Pfad organisiert, um den Tathergang zu rekonstruieren. Ilan Tesler selbst wurde im Laufe der Jahre insgesamt 33 Mal von der Polizei vernommen. Es entwickelte sich ein zähes Ringen zwischen dem hartnäckig seine Unschuld beteuernden Verdächtigen und den Ermittlern, die akribisch versuchten, aus Indizien ein lückenloses Bild des Tathergangs zu zeichnen.

Der Indizienprozess in München: Ein Urteil ohne Geständnis

Im Jahr 1999 klickten schließlich die Handschellen: Ilan Tesler wurde am Flughafen München verhaftet. Der anschließende Prozess vor dem Landgericht München I begann im Januar 2001 und zog sich über ein ganzes Jahr hin. An 56 Verhandlungstagen wurde versucht, Licht ins Dunkel des Falles zu bringen.

Die Herausforderung für die Anklage war immens: Es gab kein Geständnis von Ilan Tesler, der weiterhin jede Schuld abstritt. Auch die Tatwaffe wurde nie gefunden. Der Prozess war somit ein reiner Indizienprozess. Die Staatsanwaltschaft musste das Gericht davon überzeugen, dass die Summe der gesammelten Indizien keinen anderen Schluss zuließ, als dass Tesler der Mörder war. Zu den wichtigsten Beweismitteln zählten die hohen Lebensversicherungen, Teslers widersprüchliche und teils nachweislich falschen Angaben zum Tathergang, belastende Tagebucheinträge von Ursula Glück-Tesler, die auf Probleme in der Beziehung hindeuteten, sowie die Ergebnisse der aufwendigen Rekonstruktion am Tatort, die Teslers Version eines Überfalls widerlegten. Die schiere Menge und Dichte der zusammengetragenen Indizien war beeindruckend, wie auch Beteiligte später betonten.

Im Jahr 2002 fällte das Schwurgericht sein Urteil: Ilan Tesler wurde wegen heimtückischen Mordes an seiner Frau zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht sah es trotz fehlender direkter Beweise als erwiesen an, dass er die Tat aus Habgier und niederen Beweggründen begangen hatte.

Obwohl die Schauspielerin Nina Gummich, die für ihre Rolle in der ARD-Serie das 162-seitige Gerichtsurteil studierte, danach keine Zweifel mehr an Teslers Schuld hatte, blieb das Urteil aufgrund der reinen Indizienlage für manche Beobachter und Experten umstritten. Der Fall demonstriert eindrücklich die Kraft, aber auch die potenziellen Angriffspunkte eines Indizienprozesses, bei dem die Wahrheit aus einer Kette von Umständen rekonstruiert werden muss.

Fakt vs. Fiktion: „Mord auf dem Inka-Pfad“ und die Realität

Die vierteilige ARD-Miniserie „Mord auf dem Inka-Pfad“ nimmt den realen Kriminalfall Ursula Glück-Tesler als Grundlage. Die Macher legten Wert darauf, die Geschichte nicht frei zu erfinden, sondern sich eng an den tatsächlichen Geschehnissen zu orientieren. Dafür wurde intensiv recherchiert: Die Drehbuchautorinnen und die Regisseurin hatten Zugang zum umfangreichen, 162 Seiten starken Original-Gerichtsurteil. Zudem wurden Gespräche mit wichtigen Zeitzeugen geführt, darunter Ermittler von damals, der Anwalt von Ilan Tesler und auch der Bruder des Opfers, der Einblicke in die Persönlichkeit seiner Schwester gab.

"Mord auf dem Inka-Pfad": Die schockierende wahre Geschichte – Das geschah wirklich! 1 F1 Mord auf d Inka Pfad KV
V. li. n. re.: Ursula (Amelie Kiefer), Kommissarin Rita Berg (Nina Gummich) und Jona (Thomas Prenn)
© ARD Degeto Film/BR/Westside Filmproduktion GmbH/Joe Alblas/Composing:Matthias Klegraf

Keine Dokumentation

Dennoch handelt es sich um eine fiktionalisierte Darstellung, nicht um eine reine Dokumentation. Wie im Vorspann der Serie klargestellt wird, wurden einige Namen und Handlungselemente geändert. Während das Opfer weiterhin Ursula Glück heißt, wurde ihr Ehemann Ilan Tesler in Jona Kepler umbenannt. Die zentrale Ermittlerfigur, Rita Berg, gespielt von Nina Gummich, basiert zwar auf einer realen Kommissarin, trägt aber einen fiktiven Namen, da die echte Beamtin anonym bleiben wollte. Auch die Schauplätze wurden für die Dreharbeiten angepasst: Gedreht wurde in München sowie in Südafrika, wobei Kapstadt als Kulisse für die Szenen in Peru und New York diente.

Trotz dieser Änderungen war das Ziel der Produktion, Authentizität zu wahren und die psychologische Spannung des Falles einzufangen. Statt auf reißerische Effekte zu setzen, konzentriert sich die Serie auf die zermürbende und akribische Ermittlungsarbeit der Kommissarin Rita Berg. Der preisgekrönte Kameramann Andreas Köhler sorgte für einen dokumentarisch anmutenden, rauen Look. Laut Hauptdarstellerin Nina Gummich macht die Serie von Anfang an deutlich, wer der Täter ist. Die Spannung ergibt sich daraus, wie die Ermittlerin verzweifelt versucht, die Schuld des Verdächtigen zu beweisen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.

Nach dem Urteil: Ein Geständnis in Israel?

Mit der Verurteilung zu lebenslanger Haft im Jahr 2002 war der Fall juristisch in Deutschland abgeschlossen, doch die Geschichte von Ilan Tesler ging weiter. Im Juni 2009 wurde er, nach jahrelangen Bemühungen, von Deutschland an sein Heimatland Israel überstellt, um dort den Rest seiner Strafe zu verbüßen.

Jahre nach seiner Verurteilung und nachdem er stets seine Unschuld beteuert hatte, tauchten Berichte auf, dass Ilan Tesler in israelischer Haft möglicherweise doch ein Teilgeständnis abgelegt haben soll. Die genauen Umstände und der Inhalt dieses angeblichen Geständnisses sind unklar. Es wurde spekuliert, ob dieses späte Einlenken aus echter Reue erfolgte oder ob es sich um einen taktischen Schachzug handelte, um die Chancen auf eine vorzeitige Haftentlassung in Israel zu verbessern. Es gab sogar Meldungen, dass eine Entlassung des „Anden-Mörders“ bevorstehen könnte. Diese Entwicklungen nach dem Urteil werfen neue Fragen auf und verhindern einen endgültigen Abschluss des Falles.

Interessanterweise zog sich die reale Ermittlerin, die den Fall maßgeblich aufgeklärt hatte, nach Abschluss der Ermittlungen aus ihrem Job bei der Mordkommission zurück oder wurde versetzt. Der Fall hatte offensichtlich nicht nur das Leben der Beteiligten, sondern auch das der Ermittler nachhaltig geprägt.

Fazit: Ein True-Crime-Fall, der unter die Haut geht

Der Mord an Ursula Glück-Tesler auf dem Inka-Pfad ist weit mehr als nur ein weiterer Kriminalfall. Es ist eine verstörende Geschichte über den ultimativen Vertrauensbruch inmitten einer vermeintlich romantischen Hochzeitsreise. Der Fall legt Abgründe von Gier, Täuschung und mutmaßlich eiskalter Planung offen. Gleichzeitig ist er ein Zeugnis für den unermüdlichen Kampf um Gerechtigkeit durch eine engagierte Ermittlerin, die sich gegen zahlreiche Widerstände – seien sie bürokratischer, politischer oder internationaler Natur – durchsetzen musste.

Die Faszination dieses True-Crime-Falls speist sich aus vielen Quellen

der dramatische Kontrast zwischen Traumkulisse und brutaler Tat, die psychologische Komplexität des Täters und seiner möglichen Motive, die unglaublichen Herausforderungen der jahrelangen, weltumspannenden Ermittlungen und nicht zuletzt die Tatsache, dass trotz einer Verurteilung aufgrund einer erdrückenden Indizienlast Fragen offenbleiben. Das späte, möglicherweise taktisch motivierte Geständnis und die Ungewissheit über das weitere Schicksal des Täters fügen der Geschichte ein weiteres Kapitel hinzu.

Die ARD-Miniserie „Mord auf dem Inka-Pfad“ bringt diese packende und tragische wahre Geschichte nun einem neuen Publikum nahe und erinnert daran, dass hinter Schlagzeilen und fiktionalen Aufbereitungen immer reale menschliche Schicksale stehen. Ein Fall, der zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Traum und Albtraum sein kann und welche Abgründe sich hinter einer Fassade verbergen können.

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