Ein actionreicher Beginn mit viel Potenzial
Der Film eröffnet mit einer eindrucksvollen Szene: Ein Geldtransporter wird am frühen Morgen überfallen und gesprengt. Während der Fahrer stirbt, überlebt sein Kollege und wird prompt von der Polizei ins Visier genommen. Doch der eigentliche Clou: Am Tatort wird eine mysteriöse Zahl entdeckt, die auf eine berüchtigte Verbrecherfamilie hindeutet – die Radeks. Das Ehepaar Radek war einst für eine Reihe spektakulärer Überfälle verantwortlich und ist seit Jahren untergetaucht. Zufälligerweise lebt ihre Tochter in unmittelbarer Nähe des Tatorts und beteuert, keinen Kontakt zu ihren Eltern zu haben.
Mit diesem spannenden Ansatz scheint der Krimi die Richtung zu einer temporeichen Jagd auf die Verbrecher einzuschlagen. Doch statt konsequenter Ermittlungsarbeit geraten erneut die seelischen Abgründe der Ermittler Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) in den Mittelpunkt – und das auf Kosten des Spannungsbogens.
Ermittler im Dauertief – alte Muster kehren zurück
Fans der Saarbrücker „Tatort“-Reihe wissen, dass Schürk und Hölzer nicht nur auf Verbrecherjagd gehen, sondern auch mit persönlichen Dämonen kämpfen. Doch während der letzte Fall noch für eine erfreuliche Abkehr von übertriebenem Drama sorgte, kehrt „Das Ende der Nacht“ wieder in alte Muster zurück.
Allen voran bleibt Adam Schürk weiterhin von der belastenden Vergangenheit mit seinem verstorbenen Vater gefangen. Statt sich auf den Fall zu konzentrieren, werden die Zuschauer erneut mit Rückblenden und inneren Monologen konfrontiert, die das Tempo des Krimis ausbremsen. Auch Kommissarin Pia Heinrich wird erneut zur tragischen Figur – ihre Tablettensucht gerät außer Kontrolle, während sie sich emotional ihrem Kollegen annähert.
Diese Entwicklungen nehmen dem eigentlichen Kriminalfall jeglichen Schwung und machen es für Gelegenheitszuschauer schwer, der Geschichte zu folgen. Die inneren Konflikte der Ermittler wirken mittlerweile überstrapaziert, während die eigentliche Ermittlungsarbeit nur eine Nebenrolle spielt.
Lichtblicke in der Dunkelheit: Starke Gaststars und packendes Finale
Trotz der erzählerischen Schwächen gibt es auch einige positive Aspekte. Die schauspielerische Leistung von Gaststar Lena Urzendowsky als zwielichtige Tochter der Radeks überzeugt. Sie bringt Tiefe und Spannung in die Handlung und sorgt für einige starke Momente. Doch leider bleibt ihre Rolle unterentwickelt, da der Fokus zu stark auf die Ermittler gelegt wird.
Auch Sabine Timoteo als skrupellose Mutter sorgt für Gänsehaut, bleibt aber auf ein eindimensionales „böses Starren“ reduziert. Hier wäre mehr Potenzial vorhanden gewesen, das leider ungenutzt bleibt.
Erst gegen Ende nimmt der Film wieder an Fahrt auf. Die Entführung von Kommissarin Heinrich sorgt für einen spannenden Höhepunkt und bringt das Team unter Zeitdruck. Das packende Finale zeigt, dass der „Tatort“ durchaus fesselnde Momente liefern kann – doch bis dahin ist es ein langer Weg. Der abschließende Cliffhanger dürfte vor allem langjährige Fans neugierig machen, ob das Drama um Schürk weiter eskaliert.
Fazit: Viel Drama, wenig Krimi
Der Saarbrücker „Tatort: Das Ende der Nacht“ startet vielversprechend, verliert sich aber schnell in bekannten Mustern. Statt einer konsequenten Kriminalgeschichte gibt es erneut viele persönliche Dramen der Ermittler, die den Fall überlagern. Die starken Leistungen von Lena Urzendowsky und das packende Finale reichen nicht aus, um die Schwächen der überfrachteten Handlung auszugleichen.