Schulweg ohne Stress: Was sich jetzt ändert
Wenn im neuen Schuljahr morgens der Unterricht beginnt, herrscht vor vielen Schulen Ausnahmezustand. Eltern parken in zweiter Reihe, blockieren Fahrradwege oder wenden mitten auf der Straße. Für Kinder bedeutet das oft Stress und Unsicherheit.
Mit dem neuen Erlass des Verkehrsministeriums gibt es jetzt eine rechtssichere Grundlage, um Schulstraßen unkompliziert einzurichten. Verkehrsminister Winfried Hermann erklärt:
„Mit dem Landesprogramm MOVERS – Aktiv zur Schule und dem Erlass schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass Kinder in Baden-Württemberg sicher, gesund und eigenständig zur Schule kommen können – zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad.“
Kommunen erhalten neben klaren rechtlichen Vorgaben auch praktische Unterstützung in Form von Beratung, Schulungen und Informationsmaterial.
So funktionieren Schulstraßen und Schulzonen
Damit Eltern, Kommunen und Schulen den Überblick behalten, erklärt das Ministerium die beiden neuen Konzepte klar und verständlich:
Schulstraßen
- Bestimmte Straßenabschnitte im Umfeld einer Schule werden vor Unterrichtsbeginn und -ende für Autos gesperrt.
- Ausnahmen gelten für Anwohner, Lieferverkehr oder Menschen mit Behinderungen.
- Ziel: Weniger Autoverkehr, mehr Sicherheit, weniger Hektik.
Schulzonen
- Dauerhafte Sperrung der Straße für den Autoverkehr.
- Besonders geeignet, wenn die Straße nur für die Schule genutzt wird oder oft als Abkürzung für Autofahrer dient.
- Vorteil: Straßen können umgestaltet werden, etwa als Spiel- oder Begegnungszonen.
Beide Maßnahmen sollen Kinder ermutigen, den Schulweg aktiv, gesund und selbstständig zurückzulegen. Gleichzeitig wird der Verkehr vor dem Schultor deutlich reduziert.
MOVERS-Programm wird ausgebaut
Das Landesprogramm MOVERS – Aktiv zur Schule existiert bereits seit 2022 und unterstützt Schulen und Kommunen beim Thema Schulwegsicherheit. Mit dem neuen Erlass wird das Programm deutlich erweitert.
Neu im Schuljahr 2025/26:
- Radfahrabzeichen für Grund- und Sekundarschüler, um Fahrradkompetenz zu fördern.
- Ein Baukasten „Sichtbare Schulwege“, der Schulen Materialien an die Hand gibt, um die Wege rund um das Schulgebäude besser zu kennzeichnen.
- Beratung zur Einrichtung von Hol- und Bringzonen, damit Eltern ihre Kinder geordnet und sicher aussteigen lassen können – ohne das unmittelbare Schulumfeld zu blockieren.
MOVERS ist dabei kostenlos und praxisnah: Kommunen und Schulen erhalten nicht nur Ratgeber, sondern auch individuelle Unterstützung bei der Planung vor Ort.
Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Für die Umsetzung von Schulstraßen oder -zonen braucht es die enge Zusammenarbeit von Kommune, Straßenverkehrsbehörde, Polizei, Elternvertretungen und Schulen. Der große Vorteil: Teure und zeitaufwendige Gutachten sind nicht notwendig.
„Der Weg zur Schule ist nicht nur eine Strecke von A nach B, sondern ein wichtiger Schritt zu mehr Selbstständigkeit“, betont Hermann.
Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen bereits, wie effektiv solche Maßnahmen sind: Weniger Verkehrschaos, entspanntere Eltern und vor allem mehr Sicherheit für Kinder.
So könnten erste Schulstraßen aussehen
Schon im Herbst könnten in mehreren Städten die ersten Pilotprojekte starten. Kommunen prüfen derzeit, welche Straßenabschnitte besonders gefährlich sind und sich für Schulstraßen oder Schulzonen eignen.
Denkbar sind:
- Zeitlich begrenzte Sperrungen am Morgen und Mittag
- Umgestaltung zu Spielstraßen mit Sitzgelegenheiten
- Einfache, gut sichtbare Beschilderung, die auch Autofahrer sofort verstehen