Worum geht es in „Tatort: Verborgen“?
Der Fall beginnt mit einer Vermisstenanzeige: Jon Makoni sucht verzweifelt nach seinem 17-jährigen Sohn Noah, der seit Tagen verschwunden ist. Makoni lebt mit seiner Frau Hope seit Jahren in Hannover – ohne offizielle Papiere. Die Familie existiert auf dem Papier nicht, was die Ermittlungen für die Kommissare erschwert.
Kurz darauf wird im Laderaum eines Lkw ein toter Jugendlicher entdeckt. Er ist schwarz, seine Fingerabdrücke wurden entfernt – ein Fall, der sofort Schleuserkriminalität vermuten lässt. In der Hoffnung, dass die Polizei auch nach seinem Sohn sucht, bietet sich Jon als Zeuge an. Die Ermittlungen führen Falke und Grosz tief in Hannovers Schattenwirtschaft, zu illegalen Baustellen, dubiosen Speditionen und einem System, das nur funktioniert, weil viele nicht hinschauen wollen.
Ein tödliches System: Arbeit ohne Schutz, Leben ohne Rechte
Die Obduktion ergibt: Der Jugendliche starb an einem Herzinfarkt – offenbar ausgelöst durch extremen Stress in einem geschlossenen Raum. Sein Körper zeigt Ermüdungsbrüche und Narben. Die Ermittlungen bringen Falke mit einer Ärztin in Kontakt, die Geflüchtete ohne Papiere behandelt. Doch auch sie kennt den Toten angeblich nicht.
Nach und nach kommt heraus: Noah arbeitete illegal auf einer Baustelle, hatte einen Unfall – und starb. Simone Kemper, die Ärztin, gesteht schließlich, dass sie ihn nicht mehr retten konnte. Aus Angst vor den Konsequenzen und auf Druck von Bauleiter Rudolf Wehrmüller hatte sie geschwiegen.
Produktion, Besetzung und Premiere
„Tatort: Verborgen“ wurde vom NDR produziert und vom 9. November bis 8. Dezember 2021 in Hamburg und Hannover gedreht. Seine Premiere feierte der Film beim Internationalen Filmfest Emden-Norderney am 10. Juni 2022.
Besetzung:
- Wotan Wilke Möhring – Thorsten Falke
- Franziska Weisz – Julia Grosz
- Alois Moyo – Jon Makoni
- Sheri Hagen – Hope Makoni
- Ben Andrews Rumler – Sam
- Rebecca Rudolph – Simone Kemper
- Michael Lott – Rudolf Wehrmüller
- Philipp Baltus – Büchner
Regie: Neelesha Barthel
Drehbuch: Julia Drache & Sophia J. Ayissi
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Christian Marohl
Zuschauerzahlen und Quote
Die Erstausstrahlung am 16. April 2023 erreichte in Deutschland 8,45 Millionen Zuschauer – ein Marktanteil von 27,8 %. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 1,74 Millionen, was einen Marktanteil von 24,2 % bedeutete. Ein starkes Ergebnis für einen komplexen, sozialkritischen Krimi.
Kritiken: Zwischen nüchternem Drama und fehlender Emotionalität
Der „Tatort: Verborgen“ erzählt eine bedrückende Geschichte über das Leben in der Illegalität – und macht dabei vieles richtig. Mit ruhiger Inszenierung und großer Ernsthaftigkeit taucht der Film in Hannovers Schattenwirtschaft ein. Besonders stark: Alois Moyo als verzweifelter Vater auf der Suche nach seinem Sohn.
Die Ermittlungen von Falke und Grosz geraten dabei fast zur Nebensache. Der Fall selbst ist weniger ein spannender Krimi als ein gesellschaftspolitisches Drama. Einige Handlungselemente wirken konstruiert, die Spannung bleibt auf der Strecke – doch das tut dem Gesamteindruck kaum Abbruch.
Statt Tempo gibt es Tiefe, statt Action echte Anteilnahme. Der „Tatort“ verzichtet auf laute Töne und beleuchtet eine Realität, die sonst selten im Fokus steht.
Fazit: Tatort mit Haltung
„Tatort: Verborgen“ ist ein Krimi, der mehr will als nur Spannung liefern. Er wirft einen ungeschönten Blick auf das Leben von Menschen ohne Aufenthaltsstatus, erzählt von Angst, Verlust und dem verzweifelten Versuch, in einem System zu überleben, das sie nicht sehen will. Auch wenn der Film dramaturgisch nicht alle überzeugt, zählt er zu den stärksten sozialkritischen Fällen des Ermittlerduos Falke und Grosz.