Biblische Wurzeln: Sterndeuter aus dem Osten
Die einzige schriftliche Quelle über die „Heiligen Drei Könige“ findet sich im Matthäusevangelium. Dort wird von Magiern berichtet, die einem Stern folgten, um den neugeborenen „König der Juden“ zu finden. Der Begriff „Magoi“ stammt aus dem Altpersischen und bezeichnete eine Priesterkaste, die für ihre Kenntnisse in Astronomie und Wahrsagerei bekannt war.
Interessanterweise gibt es in der Bibel keine Angabe zur Anzahl der Magier oder ihrer Namen. Diese Details entstanden erst später in der christlichen Tradition. Gold, Weihrauch und Myrrhe, die berühmten Gaben der Weisen, haben eine tief symbolische Bedeutung: Gold steht für die königliche Würde Jesu, Weihrauch für seine Göttlichkeit und Myrrhe für seinen Tod und die Auferstehung.
Legendenbildung und ihre Namen
Erst im 6. Jahrhundert tauchten die Namen Caspar, Melchior und Balthasar auf, die sich in der westlichen Tradition durchsetzten. In der syrischen Überlieferung wird hingegen von zwölf Königen berichtet, die Jesus besuchten. Auch die Darstellung der Könige als Repräsentanten der drei damals bekannten Kontinente – Europa, Asien und Afrika – entwickelte sich im Mittelalter.

Foto: Von El Greco – Museo Soumaya Plaza Carso, Gemeinfrei, Link
Das Bild eines jungen, eines mittleren und eines alten Königs symbolisiert zudem die verschiedenen Lebensphasen des Menschen. Besonders die Darstellung eines der Könige mit dunkler Hautfarbe wurde in der Renaissance populär und spiegelt die Idee der universellen Botschaft des Christentums wider.
Reliquien und der Kölner Dom
Ein zentraler Bestandteil des Kults um die Heiligen Drei Könige sind ihre Reliquien. Diese wurden im 4. Jahrhundert angeblich von der heiligen Helena, der Mutter Kaiser Konstantins, in Palästina entdeckt. Über Umwege gelangten sie schließlich nach Mailand und 1164 nach Köln, wo sie im berühmten Dreikönigenschrein beigesetzt wurden.
Die Verehrung der Reliquien löste eine Pilgerbewegung aus, die den Bau des heutigen Kölner Doms anstieß. Bis heute sind die Gebeine der Könige ein Anziehungspunkt für Gläubige und Touristen.

Foto: Von Arminia, CC BY-SA 3.0, Link
Sternsingen: Ein lebendiger Brauch mit langer Geschichte
Das Fest der Heiligen Drei Könige, auch Epiphanie genannt, wird am 6. Januar gefeiert. Besonders bekannt ist in Deutschland das Sternsingen, bei dem Kinder in Gruppen von Haus zu Haus ziehen, Segenslieder singen und Spenden für wohltätige Zwecke sammeln.
In Spanien und Italien stehen hingegen große Umzüge im Mittelpunkt. Die sogenannten „Cabalgatas de Reyes Magos“ locken jedes Jahr Tausende Menschen an. In Italien bringt die Figur der Befana – eine freundliche Hexe – den Kindern Geschenke.
Doch die Tradition, die tief in der Geschichte verwurzelt ist, steht heute auch vor neuen Herausforderungen und Diskussionen.

Die Ursprünge
Die Ursprünge des Sternsingens liegen im 16. Jahrhundert und gehen auf die Darstellung der Weisen im Matthäusevangelium zurück. Aus den dort erwähnten Sterndeutern wurden im Mittelalter Könige, die drei Kontinente repräsentierten: Europa, Asien und Afrika. Die Darstellung eines der Könige mit dunkler Hautfarbe symbolisierte die universelle Botschaft des Christentums.
Während das Sternsingen zunächst von Klosterschülern betrieben wurde, entwickelte sich der Brauch über die Jahrhunderte weiter. Heute wird er in Deutschland, Österreich und der Schweiz von zentralen Organisationen wie dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ koordiniert. Die Aktion Dreikönigssingen gilt als weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder.
Debatten um Blackfacing und kulturelle Sensibilität
In den letzten Jahren ist das Schminken eines der Sternsingerkinder mit dunkler Hautfarbe – oft als „Mohr“ bezeichnet – in die Kritik geraten. Kritiker sehen darin eine Form von Blackfacing, das schwarze Menschen herabwürdige und exotisiere. Die Trägerorganisationen des Sternsingens in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben darauf reagiert und empfehlen, auf das Schminken zu verzichten. Mit dem Aufruf „Kommt so, wie ihr seid!“ wird betont, dass der Sinn des Sternsingens unabhängig von äußerlichen Darstellungen besteht.
Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Darstellung eines dunkelhäutigen Königs im Mittelalter eine positive Symbolik hatte. Sie sollte die Offenheit des Christentums gegenüber allen Kontinenten betonen. Dennoch bleibt die Diskussion ein sensibles Thema, das die kulturelle Bedeutung des Brauchs in einer modernen Gesellschaft neu beleuchtet.
Kunst und Symbolik
Die Heiligen Drei Könige sind ein beliebtes Motiv in der Kunstgeschichte. Von mittelalterlichen Mosaiken bis hin zu Gemälden der Renaissance wird die Anbetung der Könige als symbolträchtiges Ereignis dargestellt. Werke von Künstlern wie Botticelli und Dürer zeigen die Weisen als Brücke zwischen Kulturen und Epochen.