Eintracht Braunschweig startet mutig
Von Beginn an war spürbar: Braunschweig wollte nicht nur zuschauen, sondern den Favoriten ärgern. Die Mannschaft von Trainer Heiner Backhaus setzte den Bundesligisten früh unter Druck, störte den Spielaufbau aggressiv und zwang den VfB zu Fehlern.
Bereits in der 8. Minute belohnten sich die Niedersachsen für ihren Mut. Nach einem Ballgewinn zog Kapitän Sven Köhler aus der Distanz ab und brachte die Eintracht mit 1:0 in Führung. Doch die Antwort der Schwaben ließ nicht lange auf sich warten: Nur vier Minuten später verwertete Ermedin Demirovic eine punktgenaue Flanke von Maximilian Mittelstädt zum schnellen Ausgleich.
Die Gäste übernahmen nun mehr Kontrolle, fanden aber gegen die leidenschaftlich kämpfenden Niedersachsen selten klare Lösungen. Chancen waren zwar da – unter anderem durch Undav, Hendriks und Tiago Tomás – doch die Führung wollte nicht fallen.
Der Wahnsinn nimmt Fahrt auf
Nach der Pause schien der Favorit seiner Rolle gerecht zu werden. Der VfB kombinierte sich nun häufiger gefährlich vor das Tor der Gastgeber. In der 60. Minute war es erneut Demirovic, der einen perfekten Angriff über die linke Seite abschloss und Stuttgart in Führung brachte.
Doch Braunschweig steckte nicht auf – im Gegenteil. Angetrieben vom frenetischen Publikum warfen die Niedersachsen alles nach vorne. Der Einsatz zahlte sich aus: In der 77. Minute schlenzte Fabio Di Michele Sanchez den Ball wuchtig unter die Latte zum 2:2. Nur acht Minuten später folgte der nächste Nackenschlag für den VfB: Erneut war Di Michele Sanchez zur Stelle, als die Stuttgarter Abwehr nicht konsequent klären konnte – 3:2 für Braunschweig.
Als viele schon mit der Sensation rechneten, schlug Stuttgart zurück. Joker Nick Woltemade erzielte kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit (89.) den Ausgleich zum 3:3 und rettete den Titelverteidiger in die Verlängerung.
Verlängerung mit doppelter Dramatik
Die Verlängerung begann, wie die reguläre Spielzeit geendet hatte: mit purer Dramatik. Schon in der 92. Minute brachte ein unglückliches Eigentor von Sanoussy Ba die Stuttgarter wieder in Front. Doch wer dachte, dass dieser Treffer den Widerstand der Niedersachsen brechen würde, lag falsch. Braunschweig blieb bissig und kam in der 104. Minute erneut zurück – diesmal traf Christian Conteh aus der Drehung zum 4:4.
Die zweite Hälfte der Verlängerung war geprägt von Nervenstärke und Kampfgeist. Beide Teams warfen alles in die Waagschale, doch die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen.
Das Elfmeterschießen: Nervenkitzel pur
Was dann folgte, war nichts für schwache Nerven. Schütze um Schütze trat an, beide Teams trafen hochkonzentriert. Immer wieder wechselte die Führung – mal lag Braunschweig vorn, mal Stuttgart.
Erst nach insgesamt 20 Elfmetern fiel die Entscheidung: Stuttgart verwandelte den letzten Schuss sicher, während Eintracht Braunschweig zuvor gescheitert war. Mit einem 12:11-Erfolg zog der VfB ins Achtelfinale ein, Braunschweig musste sich nach einer historischen Leistung geschlagen geben.
ie Tore im ÜberblickDie Tore des Spiels
- 104. Minute: 4:4 – Christian Conteh dreht sich im Strafraum und verwandelt sicher.
- 8. Minute: 1:0 – Braunschweigs Kapitän Sven Köhler trifft aus der Distanz.
- 12. Minute: 1:1 – Ermedin Demirovic köpft eine Flanke von Maximilian Mittelstädt ins Tor.
- 60. Minute: 1:2 – Ermedin Demirovic schiebt nach Vorarbeit von Angelo Stiller aus kurzer Distanz ein.
- 77. Minute: 2:2 – Fabio Di Michele Sanchez gleicht mit einem strammen Schuss aus.
- 85. Minute: 3:2 – Fabio Di Michele Sanchez bringt Braunschweig erneut in Führung.
- 89. Minute: 3:3 – Nick Woltemade trifft nach starker Vorarbeit zum Ausgleich.
- 92. Minute: 3:4 – Eigentor von Sanoussy Ba nach Hereingabe von Tiago Tomás.
Analyse: Kampf, Klasse und Emotionen
Dieses Spiel zeigte eindrucksvoll, warum der DFB-Pokal so einzigartig ist. Auf dem Papier war Stuttgart der klare Favorit – ein Europapokal-Teilnehmer, gespickt mit Nationalspielern. Doch Braunschweig bot Paroli, als stünde ein Bundesligist auf dem Platz.
Die Kampfbereitschaft der Eintracht war beeindruckend: Früh anlaufen, aggressiv in die Zweikämpfe gehen, mutig nach vorne spielen – mit diesem Konzept wurde der Titelverteidiger immer wieder vor Probleme gestellt.
Auf der anderen Seite bewies der VfB Nervenstärke und Qualität, wenn es darauf ankam. Alexander Nübel im Tor war am Ende der Garant für den Erfolg, während die Offensive mit Demirovic, Woltemade und Mittelstädt immer wieder für Gefahr sorgte.
Das bedeutet der Sieg für Stuttgart
Für den VfB Stuttgart bedeutet dieser Erfolg mehr als nur das Weiterkommen. Die Schwaben bewiesen, dass sie auch unter Druck bestehen können – eine wichtige Eigenschaft mit Blick auf die anstehenden Bundesliga– und Europapokalspiele.
Braunschweig dagegen verabschiedet sich erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb. Trotz des Ausscheidens sendete die Mannschaft ein starkes Signal an die Liga: Mit dieser Leidenschaft und diesem Teamgeist wird der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga alles andere als unrealistisch.
Blick auf die zweite Runde
Die Auslosung der zweiten Pokalrunde findet am 31. August im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund statt. Die Ziehung wird ab 19 Uhr live in der ARD-Sportschau übertragen – als Losfee ist FIFA-Schiedsrichter Felix Brych im Einsatz.