Nach über 20 Jahren: Der letzte Fall für Borowski

Abschied von Borowski: Eine Ära endet – Was bleibt vom Kult-Kommissar?

Ein letztes Mal ging er auf Verbrecherjagd – dann war Schluss. Am 16. März 2025 wurde die finale Episode mit Klaus Borowski ausgestrahlt und besiegelte das Ende einer der langlebigsten „Tatort“-Figuren. Seit 2003 prägte Axel Milberg als wortkarger, oft unnahbarer Kommissar die Krimiwelt des NDR. Nun endet seine Ära – und mit ihm verabschiedet sich ein Stück deutscher Fernsehgeschichte.
Abschied von Borowski: Eine Ära endet – Was bleibt vom Kult-Kommissar?
Abschied von Borowski: Eine Ära endet – Was bleibt vom Kult-Kommissar?
ARD/NDR TATORT: BOROWSKI UND DAS EWIGE MEER, am Sonntag (10.11.24) um 20:15 Uhr im ERSTEN. Bleibt Rätselhaft: Zenaida (Milena Tscharntke)
Foto: © NDR/Thorsten Jander, honorarfrei

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Der Kieler „“ war immer anders als viele seiner Pendants. Hier ging es weniger um klassische Ermittlungsarbeit, sondern oft um die psychologischen Abgründe der Täter. Borowski war kein strahlender Held, sondern ein kantiger Charakter mit Ecken und Kanten – oft melancholisch, manchmal ruppig, aber immer faszinierend. Über 43 Fälle hinweg entwickelte er sich vom Einzelgänger zum Ermittler mit Tiefgang. Sein letztes Kapitel schließt nun eine ab, die für viele Zuschauer über zwei Jahrzehnte hinweg fester Bestandteil des Sonntagabends war.

Von „Stahlnetz“ zum Kieler „Tatort“: Wie alles begann

Klaus Borowskis Geschichte startete eigentlich nicht beim „Tatort“, sondern bereits 2002 in der Krimireihe „Stahlnetz“. In der Folge „PSI“ war er erstmals als Ermittler zu sehen – damals noch in Hannover. Als „Stahlnetz“ eingestellt wurde, übernahm der NDR die Figur und machte sie 2003 zum neuen Gesicht des Kieler „Tatorts“.

Dass Axel Milberg für diese Rolle perfekt passte, war kein Zufall: Er wurde selbst in Kiel geboren, wuchs im Stadtteil Düsternbrook auf und kannte die raue Mentalität der Region. Sein erster Fall, „Väter“, wurde im November 2003 ausgestrahlt – und von Anfang an war klar, dass Borowski anders war als viele seiner „Tatort“-Kollegen.

Abschied von Borowski: Eine Ära endet – Was bleibt vom Kult-Kommissar? 2 Tatort Borowski und das unschuldige Kind von Wacken keyvisual
Tatort – Borowski und das unschuldige Kind von Wacken
Mila Sahin (Almila Bagriacik) und Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) auf dem Wacken-Festival.

Foto: © NDR/Thorsten Jander, honorarfrei

Während andere Ermittler oft als Teamplayer angelegt sind, war Borowski zunächst ein einsamer Wolf. Axel Milberg selbst beschrieb ihn zu Beginn als einen „Soziopathen“, der kaum teamfähig sei. Doch genau diese Ambivalenz machte ihn spannend – und bot Potenzial für eine Entwicklung, die über zwei Jahrzehnte hinweg zu beobachten war.

Borowskis Wandel: Drei Partnerinnen, drei Phasen

Ein einsamer Ermittler – das war Borowski zu Beginn. Doch im Laufe der Jahre bekam er Ermittlungspartnerinnen, die nicht nur für Abwechslung sorgten, sondern auch seinen Charakter prägten. Jede von ihnen markierte eine Phase in seiner Entwicklung:

PartnerinSchauspielerinErste EpisodeLetzte EpisodeBeziehung zu Borowski
Frieda JungMaren EggertTango für Borowski (2010)Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes (2015)Polizeipsychologin & große Liebe
Sarah BrandtSibel KekilliBorowski und eine Frage von reinem Geschmack (2010)Borowski und das Fest des Nordens (2017)Kollegin, aber distanziert
Mila SahinAlmila BagriacikBorowski und das Haus der Geister (2018)Borowski und das Haupt der Medusa (2025)Professionelle Partnerin, wachsende Verbundenheit
Abschied von Borowski: Eine Ära endet – Was bleibt vom Kult-Kommissar? 22 Tango fuer Borowski
Klaus Borowski (Axel Millberg) and Freida Jung (Maren Eggert) Tango for Borowski shooting Ilomantsi, Finland
Foto: © NDR/Pasi Räsämäki, honorarfrei

Besonders Frieda Jung (Maren Eggert) hinterließ Spuren in Borowskis Leben. Die Polizeipsychologin sollte ihn ursprünglich nur beobachten – doch daraus wurde mehr. Ihre Beziehung war kompliziert, oft von Distanz geprägt, aber tiefgründig. Ihr Auftritt in Borowskis letzter Episode deutete an, dass diese Verbindung auch nach seinem Abschied eine Rolle spielen könnte.

Abschied von Borowski: Eine Ära endet – Was bleibt vom Kult-Kommissar? 19 Tatort Borowski und das Land zwischen den Meeren
NDR Fernsehen TATORT: BOROWSKI UND DAS LAND ZWISCHEN DEN MEEREN, am Samstag (15.03.25) um 23:30 Uhr.
Axel Milberg ist Klaus Borowski.

Foto: © NDR/Christine Schroeder

Mit Sarah Brandt (Sibel Kekilli) wurde das Kieler Team dynamischer, doch ihre Beziehung zu Borowski blieb professionell. Kekilli verabschiedete sich 2017 aus der Serie. Danach kam Mila Sahin (Almila Bagriacik), mit der Borowski erstmals eine Art gleichberechtigte Ermittlungspartnerschaft führte. Sahin bleibt dem Kieler „Tatort“ auch nach Borowskis Abschied erhalten.

Finaler Fall: Borowskis unkonventioneller Abschied

Sein letzter Fall „Borowski und das Haupt der Medusa“ ließ den Kommissar nicht ruhig in den Ruhestand treten. Stattdessen geriet er selbst in Bedrängnis: Ein Mord im Bürgeramt, eine verstörende Mutter-Sohn-Beziehung und ein Täter, der Borowski psychologisch herausforderte.

Die Episode spielte mit Mythen und düsteren Symbolen: Der Titel verweist auf die griechische Medusa, deren Blick Menschen in Stein verwandelte – eine Metapher für Borowskis oft unbeweglichen, kühlen Blick auf die Welt. Doch in dieser Episode wurde der Jäger selbst zum Gejagten. Am Ende fand er sich nicht in einem gemütlichen Ruhestand wieder – sondern in Untersuchungshaft.

Die unerwartete Wendung ließ viele Zuschauer schockiert zurück. Gerade deshalb wurde die Episode als „unorthodoxer, aber faszinierender Abschied“ gefeiert.

Wie reagierte das Publikum?

Die letzte Episode sorgte für Gesprächsstoff. Während die Kritiken überwiegend positiv ausfielen, spaltete das Ende die Gemüter.

Spiegel.de nannte den eine „Sinfonie der Anomalie“ und gab 9 von 10 Punkten. Tatort-Fans.de lobte den würdigen Abschied, doch einige Fans waren unzufrieden mit Borowskis Schicksal. Film-Rezensionen.de bewertete die Folge mit 8 von 10 Punkten und nannte sie „surreal und abgründig, aber nicht sehr spannend“.

Axel Milberg: Warum er wirklich aufhörte

Axel Milberg äußerte sich nach seinem letzten „Tatort“ erleichtert: „Es war Zeit. Ich habe mir dieses Ende genauso gewünscht.“ Doch in Branchenkreisen wurde spekuliert, dass sein Abschied nicht vollständig freiwillig war.

Während er betonte, dass er sich auf neue Projekte freue, darunter auch internationale Produktionen, blieb die Frage offen: Hätte Borowski weitermachen können? Oder wollte der NDR mit einem Neuanfang das Format verjüngen?

Wie geht es mit dem „Tatort Kiel“ weiter?

Der Kieler „Tatort“ lebt weiter – mit einer neuen Teamkonstellation. Mila Sahin (Almila Bagriacik) bleibt an Bord, doch eine neue Figur betritt die Bühne: Elli Krieger (Karoline Schuch), eine Polizeipsychologin.

Die erste Episode des neuen Teams, ein Zweiteiler mit dem Titel „Unter Freunden / Unter Feinden“, wurde bereits gedreht und soll 2026 ausgestrahlt werden. Der Fokus wird sich leicht verschieben: Während Borowski oft auf psychologische Täterprofile setzte, könnte das neue Duo eine modernere, analytischere Ermittlungsarbeit einführen.

Fazit: Ein Abschied mit Nachhall

Klaus Borowski war mehr als nur ein weiterer „Tatort“-Kommissar – er war eine der markantesten Figuren des deutschen Fernsehens. Seine unkonventionelle Art, seine melancholische Tiefe und die oft düsteren Fälle machten ihn zu einem Publikumsliebling.

Sein Abschied mag für viele überraschend gewesen sein, doch genau das passte zu ihm: Kein einfaches Happy End, sondern ein unerwarteter Schlusspunkt, der Fragen offenlässt.

Und wer weiß – vielleicht taucht Borowski irgendwann wieder auf. Schließlich sind Kommissare wie er nicht so leicht zum Schweigen zu bringen.

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