Sicherheit

Fahrradhelm-Kauf: Passform, Siegel, Typ entscheiden – Diese Tipps vom TÜV können Leben retten!

Das Fahrrad boomt in Deutschland. Ob für den Weg zur Arbeit, den Wochenendausflug oder sportliche Touren – die Zahl der Räder auf unseren Straßen wächst kontinuierlich. Laut TÜV-Verband stieg der Bestand binnen fünf Jahren um 14 Prozent auf beeindruckende 88,7 Millionen Stück im Jahr 2024, darunter allein 15,7 Millionen Pedelecs mit Elektro-Unterstützung.
Fahrradhelm-Kauf: Passform, Siegel, Typ entscheiden – Diese Tipps vom TÜV können Leben retten!
Fahrradhelm-Kauf: Passform, Siegel, Typ entscheiden – Diese Tipps vom TÜV können Leben retten!
Foto: AlextredzEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Folge uns auf:

Doch die Beliebtheit hat eine Schattenseite: Die Unfallzahlen steigen ebenfalls. Das Statistische Bundesamt meldete für 2024 tragische 441 unter Radfahrenden und rund 14.000 Schwerverletzte. Schutz ist daher essenziell. „Radfahrende sollten sich so gut es geht schützen. Neben einer vorausschauenden Fahrweise gehört dazu die richtige Ausrüstung“, betont Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. „Ein hochwertiger Fahrradhelm kann Kopfverletzungen verhindern oder erheblich abmildern.“ Doch Helm ist nicht gleich Helm. Beim Kauf sind wichtige Details zu beachten.

Passform: Millimeterarbeit für maximale Sicherheit

Der beste Schutz ist nur gewährleistet, wenn der Helm perfekt sitzt. Die Basis ist die richtige Größe: Messen Sie Ihren Kopfumfang mit einem Maßband an der breitesten Stelle – über Stirn und Hinterkopf, etwa einen Fingerbreit über den Ohren und Augenbrauen. Die gängigen Größen sind S (52-56 cm), M (56-58 cm) und L (58-62 cm), können aber je nach Hersteller leicht variieren. Fast jeder Helm verfügt heute über ein Drehrad am Hinterkopf und verstellbare Riemen für die Feinjustierung. Weiche Innenpolster erhöhen den Komfort und sorgen für optimalen Halt.

Ist der Helm angepasst, muss er waagerecht auf dem Kopf sitzen – nicht zu weit in der Stirn oder im Nacken. „Die seitlichen Riemen sollten ein Dreieck unter dem Ohr bilden und der Kinnriemen eng anliegen, aber nicht einschneiden“, präzisiert Zaneta. Zwischen Kinn und Riemen sollte maximal ein Finger passen. Nur so bleibt der Helm bei einem Aufprall stabil in Position. Ein Tipp für Ganzjahresfahrer: Wer auch bei Kälte fährt, sollte den Helm beim Kauf mit einer dünnen Mütze oder einem Stirnband anprobieren, um sicherzustellen, dass die Passform auch dann noch stimmt.

Prüfsiegel und Schutztechnologien: Mehr als nur die Pflicht

Ein Muss für jeden in verkauften Helm ist die CE-Kennzeichnung nach Norm EN 1078. Sie bestätigt die Erfüllung grundlegender Sicherheitsanforderungen. Wer auf Nummer sicher gehen will, achtet zusätzlich auf das freiwillige GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“) oder ein TÜV-Prüfzeichen. Diese Siegel stehen für erweiterte Tests, die über die CE-Norm hinausgehen. Dabei prüfen unabhängige Institute den Helm unter realistischeren Bedingungen, etwa durch Tests mit unterschiedlichen Aufprallwinkeln (da Stürze selten gerade erfolgen) und untersuchen die Langzeitbeständigkeit des Materials bei Hitze oder Feuchtigkeit.

Innovative Technologien bieten zusätzlichen Schutz: Das „Multi-Directional Impact Protection System“ (MIPS) oder ähnliche Systeme sind darauf ausgelegt, Rotationskräfte zu reduzieren, die bei einem schrägen Aufprall auf das Gehirn wirken können. Eine reibungsarme Schicht zwischen Helmschale und Polsterung erlaubt eine leichte Bewegung des Helms relativ zum Kopf und kann so schädliche Kräfte teilweise absorbieren.

Auch die Sichtbarkeit ist ein Sicherheitsfaktor. „Viele Helme verfügen über reflektierende Streifen, einige sogar über eingebaute Rücklichter“, sagt Zaneta. Diese erhöhen die Wahrnehmung durch andere Verkehrsteilnehmer, besonders in der Dämmerung. Aber Achtung: „Solche Features erhöhen die Sichtbarkeit, ersetzen allerdings nicht die vorgeschriebene Fahrradbeleuchtung“, stellt die Expertin klar.

Der Einsatzzweck bestimmt den Helmtyp

Bei der Konstruktion ist die In-Mold- weit verbreitet: Hier werden die harte Außenschale und die stoßdämpfende Innenschicht (meist EPS-Schaum) direkt miteinander verschmolzen. „Das macht die Helme leicht und dennoch stabil“, erklärt Zaneta. Das geringe Gewicht ist ein wichtiger Faktor für den Tragekomfort. „Ein Helm, der leicht und bequem ist, wird häufiger getragen – und nur ein getragener Helm kann im Ernstfall schützen.“

Je nach Fahrstil und Einsatzgebiet gibt es spezialisierte Helmtypen:

  • City- und Trekkinghelme (ab ca. 40 Euro): Allrounder für den Alltag, oft schlichtes Design, gute Belüftung.
  • Mountainbike (MTB)-Helme (ab ca. 60 Euro): Bieten mehr Schutz im Nacken- und Schläfenbereich, oft mit verstellbarem Visier gegen Sonne und Äste sowie größeren Lüftungsöffnungen für anstrengende Fahrten.
  • Rennradhelme (ca. 70 bis 250 Euro): Extrem leicht, aerodynamisch optimiert und mit maximaler Belüftung für sportliche Fahrer.
  • BMX- und Dirt-Helme: Robuste Hartschalenkonstruktion für hohe Belastungen und Sprünge.
  • Hybrid-Helme: Kombinieren Eigenschaften verschiedener Typen, z.B. gute Belüftung und Robustheit.
  • Kinderhelme (ab ca. 20 Euro): Speziell an kleinere Köpfe angepasst, oft mit einfacheren Verstellsystemen und kinderfreundlichen Designs. Wichtig sind hier oft zusätzliche Einstellmöglichkeiten für den wachsenden Kopfumfang.

Regelmäßige Kontrolle und rechtzeitiger Austausch

Ein Helm ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und braucht Pflege. Vor jeder Fahrt sollte ein kurzer Check erfolgen: Sitzt der Helm noch fest? Funktionieren die Verschlüsse? Sind Risse oder Dellen sichtbar?

Die wichtigste Regel: „Nach einem Sturz muss der Helm grundsätzlich ersetzt werden“, unterstreicht Fani Zaneta. Das gilt auch, wenn äußerlich keine Schäden zu sehen sind. Die innere Struktur des Dämpfungsmaterials kann durch den Aufprall beeinträchtigt sein und beim nächsten Sturz keinen ausreichenden Schutz mehr bieten.

Aber auch ohne Unfall hat ein Helm eine begrenzte Lebensdauer. Materialermüdung durch UV-Strahlung, Schweiß und Temperaturschwankungen setzt ihm zu. Als Faustregel gilt: Nach spätestens fünf Jahren sollte ein Helm ausgetauscht werden, manche Hersteller empfehlen sogar einen früheren Wechsel – beachten Sie die Angaben im Handbuch. Sichtbare Anzeichen für das Ende der Lebensdauer sind ein ausgeleiertes oder bröseliges Innenfutter, spröde Riemen oder eine verfärbte, spröde Außenschale. Lagern Sie den Helm daher kühl, trocken und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Das regelmäßige Reinigen des Innenpolsters (oft herausnehmbar und waschbar) dient nicht nur der Hygiene, sondern erhält auch die Materialqualität.

Anzeige

Das Könnte Sie auch interessieren

Mehr von InsideBW.de

Das könnte dich auch Interessieren – mehr aus dem Netz

Anzeige

Neueste Artikel