Nach langer Krankheit

Roy Ayers, Jazz-Funk Pionier, stirbt mit 84 Jahren

New York City, USA – Roy Ayers, der legendäre Vibraphonist, dessen einzigartige Fusion aus Jazz, Funk und Soul den Grundstein für Generationen von Musikern legte, starb am 4. März im Alter von 84 Jahren. Ayers war eine prägende Figur in der Entwicklung von Acid Jazz und Neo-Soul und wurde für seinen genreübergreifenden Sound und seinen nachhaltigen Einfluss auf Hip-Hop und R&B verehrt.
Roy Ayers, Jazz-Funk Pionier, stirbt mit 84 Jahren
Roy Ayers, Jazz-Funk Pionier, stirbt mit 84 Jahren
Roy Ayers (2006)

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Die Familie des Musikers gab seinen Tod in einem Statement auf Facebook bekannt: „Mit großer Trauer geben die Angehörigen des legendären Vibraphonisten, Komponisten und Produzenten Roy Ayers seinen Tod bekannt, der sich am 4. März 2025 in New York City nach langer Krankheit ereignete. Er lebte wunderschöne 84 Jahre und wird schmerzlich vermisst werden. Seine Familie bittet darum, ihre Privatsphäre in dieser Zeit zu respektieren. Eine Feier von Roys Leben wird in Kürze stattfinden.“  

Leben und Karriere

Roy Edward Ayers Jr. wurde am 10. 1940 in Los Angeles, Kalifornien, in eine musikalische Familie geboren. Seine Mutter Ruby Ayers war Lehrerin und Klavierlehrerin, während sein Vater, Roy Ayers Sr., Posaune spielte. Bereits im Alter von fünf Jahren zeigte sich Ayers‘ musikalisches , als er Boogie-Woogie-Melodien auf dem Klavier spielte. Mit neun Jahren spielte er Steel Guitar, in seiner Jugend auch Flöte, Trompete und Schlagzeug, bevor er sich schließlich für das Vibraphon entschied. Einen prägenden Einfluss hatte der Besuch eines Konzerts von Lionel Hampton, bei dem der junge Ayers so begeistert vom Vibraphonisten war, dass dieser ihm sein erstes Paar Schlägel schenkte. Diese Begegnung sollte Ayers‘ musikalischen Weg für immer bestimmen.  

Ayers wuchs in South Park (später bekannt als South Central) auf, einem Viertel, das im Zentrum der afroamerikanischen Musikszene Südkaliforniens stand. Er besuchte die Thomas Jefferson High School, die eng mit der Jazzszene der Central Avenue verbunden war. Die Central Avenue war tagsüber ein belebtes Zentrum der afroamerikanischen Mittelschicht, nachts verwandelte sie sich in eine pulsierende Straße voller Musik und Unterhaltung, in der Größen wie Lionel Hampton, Charlie Parker und Ella Fitzgerald auftraten. In diesem Umfeld, geprägt von Bebop mit seinen schnellen Tempi, komplexen Akkordfolgen und virtuosen Instrumentalisten, entwickelte Ayers seine musikalische Identität.  

Neben der Schule erhielt Ayers Klavierunterricht von seiner Mutter und sang im Kirchenchor. Mit 17 Jahren erfüllten ihm seine Eltern seinen Wunsch nach einem eigenen Vibraphon. Er begann zunächst autodidaktisch zu lernen, nahm dann aber Unterricht bei Bobby Hutcherson, einem aufstrebenden Vibraphonisten aus seiner Nachbarschaft. Die beiden Musiker wurden Freunde und übten regelmäßig zusammen. Während seiner Schulzeit an der Jefferson High gründete Ayers seine erste eigene Band, die Jefferson Combo, die er später in Latin Lyrics umbenannte.  

Nach dem Schulabschluss studierte Ayers Musiktheorie am Los Angeles City College. Mit 21 Jahren begann er seine professionelle Musikerkarriere und arbeitete mit Künstlern wie Chico Hamilton, Teddy Edwards, Jack Wilson, Phineas Newborn und Gerald Wilson zusammen. 1962 begann er als Bebop-Sideman zu arbeiten und veröffentlichte 1963 sein Debütalbum „West Coast Vibes“ in Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Curtis Amy. 1966 schloss sich Ayers dem Jazzflötisten Herbie Mann an und erlangte dadurch größere Bekanntheit.  

In den frühen 1970er Jahren gründete Ayers seine eigene Band, Roy Ayers Ubiquity. Den Namen wählte er, weil Ubiquität „Allgegenwart“ bedeutet, und er wollte Musik schaffen, die überall präsent ist. Ayers komponierte den Soundtrack für den Blaxploitation-Film „Coffy“ (1973) mit Pam Grier und spielte im selben Jahr die Rolle des Elgin in „Idaho Transfer“. Er entwickelte seinen Sound weiter und bewegte sich von Jazz-Funk in Richtung R&B, was sich in Alben wie „Mystic Voyage“ (1975) mit Songs wie „Evolution“ und dem Underground-Disco-Hit „Brother Green (The Disco King)“ sowie dem Titelsong seines Albums „Everybody Loves the Sunshine“ (1976) zeigte.  

Ayers trug maßgeblich dazu bei, die Feel-Good-Musik der 1970er Jahre populär zu machen. Er beschrieb seine Musik mit den Worten: „Ich mag dieses glückliche Gefühl die ganze Zeit, also ist diese Zutat immer noch da. Ich versuche, das zu erzeugen, weil es meine natürliche Art ist.“ In den 1990er Jahren arbeitete er mit Rick James zusammen und beschrieb ihn als engen Freund. In den 2000er und 2010er Jahren wagte sich Ayers in die House-Musik und arbeitete mit Künstlern wie Masters at Work und Kerri Chandler zusammen. Er gründete die Plattenlabels Uno Melodic und Gold Mink Records. 2004 veröffentlichte er das Album „Mahogany Vibes“, an dem unter anderem die Soulsängerin Erykah Badu mitwirkte. Ayers war auch im Videospiel Grand Theft IV (2008) als Moderator des fiktiven Radiosenders „Fusion FM“ zu hören. 2015 spielte er Vibraphon auf Tyler, the Creators Album „Cherry Bomb“ in dem Track „Find Your Wings“. Bis 2023 war Ayers weiterhin live auf der Bühne zu erleben.  

Beitrag zum Jazz

Roy Ayers gilt als Pionier des Jazz-Funk und eine Schlüsselfigur in der Acid-Jazz-Bewegung. Er begann seine Karriere als Post-Bop-Jazzkünstler und veröffentlichte mehrere Alben bei Atlantic Records, bevor er in den 1970er Jahren zu Polydor Records wechselte. Dort veröffentlichte er eine Reihe von wegweisenden Alben wie „Ubiquity“, „Vibrations“, „Mystic Voyage“ und „Everybody Loves The Sunshine“. Als sich seine Musik zu einem neuen R&B-Dance-Stil entwickelte, entwickelte sie sich zum neuen Disco-Genre der Mitte bis Ende der 1970er Jahre. 1977 hatte Ayers seinen größten Hit „Running Away“, der sowohl in den R&B- als auch in den Dance-Charts die Top 20 erreichte.  

Ayers hat in seiner über 40-jährigen Karriere über 400 Werke komponiert. Besonders hervorzuheben ist sein Song „Everybody Loves the Sunshine“, der nicht nur in seiner eigenen Version erfolgreich war, sondern auch von zahlreichen R&B- und Hip-Hop-Künstlern gecovert und gesampelt wurde, darunter Mary J. Blige in ihrem Song „My Life“. Ayers‘ Musik wurde zu einer wichtigen Quelle für Samples und Coverversionen, Künstler wie A Tribe Called Quest, TLC, MOS DEF, 2 Pac, Junior M.A.F.I.A., Jill Scott, Coolio, D’Angelo und Erykah Badu nutzten seine Grooves und Melodien. Ayers wird auch als „Acid-Jazz-Prophet“ bezeichnet, da seine Kompositionen die Fusion von Downtempo-Hip-Hop und Electronica mit Jazz in den 1990er Jahren inspirierten.  

Ayers‘ Einfluss reichte über die Grenzen der USA hinaus. Seine Musik prägte die britische Rare Groove-Bewegung, die sich durch die Suche nach obskuren Funk-, Soul- und Jazz-Platten auszeichnete. Ayers‘ Alben und Live-Auftritte wurden zu festen Bestandteilen dieser Szene und trugen dazu bei, seinen einzigartigen Sound einem neuen Publikum zugänglich zu machen.  

Ayers war ein Musiker, der die Grenzen zwischen Genres überschritt und sich stets neuen Einflüssen öffnete. In den späten 1970er Jahren reiste er nach Nigeria und arbeitete mit dem Afrobeat-Pionier Fela Kuti zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit entstand das Album „Music of Many Colors“, das die Verbundenheit von Ayers mit der globalen Black Music und dem Pan-Afrikanismus zum Ausdruck brachte.  

Reaktionen aus der Musikwelt

Der Tod von Roy Ayers löste zahlreiche Reaktionen in der Musikwelt aus. Künstler, die von ihm beeinflusst wurden, und Weggefährten würdigten seinen Beitrag zur Musikgeschichte.

Mary J. Blige, die „Everybody Loves the Sunshine“ in ihrem 1994er Album „My Life“ sampelte, schrieb auf Social Media: „RIP Roy Ayers“. DJ Premier, ein einflussreicher Hip-Hop-Produzent, würdigte Ayers als „Ikone“ und bedankte sich für seine „soulige Musik“. Er erinnerte auch an Ayers‘ Zusammenarbeit mit dem Rapper Guru und dessen Jazzmatazz-Projekt. Erykah Badu und Swizz Beatz teilten Tributbotschaften des Ebony Magazine in ihren Instagram-Stories. Die britische Sängerin Estelle veröffentlichte eine persönliche Erinnerung an Ayers und betonte die Bedeutung seiner Musik für ihren Großvater, einen Steel-Pan-Spieler.  

Tyler, the Creator, der Ayers auf seinen Alben „Cherry Bomb“ und „Flower Boy“ featurete, reagierte bestürzt auf die Nachricht von seinem Tod. Questlove, Schlagzeuger von The Roots, bezeichnete Ayers in einem Instagram-Post als „König des Neo-Soul“ und „die Blaupause für so vieles, was wir an moderner Musik lieben“. Er hob hervor, wie Ayers‘ Musik die Soulquarians-Bewegung inspirierte, zu der neben The Roots auch Künstler wie D’Angelo und J Dilla gehörten.  

Reaktionen der Fans

Auch die Fans reagierten mit Trauer und Dankbarkeit auf den Tod von Roy Ayers. In den sozialen Medien teilten sie ihre Erinnerungen an seine Musik und seine Konzerte. Auf Reddit würdigten Fans Ayers‘ einzigartige Fähigkeit, positive Stimmung zu erzeugen, und seine Bedeutung für die Musikgeschichte. Ein Fan beschrieb ein Konzert, bei dem Ayers trotz Regen „Everybody Loves the Sunshine“ spielte und so einen „wunderschönen Moment“ schuf. Ein anderer Fan hob die Bedeutung von Ayers‘ Song „Poo Poo La La“ hervor.  

Todesursache

Roy Ayers starb am 4. März 2025 in New York City nach langer Krankheit. Die genaue Todesursache wurde nicht öffentlich bekannt gegeben. Es ist jedoch bekannt, dass Ayers in den Jahren vor seinem Tod mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. 2019 wurde er mit einer nicht genannten Krankheit ins Krankenhaus eingeliefert. 2023 musste er eine Reihe von Konzerten absagen, nachdem er an COVID-19 erkrankt war.  

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