„Es bleibt komplett unkonkret“
Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: 70 Prozent der befragten Jugendlichen empfinden TikTok als abhängig machend, vor allem durch die ständige Dopaminausschüttung. Ein 16-jähriger Befragter beschreibt: „Die Videos vermitteln so viele Optionen und Möglichkeiten – und am Ende macht man nichts davon, weiß auch nichts mehr davon, es bleibt komplett unkonkret.“
Auch die Auswirkungen auf die Konzentration und die mentale Gesundheit sind gravierend: 69 Prozent fühlen sich nach der Nutzung erschöpft oder unzufrieden, weil sie zu viel Zeit verloren haben. „Wenn man dann nur eine halbe Stunde gucken wollte und dann doch zwei oder drei Stunden drauf war, dann fühlt man sich richtig mies“, schildert eine 17-jährige Teilnehmerin.
Zwischen Kontrolle und Selbstverlust
Doch TikTok bietet nicht nur negative Aspekte: 43 Prozent der Jugendlichen nutzen die Plattform gezielt als Suchmaschine oder zur Information. Vor allem im Bereich Kosmetik dient TikTok vielen als Orientierungshilfe. „Sachen suchen und informieren ist auf TikTok viel besser, als es auf Google überhaupt möglich ist“, so eine Teilnehmerin. Tutorials und Anleitungen schaffen ein Gefühl von Sicherheit, während Beauty-Trends für Inspiration sorgen.
Birgit Huber, Bereichsleiterin im IKW, erklärt: „Die Studie zeigt, dass die Nutzung von TikTok Abhängigkeiten verursachen kann. Gleichzeitig bietet die Plattform, wie im Bereich Kosmetik, Informationen und Empfehlungen, die den Alltag strukturieren und Sicherheit geben.“
Das Dilemma der Jugendlichen
Trotz dieser positiven Effekte bleibt TikTok für viele ein zweischneidiges Schwert. Die Jugendlichen beschreiben das Phänomen als „eine Art Trance-Zustand“, der oft zu einem Kontrollverlust führt. „TikTok-Schauen ist wie so eine Art Trance-Zustand. Solange man das schaut, wird man quasi reingezogen, man beamt sich weg“, erläutert ein Teilnehmer.
Die Angst, etwas zu verpassen, hält viele dennoch auf der Plattform. 68 Prozent glauben, dass die wichtigsten Trends zuerst auf TikTok entstehen, bevor sie auf anderen Plattformen wie Instagram oder YouTube auftauchen.
Australien zieht Konsequenzen – und Deutschland?
Während Australien mit einem Verbot für unter 16-Jährige bereits auf die Risiken der Social-Media-Nutzung reagiert hat, bleibt die Debatte in Deutschland offen. Die Erkenntnisse der IKW-Studie könnten jedoch helfen, das komplexe Verhältnis zwischen Social-Media-Plattformen und Jugendmentalität besser zu verstehen und Lösungsansätze zu entwickeln.