Diese Diagnose ist mehr als selten – sie trifft nur wenige Menschen weltweit. Dennoch zeigt sich Gottschalk kämpferisch. Trotz zahlreicher Operationen und starker Schmerzmittel steht er weiterhin auf der Bühne. „Ich will leben – nicht leiden“, sagte er in einem Interview. Ein Satz, der vielen Betroffenen Mut macht.
Was hinter der Diagnose steckt
Das epitheloide Angiosarkom ist ein bösartiger Tumor, der aus den Zellen der Blut- oder Lymphgefäße entsteht. Es gehört zu den sogenannten vaskulären Sarkomen – Krebserkrankungen, die ihren Ursprung im Gefäßgewebe haben.
Mediziner beschreiben es als eine besonders aggressive Form von Angiosarkomen. Es wächst schnell, bildet früh Metastasen und ist schwer zu behandeln. Besonders häufig tritt es in der Haut, im Weichgewebe oder in Organen wie Leber, Milz oder Blase auf.
Laut der renommierten US-Amerikanischen Mayo Clinic handelt es sich um einen Subtyp, der meist bei Männern im höheren Alter diagnostiziert wird – häufig im siebten Lebensjahrzehnt. Dass nun eine prominente Persönlichkeit wie Thomas Gottschalk betroffen ist, lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Krebsart, die bisher kaum jemand kannte.
Wie sich Epitheloides Angiosarkom bemerkbar macht
Tückisch ist vor allem, dass die Krankheit lange unbemerkt bleiben kann. Je nach Ort des Tumors unterscheiden sich die Symptome deutlich.
An der Haut äußert sich der Krebs oft durch Verfärbungen, die wie ein blauer Fleck aussehen, aber nicht verschwinden. Es können Wunden entstehen, die nicht heilen, oder tastbare Knoten unter der Haut. Auch blutende Stellen bei leichter Berührung sind möglich.
Wächst der Tumor tiefer im Körper – etwa in der Leber, im Herzen oder in der Milz – zeigen sich anfangs kaum Beschwerden. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen, Schwellungen oder eine eingeschränkte Organfunktion auf. Diese Unsichtbarkeit macht die Diagnose so schwierig und oft spät.
Wie die Diagnose gestellt wird
Zunächst erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der Ärzte Veränderungen oder Verhärtungen ertasten. Anschließend folgen bildgebende Verfahren wie MRT oder CT, um Lage und Größe des Tumors zu bestimmen.
Entscheidend ist die Biopsie – also die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe. Im Labor können Pathologen unter dem Mikroskop erkennen, ob die Zellen bösartig sind. Typisch für das epitheloide Angiosarkom sind sogenannte „endotheliale Tumorzellen“, die sich durch spezielle Marker wie CD31 nachweisen lassen.
Da diese Krebsart extrem selten ist, wird sie häufig erst nach mehreren Untersuchungen eindeutig diagnostiziert – manchmal erst, wenn sich der Tumor bereits ausgebreitet hat.
Woher kommt der Krebs?
Die Ursachen sind bis heute nicht vollständig verstanden. Fachärzte nennen mehrere Faktoren, die das Risiko erhöhen können:
- Frühere Bestrahlung: Nach einer Strahlentherapie, etwa bei Brust- oder Prostatakrebs, kann das Risiko für ein Angiosarkom steigen.
- Chronische Lymphödeme: Wenn Lymphgefäße beschädigt oder entfernt wurden – beispielsweise nach Krebsoperationen –, kann sich Flüssigkeit stauen. Dieses anhaltende Ödem kann langfristig zu einer Entartung von Gefäßzellen führen.
- Chemische Stoffe: Langzeitkontakt mit Arsen, Vinylchlorid oder Thoriumdioxid kann ein sogenanntes Leberangiosarkom begünstigen.
- Vererbte Genmutationen: Menschen mit Mutationen in den Genen BRCA1 oder BRCA2 – bekannt aus Brust- und Eierstockkrebs – haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene Tumorarten, darunter auch Angiosarkome.
Oft bleibt jedoch unklar, warum die Krankheit tatsächlich entsteht. Sie gilt medizinisch als „idiopathisch“ – also ohne eindeutig identifizierbare Ursache.
Wie der Krebs behandelt wird
Die Therapie hängt davon ab, wo sich der Tumor befindet, wie groß er ist und ob er gestreut hat.
In der Regel ist eine Operation die erste Wahl. Dabei versuchen die Chirurgen, den Tumor vollständig zu entfernen – inklusive eines Sicherheitsrands aus gesundem Gewebe, um Rückfälle zu vermeiden.
Wenn eine Operation nicht möglich ist oder Krebszellen zurückbleiben, wird meist bestrahlt. Die Strahlentherapie soll verbliebene Zellen zerstören und das Wachstum stoppen.
Zusätzlich kommt häufig Chemotherapie zum Einsatz. Dabei werden Medikamente intravenös oder oral verabreicht, die gezielt Krebszellen angreifen und deren Teilung hemmen.
Ein neuer Ansatz ist die Immuntherapie. Sie stärkt das körpereigene Abwehrsystem, das den Krebs sonst oft nicht erkennt. Indem spezielle Antikörper oder Immunzellen aktiviert werden, kann das Immunsystem die Tumorzellen gezielter bekämpfen.
Da es sich um eine seltene Erkrankung handelt, wird die Behandlung meist in spezialisierten onkologischen Zentren geplant, in denen Chirurgen, Onkologen und Radiologen eng zusammenarbeiten.
Wie stehen die Heilungschancen?
Die Prognose hängt von mehreren Faktoren ab – insbesondere vom Stadium bei Diagnosestellung und der sogenannten Differenzierung des Tumors.
Gut differenzierte Tumoren wachsen langsamer und reagieren besser auf Therapien. Hier liegt die Fünfjahres-Überlebensrate bei bis zu 80 Prozent.
Schlecht differenzierte Formen, die sehr schnell wachsen, haben dagegen eine Überlebensrate von nur rund 10 Prozent.
Da das epitheloide Angiosarkom so selten ist, gibt es nur wenige Studien, die eine exakte Prognose erlauben. Entscheidend sind eine frühe Erkennung, konsequente Therapie und die Erfahrung des behandelnden Ärzteteams.


