Die Volkswirtschaft in Deutschland dürfte in diesem Jahr erstmals seit 2022 wieder ein leichtes Wachstum verzeichnen. Dies geht aus dem Frühjahrsgutachten der Sachverständigenrats hervor, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Die Ökonomen rechnen nun mit einem preisbereinigten BIP-Wachstum von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr; zuvor war von einer Stagnation ausgegangen worden.
Für das Jahr 2026 wurde die Wachstumsprognose hingegen leicht reduziert: Der Sachverständigenrat erwartet nun ein BIP-Wachstum von 0,9 Prozent, nachdem zuvor 1,0 Prozent prognostiziert wurden. Das Wachstum soll maßgeblich durch steigende staatliche Ausgaben sowie eine kalenderbedingt hohe Anzahl an Arbeitstagen mitgetragen werden.
Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrates, betonte die Notwendigkeit, angesichts der aktuellen Herausforderungen neue wachstums- und sicherheitspolitische Perspektiven für Deutschland zu entwickeln. Dabei hob sie hervor, dass die Chancen des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität nicht ungenutzt bleiben dürften.
Kritik übte das Gremium unter anderem an der Umsetzung des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK). Die aktuell geplanten Ausgaben des Sondervermögens hätten nur eine geringe positive Wirkung auf das BIP, da es bislang hauptsächlich für Umschichtungen im Haushalt und zur Finanzierung konsumtiver Ausgaben genutzt werde. Die Wirkung wäre deutlich größer, wenn die Mittel vollständig für zusätzliche Ausgaben und Investitionen eingesetzt würden.
Die jüngst beschlossene Senkung der Unternehmensteuern werde Investitionen und BIP-Wachstum moderat erhöhen, so der Sachverständigenrat weiter. Eine neutralere Gestaltung der Besteuerung könnte sich jedoch deutlich stärker auswirken. Darüber hinaus sprachen sich die Ökonomen in Deutschland für eine Stärkung des privaten Vermögensaufbaus aus, insbesondere im Bereich der Altersvorsorge. Um eine Besteuerung stärker am Leistungsfähigkeitsprinzip auszurichten, sollten Erbschaften und Schenkungen gleichmäßiger besteuert werden.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)
