Gaza liegt weiterhin in Trümmern, mit einer Infrastruktur, die weitgehend zerstört ist und kaum noch ein überlebensfähiges Umfeld bietet. Dies ist die dramatische Einschätzung von Mirjana Spoljaric, der Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Ihrer Ansicht nach ist „massive humanitäre Hilfe“ dringend erforderlich, noch bevor überhaupt an einen Wiederaufbau gedacht werden kann, wie sie gegenüber dem „Spiegel“ betonte.
Spoljaric distanzierte sich in diesem Kontext klar von Äußerungen, die eine Beendigung des Konflikts im Nahen Osten suggerieren. Sie stellte klar: „Ich bin nicht Politikerin, sondern Präsidentin einer humanitären Organisation“. Damit unterstrich sie die unabhängige und neutrale Rolle des IKRK in dem Konflikt.
Die gegenwärtige Waffenruhe bezeichnete Spoljaric als „fragil“. Ihre größte Sorge gilt einem möglichen Zusammenbruch dieser Vereinbarung. Angesichts der Entwürdigung, die viele Menschen bereits erfahren haben, befürchtet sie, dass ein erneuter Konflikt in der bisherigen Intensität „wenig Hoffnung dafür“ ließe, dass sich die Lage „irgendwann nochmal wieder gut“ entwickeln könnte.
Das IKRK spielte in den vergangenen Wochen eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung der Freilassung von Geiseln und palästinensischen Gefangenen. Spoljaric beschrieb diese Operation, die sie selbst als „enorm heikel und gefährlich“ empfand und ihr eigenen Angaben zufolge kaum Schlaf gönnte, als Erfolg langjähriger Bemühungen. Die konsequente „Beharren auf Neutralität und Vertraulichkeit“ sowie die jahrelangen Gespräche mit allen Konfliktparteien hätten sich ausgezahlt, trotz „massiver Kritik“. Das IKRK habe bewiesen, dass „es nur so geht – und dass sonst niemand diese Rolle übernehmen konnte.“
Abschließend richtete Spoljaric einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft, die finanzielle Unterstützung für humanitäre Hilfe in Gaza zu erhöhen. Sie warnte, dass die „Kosten steigen, während die Budgets schrumpfen“ und ohne ausreichende Mittel die lebensnotwendige Arbeit des IKRK nicht fortgesetzt werden kann.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)