Was in den letzten Minuten geschah
Laut Abschlussbericht der französischen Behörde BEA hatte sich der Co-Pilot Andreas Lubitz im Cockpit eingeschlossen, nachdem der Flugkapitän es kurz verlassen hatte. Binnen Sekunden stellte Lubitz den Autopiloten auf 100 Fuß – die Maschine begann zu sinken.
Versuche des Kapitäns, ins Cockpit zurückzukehren, blieben erfolglos. Auch Notrufe und Warnungen der Flugsicherung wurden nicht beantwortet. Die Cockpit-Tür war seit den Anschlägen vom 11. September 2001 gesichert – ein Zugang von außen nicht mehr möglich.
Um 10:41 Uhr schlug der Airbus A320 mit hoher Geschwindigkeit in das Bergmassiv Trois-Évêchés. Es gab keine Überlebenden.
Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de, CC BY-SA 3.0 de, Link
Staatsanwalt: „Es gibt überhaupt keinen Zweifel“
Im Februar 2025 äußerte sich Christoph Kumpa, der damalige zuständige Staatsanwalt in Düsseldorf, in einem Interview mit dem Luftfahrtmagazin Austrian Wings erneut zur Ursache des Absturzes:
„Nein, es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass der Co-Pilot für den Absturz verantwortlich ist. […] Der Co-Pilot war verpflichtet, diesen Umstand seinem Arbeitgeber mitzuteilen, was er nicht getan hat – und zwar offensichtlich bewusst nicht getan hat.“
Die Ermittlungen zeigten: Lubitz hatte sich zuvor online über Methoden der Selbsttötung informiert, Medikamente eingenommen und eine Patientenverfügung ausgefüllt – mit handschriftlichem Vermerk für den Fall einer Erblindung. In seinem Umfeld sprach er über Ängste, seine Karriere als Pilot sei durch eine mögliche Krankheit gefährdet.
Systemfehler und Verantwortung – wer hätte es verhindern können?
Die Frage nach der Verantwortung bewegt Hinterbliebene bis heute. 2023 reichten 32 Angehörige Klage auf Schmerzensgeld gegen die Bundesrepublik Deutschland ein. Der Vorwurf: mangelhafte medizinische Kontrolle durch das Luftfahrt-Bundesamt (LBA).
Ein EU–Bericht hatte das LBA bereits nach dem Absturz wegen fehlender Aufsichtsmechanismen kritisiert. So sollen flugmedizinische Einrichtungen sich selbst kontrolliert haben. Eine gesetzliche Nachbesserung gab es seither – aber keine vollständige Aufarbeitung.
Gedenken in Haltern am See, Le Vernet und Düsseldorf
Besonders betroffen war die Stadt Haltern am See in Nordrhein-Westfalen. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums kamen bei dem Absturz ums Leben – sie waren auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch in Spanien. Die Schule richtete einen Gedenkraum ein, in der Stadt erinnern heute mehrere Gedenkstätten an die Opfer.
Foto: Von Elke Wetzig – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Auch am Absturzort in Le Vernet wurde ein Mahnmal errichtet: eine fünf Meter große Sonnenkugel aus 149 goldenen Aluminium-Elementen – für jedes der Opfer ein Zeichen. Ein Gemeinschaftsgrab birgt die Überreste, die nicht identifiziert werden konnten.
Am Düsseldorfer Flughafen erinnert eine Gedenktafel an den Flug 4U9525 mit der Inschrift: „Stärker als der Tod ist die Liebe.“
Foto: Andreas Schwarzkopf – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
ARD-Doku wirft erneut Fragen auf
Zum zehnten Jahrestag zeigt die ARD die vierteilige Crime-Doku „Der Germanwings-Absturz – Chronologie eines Verbrechens“. Darin kommen Hinterbliebene zu Wort, die Ermittlungen werden rekonstruiert – und zentrale Fragen nach der Verantwortung und dem Zustand des Co-Piloten erneut gestellt.
In Folge 3 „Der Schmerz“ wird der lange Weg der Identifikation und die Rückführung der Opfer nach Deutschland gezeigt. In „Die Schuld“ geht es um mögliche Versäumnisse im System und die psychische Krankengeschichte des Co-Piloten.
Alle vier Folgen sind seit dem 28. Januar 2025 in der ARD Mediathek abrufbar.