Schoko-Schock im Supermarkt
Wer im Supermarkt zur gewohnten Milka-Tafel greift, erwartet 100 Gramm – so wie seit Jahrzehnten. Doch beim genaueren Blick auf die Packung kommt die Überraschung: Nur noch 90 Gramm stecken in der Tafel. Das Design? Unverändert. Farbe, Logo, Schriftzug – alles wie immer.
Der einzige Hinweis auf die Schrumpfung ist ein winziger Aufdruck auf der Vorderseite. Doch der ist oft kaum lesbar – und in vielen Regalen sogar von den Kartonlaschen verdeckt. Für die meisten Kunden bedeutet das: Sie merken erst an der Kasse, dass sie weniger Schokolade für den gleichen oder sogar einen höheren Preis bekommen.
Verbraucherzentrale greift durch
Die Verbraucherzentrale Hamburg reagiert auf zahlreiche Beschwerden. Jetzt zieht sie vor das Landgericht Bremen. Ihr Ziel: Klarheit und Konsequenzen.
Die Argumentation ist deutlich: Die Reduzierung der Füllmenge ohne deutlichen Hinweis sei eine versteckte Preiserhöhung, die Verbraucher in die Irre führe. Schon in der Vergangenheit haben Gerichte bei ähnlichen Fällen im Sinne der Verbraucher entschieden. 2024 wurde der Margarine-Hersteller Upfield verurteilt, seine Sanella-Produkte klar zu kennzeichnen, nachdem die Füllmenge heimlich verringert worden war.
So trickst der Hersteller
Mondelez, der Konzern hinter Milka, verweist auf „wirtschaftliche Notwendigkeiten“. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, habe man das Gewicht mancher Tafeln angepasst. Doch die Verbraucherschützer sehen das anders: Für sie ist es ein klarer Versuch, Preiserhöhungen zu verschleiern.
Hinzu kommt: Schon in der Vergangenheit geriet Milka in die Kritik. Immer wieder tauchten Produkte des Unternehmens auf der „Mogelpackungsliste“ auf. Die Tuc Bake Rolls des Konzerns wurden sogar zur „Mogelpackung des Jahres“ gekürt.
Forderung nach klaren Regeln
Für die Verbraucherschützer ist der aktuelle Fall ein weiterer Beweis dafür, dass die Politik handeln muss. Sie fordern:
- Gut sichtbare Warnhinweise auf allen Packungen mit reduzierter Füllmenge – mindestens für sechs Monate.
- Angepasste Verpackungsgrößen, damit Kunden die Änderung sofort erkennen.
- Strengere Vorschriften, um Tricksereien bei Preis und Füllmenge zu verhindern.
Bis es soweit ist, empfehlen Experten, beim Einkauf immer die Gramm-Angabe zu prüfen – auch bei vertrauten Markenprodukten.
Preistricks überall
Das Problem betrifft nicht nur Milka. In der bundesweiten Mogelpackungsliste sind mittlerweile hunderte Produkte dokumentiert, bei denen der Inhalt reduziert, die Verpackung gleichgelassen und der Preis beibehalten oder sogar erhöht wurde.
Von Snacks über Getränke bis hin zu Molkereiprodukten – viele Hersteller nutzen die Unachtsamkeit der Verbraucher aus. Die Folge: Mehr Umsatz bei weniger Produkt, während viele Kunden im Glauben bleiben, alles sei wie immer.
So geht es jetzt weiter
Die Klage der Verbraucherzentrale Hamburg könnte Signalwirkung haben. Sollte das Landgericht Bremen im Sinne der Verbraucher entscheiden, müssten Hersteller künftig bei jeder Änderung der Füllmenge deutlich sichtbar darauf hinweisen. Für Mondelez könnte das nicht nur eine teure, sondern auch eine imagegefährdende Niederlage werden.